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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Angriff auf England.
Momente zu unterscheiden. Nicht mit einer einfachen Be-
theuerung ließen sich die Inquisitoren der Königin abwei-
sen. Sie forderten eine Erklärung, ob der Fluch, welchen
Pius V. über die Königin ausgesprochen, rechtmäßig sey
und einen Engländer verpflichte: die Gefangenen sollten sa-
gen, wenn der Papst sie von dem Eide der Treue entbinde
und England angreife, was sie dann thun, auf welche
Seite sie sich halten würden. Die armen geängstigten Leute
wußten nicht, wie sie sich herauswinden sollten. Sie ant-
worteten wohl, sie würden dem Kaiser geben was des Kai-
sers und Gott was Gottes sey, aber diese Ausflucht selbst
nahmen ihre Richter für ein Geständniß. Und so erfüll-
ten sich die Gefängnisse: Hinrichtung erfolgte auf Hinrich-
tung: auch der Katholicismus bekam seine Märtyrer: --
man hat ihre Anzahl unter der Regierung der Elisabeth
auf ungefähr 200 schätzen wollen. Natürlich ward damit
der Eifer der Missionarien doch nicht unterdrückt: mit der
Strenge der Gesetze wuchs die Anzahl der Widerspenstigen,
der Recusanten, wie man sie nannte, wuchs auch ihre Er-
bitterung: an den Hof selbst gelangten Flugschriften, in de-
nen die That der Judith an Holofernes als ein nachah-
mungswürdiges Beispiel von Gottesfurcht und Heldenmuth
aufgestellt wurde: noch immer wandten sich die Blicke der
Meisten nach der gefangenen Königin von Schottland, die
ja den päpstlichen Aussprüchen zufolge die rechtmäßige Für-
stin von England war: sie hofften noch immer einen allge-
meinen Umschwung der Dinge von einem Angriff der ka-
tholischen Mächte. In Italien und Spanien wurden die
herbsten Darstellungen der Grausamkeiten verbreitet, denen

Päpste* 11

Angriff auf England.
Momente zu unterſcheiden. Nicht mit einer einfachen Be-
theuerung ließen ſich die Inquiſitoren der Koͤnigin abwei-
ſen. Sie forderten eine Erklaͤrung, ob der Fluch, welchen
Pius V. uͤber die Koͤnigin ausgeſprochen, rechtmaͤßig ſey
und einen Englaͤnder verpflichte: die Gefangenen ſollten ſa-
gen, wenn der Papſt ſie von dem Eide der Treue entbinde
und England angreife, was ſie dann thun, auf welche
Seite ſie ſich halten wuͤrden. Die armen geaͤngſtigten Leute
wußten nicht, wie ſie ſich herauswinden ſollten. Sie ant-
worteten wohl, ſie wuͤrden dem Kaiſer geben was des Kai-
ſers und Gott was Gottes ſey, aber dieſe Ausflucht ſelbſt
nahmen ihre Richter fuͤr ein Geſtaͤndniß. Und ſo erfuͤll-
ten ſich die Gefaͤngniſſe: Hinrichtung erfolgte auf Hinrich-
tung: auch der Katholicismus bekam ſeine Maͤrtyrer: —
man hat ihre Anzahl unter der Regierung der Eliſabeth
auf ungefaͤhr 200 ſchaͤtzen wollen. Natuͤrlich ward damit
der Eifer der Miſſionarien doch nicht unterdruͤckt: mit der
Strenge der Geſetze wuchs die Anzahl der Widerſpenſtigen,
der Recuſanten, wie man ſie nannte, wuchs auch ihre Er-
bitterung: an den Hof ſelbſt gelangten Flugſchriften, in de-
nen die That der Judith an Holofernes als ein nachah-
mungswuͤrdiges Beiſpiel von Gottesfurcht und Heldenmuth
aufgeſtellt wurde: noch immer wandten ſich die Blicke der
Meiſten nach der gefangenen Koͤnigin von Schottland, die
ja den paͤpſtlichen Ausſpruͤchen zufolge die rechtmaͤßige Fuͤr-
ſtin von England war: ſie hofften noch immer einen allge-
meinen Umſchwung der Dinge von einem Angriff der ka-
tholiſchen Maͤchte. In Italien und Spanien wurden die
herbſten Darſtellungen der Grauſamkeiten verbreitet, denen

Päpſte* 11
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[161/0173] Angriff auf England. Momente zu unterſcheiden. Nicht mit einer einfachen Be- theuerung ließen ſich die Inquiſitoren der Koͤnigin abwei- ſen. Sie forderten eine Erklaͤrung, ob der Fluch, welchen Pius V. uͤber die Koͤnigin ausgeſprochen, rechtmaͤßig ſey und einen Englaͤnder verpflichte: die Gefangenen ſollten ſa- gen, wenn der Papſt ſie von dem Eide der Treue entbinde und England angreife, was ſie dann thun, auf welche Seite ſie ſich halten wuͤrden. Die armen geaͤngſtigten Leute wußten nicht, wie ſie ſich herauswinden ſollten. Sie ant- worteten wohl, ſie wuͤrden dem Kaiſer geben was des Kai- ſers und Gott was Gottes ſey, aber dieſe Ausflucht ſelbſt nahmen ihre Richter fuͤr ein Geſtaͤndniß. Und ſo erfuͤll- ten ſich die Gefaͤngniſſe: Hinrichtung erfolgte auf Hinrich- tung: auch der Katholicismus bekam ſeine Maͤrtyrer: — man hat ihre Anzahl unter der Regierung der Eliſabeth auf ungefaͤhr 200 ſchaͤtzen wollen. Natuͤrlich ward damit der Eifer der Miſſionarien doch nicht unterdruͤckt: mit der Strenge der Geſetze wuchs die Anzahl der Widerſpenſtigen, der Recuſanten, wie man ſie nannte, wuchs auch ihre Er- bitterung: an den Hof ſelbſt gelangten Flugſchriften, in de- nen die That der Judith an Holofernes als ein nachah- mungswuͤrdiges Beiſpiel von Gottesfurcht und Heldenmuth aufgeſtellt wurde: noch immer wandten ſich die Blicke der Meiſten nach der gefangenen Koͤnigin von Schottland, die ja den paͤpſtlichen Ausſpruͤchen zufolge die rechtmaͤßige Fuͤr- ſtin von England war: ſie hofften noch immer einen allge- meinen Umſchwung der Dinge von einem Angriff der ka- tholiſchen Maͤchte. In Italien und Spanien wurden die herbſten Darſtellungen der Grauſamkeiten verbreitet, denen Päpſte* 11

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/173>, abgerufen am 24.11.2024.