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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Paul III.
auch die Farnesen nicht mehr an sich. Um keinen Preis
wollten sie sich eines Herzogthums berauben lassen, das
sie den unabhängigen Fürsten von Italien gleich stellte.
Ottavio machte einen Versuch, Parma dem Papst zum
Trotz mit List oder mit Gewalt in seine Hände zu bekom-
men. Camillo betrug sich geschickt und entschlossen genug,
um dieß noch zu hintertreiben. Was mußte aber Paul III.
empfinden, als er es erfuhr! Dem alten Mann war es
aufbehalten, daß seine Enkel, denen er eine so große Vor-
liebe gewidmet, zu deren Gunsten er den Tadel der Welt
auf sich geladen hatte, jetzt am Ende seiner Tage sich ge-
gen ihn empörten! Selbst der gescheiterte Versuch brachte
Ottavio nicht von seinem Vorhaben ab. Er schrieb dem
Papste gradezu, wenn er Parma nicht in Güte wiederbe-
komme, so werde er mit Ferrante Gonzaga Friede machen,
und es mit kaiserlichen Waffen einzunehmen suchen. Und
in der That waren seine Unterhandlungen mit diesem Tod-
feinde seines Hauses schon sehr weit gediehen: ein Courier
war mit den bestimmten Vorschlägen an den Kaiser abge-
gangen 1). Der Papst klagte laut, er werde von den Seini-
gen verrathen: ihre Handlungen seyen so beschaffen, daß
sein Tod daraus erfolgen müsse. Am tiefsten verwundete
ihn, daß sich das Gerücht erhob, er habe insgeheim selbst
Kenntniß von den Unternehmungen Ottavio's und einen
seinen Aeußerungen widersprechenden Antheil daran. Er
sagte dem Cardinal Este, niemals, in seinem ganzen Le-
ben, habe ihn etwas dergestalt gekränkt, selbst nicht der

1) Gosellini: Vita di Ferr. Gonzaga p. 65.

Paul III.
auch die Farneſen nicht mehr an ſich. Um keinen Preis
wollten ſie ſich eines Herzogthums berauben laſſen, das
ſie den unabhaͤngigen Fuͤrſten von Italien gleich ſtellte.
Ottavio machte einen Verſuch, Parma dem Papſt zum
Trotz mit Liſt oder mit Gewalt in ſeine Haͤnde zu bekom-
men. Camillo betrug ſich geſchickt und entſchloſſen genug,
um dieß noch zu hintertreiben. Was mußte aber Paul III.
empfinden, als er es erfuhr! Dem alten Mann war es
aufbehalten, daß ſeine Enkel, denen er eine ſo große Vor-
liebe gewidmet, zu deren Gunſten er den Tadel der Welt
auf ſich geladen hatte, jetzt am Ende ſeiner Tage ſich ge-
gen ihn empoͤrten! Selbſt der geſcheiterte Verſuch brachte
Ottavio nicht von ſeinem Vorhaben ab. Er ſchrieb dem
Papſte gradezu, wenn er Parma nicht in Guͤte wiederbe-
komme, ſo werde er mit Ferrante Gonzaga Friede machen,
und es mit kaiſerlichen Waffen einzunehmen ſuchen. Und
in der That waren ſeine Unterhandlungen mit dieſem Tod-
feinde ſeines Hauſes ſchon ſehr weit gediehen: ein Courier
war mit den beſtimmten Vorſchlaͤgen an den Kaiſer abge-
gangen 1). Der Papſt klagte laut, er werde von den Seini-
gen verrathen: ihre Handlungen ſeyen ſo beſchaffen, daß
ſein Tod daraus erfolgen muͤſſe. Am tiefſten verwundete
ihn, daß ſich das Geruͤcht erhob, er habe insgeheim ſelbſt
Kenntniß von den Unternehmungen Ottavio’s und einen
ſeinen Aeußerungen widerſprechenden Antheil daran. Er
ſagte dem Cardinal Eſte, niemals, in ſeinem ganzen Le-
ben, habe ihn etwas dergeſtalt gekraͤnkt, ſelbſt nicht der

1) Gosellini: Vita di Ferr. Gonzaga p. 65.
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[267/0293] Paul III. auch die Farneſen nicht mehr an ſich. Um keinen Preis wollten ſie ſich eines Herzogthums berauben laſſen, das ſie den unabhaͤngigen Fuͤrſten von Italien gleich ſtellte. Ottavio machte einen Verſuch, Parma dem Papſt zum Trotz mit Liſt oder mit Gewalt in ſeine Haͤnde zu bekom- men. Camillo betrug ſich geſchickt und entſchloſſen genug, um dieß noch zu hintertreiben. Was mußte aber Paul III. empfinden, als er es erfuhr! Dem alten Mann war es aufbehalten, daß ſeine Enkel, denen er eine ſo große Vor- liebe gewidmet, zu deren Gunſten er den Tadel der Welt auf ſich geladen hatte, jetzt am Ende ſeiner Tage ſich ge- gen ihn empoͤrten! Selbſt der geſcheiterte Verſuch brachte Ottavio nicht von ſeinem Vorhaben ab. Er ſchrieb dem Papſte gradezu, wenn er Parma nicht in Guͤte wiederbe- komme, ſo werde er mit Ferrante Gonzaga Friede machen, und es mit kaiſerlichen Waffen einzunehmen ſuchen. Und in der That waren ſeine Unterhandlungen mit dieſem Tod- feinde ſeines Hauſes ſchon ſehr weit gediehen: ein Courier war mit den beſtimmten Vorſchlaͤgen an den Kaiſer abge- gangen 1). Der Papſt klagte laut, er werde von den Seini- gen verrathen: ihre Handlungen ſeyen ſo beſchaffen, daß ſein Tod daraus erfolgen muͤſſe. Am tiefſten verwundete ihn, daß ſich das Geruͤcht erhob, er habe insgeheim ſelbſt Kenntniß von den Unternehmungen Ottavio’s und einen ſeinen Aeußerungen widerſprechenden Antheil daran. Er ſagte dem Cardinal Eſte, niemals, in ſeinem ganzen Le- ben, habe ihn etwas dergeſtalt gekraͤnkt, ſelbſt nicht der 1) Gosellini: Vita di Ferr. Gonzaga p. 65.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/293>, abgerufen am 22.11.2024.