warme Verfechter derselben. Die Frage war, ob sie ihre Meinung geltend machen würden.
Zuerst, denn sehr systematisch ging man zu Werke, sprach man von der Offenbarung selbst, den Quellen, aus denen die Kenntniß derselben zu schöpfen sey. Gleich hier erhoben sich einige Stimmen in der Richtung des Prote- stantismus. Der Bischof Nachianti von Chiozza wollte von nichts, als von der Schrift hören: in dem Evange- lium stehe alles geschrieben, was zu unserer Seligkeit noth- wendig. Allein er hatte eine ungeheure Majorität wider sich. Man faßte den Beschluß, die ungeschriebenen Tradi- tionen, die aus dem Munde Christi empfangen, unter dem Schutze des heiligen Geistes bis auf die neueste Zeit fort- gepflanzt worden, seyen mit gleicher Verehrung anzunehmen wie die heilige Schrift. In Hinsicht dieser wies man nicht einmal auf die Grundtexte zurück. Man erkannte in der Vulgata die authentische Uebersetzung derselben an, und ver- sprach nur, daß sie ins Künftige auf das sorgfältigste ge- druckt werden solle 1).
Nachdem dergestalt der Grund gelegt worden, nicht mit Unrecht ward gesagt, es sey die Hälfte des Weges, kam man an jenes entscheidende Lehrstück von der Rechtferti- gung und die damit zusammenhängenden Doctrinen. An diese Streitfrage knüpfte sich das vornehmste Interesse.
Denn nicht Wenige gab es in der That noch auf dem
1)Conc. Tridentini Sessio IV.: "in publicis lectionibus dis- putationibus praedicationibus et expositionibus pro authentica [h]abeatur." Verbessert soll sie gedruckt werden posthac, nicht ganz wie Pallavicini hat: quanto si potesse piu tosto. VI, 15, 2.
BuchII.Regeneration des Katholicismus.
warme Verfechter derſelben. Die Frage war, ob ſie ihre Meinung geltend machen wuͤrden.
Zuerſt, denn ſehr ſyſtematiſch ging man zu Werke, ſprach man von der Offenbarung ſelbſt, den Quellen, aus denen die Kenntniß derſelben zu ſchoͤpfen ſey. Gleich hier erhoben ſich einige Stimmen in der Richtung des Prote- ſtantismus. Der Biſchof Nachianti von Chiozza wollte von nichts, als von der Schrift hoͤren: in dem Evange- lium ſtehe alles geſchrieben, was zu unſerer Seligkeit noth- wendig. Allein er hatte eine ungeheure Majoritaͤt wider ſich. Man faßte den Beſchluß, die ungeſchriebenen Tradi- tionen, die aus dem Munde Chriſti empfangen, unter dem Schutze des heiligen Geiſtes bis auf die neueſte Zeit fort- gepflanzt worden, ſeyen mit gleicher Verehrung anzunehmen wie die heilige Schrift. In Hinſicht dieſer wies man nicht einmal auf die Grundtexte zuruͤck. Man erkannte in der Vulgata die authentiſche Ueberſetzung derſelben an, und ver- ſprach nur, daß ſie ins Kuͤnftige auf das ſorgfaͤltigſte ge- druckt werden ſolle 1).
Nachdem dergeſtalt der Grund gelegt worden, nicht mit Unrecht ward geſagt, es ſey die Haͤlfte des Weges, kam man an jenes entſcheidende Lehrſtuͤck von der Rechtferti- gung und die damit zuſammenhaͤngenden Doctrinen. An dieſe Streitfrage knuͤpfte ſich das vornehmſte Intereſſe.
Denn nicht Wenige gab es in der That noch auf dem
1)Conc. Tridentini Sessio IV.: „in publicis lectionibus dis- putationibus praedicationibus et expositionibus pro authentica [h]abeatur.“ Verbeſſert ſoll ſie gedruckt werden posthac, nicht ganz wie Pallavicini hat: quanto si potesse piu tosto. VI, 15, 2.
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Buch II. Regeneration des Katholicismus.
warme Verfechter derſelben. Die Frage war, ob ſie ihre
Meinung geltend machen wuͤrden.
Zuerſt, denn ſehr ſyſtematiſch ging man zu Werke,
ſprach man von der Offenbarung ſelbſt, den Quellen, aus
denen die Kenntniß derſelben zu ſchoͤpfen ſey. Gleich hier
erhoben ſich einige Stimmen in der Richtung des Prote-
ſtantismus. Der Biſchof Nachianti von Chiozza wollte
von nichts, als von der Schrift hoͤren: in dem Evange-
lium ſtehe alles geſchrieben, was zu unſerer Seligkeit noth-
wendig. Allein er hatte eine ungeheure Majoritaͤt wider
ſich. Man faßte den Beſchluß, die ungeſchriebenen Tradi-
tionen, die aus dem Munde Chriſti empfangen, unter dem
Schutze des heiligen Geiſtes bis auf die neueſte Zeit fort-
gepflanzt worden, ſeyen mit gleicher Verehrung anzunehmen
wie die heilige Schrift. In Hinſicht dieſer wies man nicht
einmal auf die Grundtexte zuruͤck. Man erkannte in der
Vulgata die authentiſche Ueberſetzung derſelben an, und ver-
ſprach nur, daß ſie ins Kuͤnftige auf das ſorgfaͤltigſte ge-
druckt werden ſolle 1).
Nachdem dergeſtalt der Grund gelegt worden, nicht mit
Unrecht ward geſagt, es ſey die Haͤlfte des Weges, kam
man an jenes entſcheidende Lehrſtuͤck von der Rechtferti-
gung und die damit zuſammenhaͤngenden Doctrinen. An
dieſe Streitfrage knuͤpfte ſich das vornehmſte Intereſſe.
Denn nicht Wenige gab es in der That noch auf dem
1) Conc. Tridentini Sessio IV.: „in publicis lectionibus dis-
putationibus praedicationibus et expositionibus pro authentica
habeatur.“ Verbeſſert ſoll ſie gedruckt werden posthac, nicht ganz
wie Pallavicini hat: quanto si potesse piu tosto. VI, 15, 2.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/224>, abgerufen am 21.11.2024.
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