Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Lage des Protestantismus um das Jahr 1563. "Ein polnischer Edelmann sey dem König nicht unterworfen:sollte er es dem Papste seyn?" Es kam so weit, daß Protestanten in die bischöflichen Stellen drangen, daß sie noch unter Siegmund August die Majorität in dem Se- nate bildeten. Dieser Fürst war ohne Zweifel katholisch: er hörte alle Tage die Messe, alle Sonntag die katholische Pre- digt: er stimmte selbst mit den Sängern seines Chors das Benedictus an: er hielt die Zeiten der Beichte und des Abendmahls, das er unter Einer Gestalt empfing; allein, was man an seinem Hofe, in seinem Lande glaube, schien ihm wenig zu kümmern: sich die letzten Jahre seines Lebens mit dem Kampfe gegen eine so mächtig vordringende Ueber- zeugung zu verbittern war er nicht gesonnen 1). Wenigstens förderte es in den benachbarten ungarischen 1) Relatione di Polonia del Vescovo di Camerino, ungef.
1555. Ms. der Bibliothek Chigi: A molti di questi (die am Hofe leben) comporta che vivano come li piace, perche si vede, che S. Maesta e tanto benigna che non vorria mai far cosa che dispiacesse ad alcuno, ed io vorrei che nelle cose della religione fosse un poco piu severa. Lage des Proteſtantismus um das Jahr 1563. „Ein polniſcher Edelmann ſey dem Koͤnig nicht unterworfen:ſollte er es dem Papſte ſeyn?“ Es kam ſo weit, daß Proteſtanten in die biſchoͤflichen Stellen drangen, daß ſie noch unter Siegmund Auguſt die Majoritaͤt in dem Se- nate bildeten. Dieſer Fuͤrſt war ohne Zweifel katholiſch: er hoͤrte alle Tage die Meſſe, alle Sonntag die katholiſche Pre- digt: er ſtimmte ſelbſt mit den Saͤngern ſeines Chors das Benedictus an: er hielt die Zeiten der Beichte und des Abendmahls, das er unter Einer Geſtalt empfing; allein, was man an ſeinem Hofe, in ſeinem Lande glaube, ſchien ihm wenig zu kuͤmmern: ſich die letzten Jahre ſeines Lebens mit dem Kampfe gegen eine ſo maͤchtig vordringende Ueber- zeugung zu verbittern war er nicht geſonnen 1). Wenigſtens foͤrderte es in den benachbarten ungariſchen 1) Relatione di Polonia del Vescovo di Camerino, ungef.
1555. Ms. der Bibliothek Chigi: A molti di questi (die am Hofe leben) comporta che vivano come li piace, perchè si vede, che S. Maestà è tanto benigna che non vorria mai far cosa che dispiacesse ad alcuno, ed io vorrei che nelle cose della religione fosse un poco più severa. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0019" n="7"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Lage des Proteſtantismus um das Jahr 1563</hi>.</fw><lb/> „Ein polniſcher Edelmann ſey dem Koͤnig nicht unterworfen:<lb/> ſollte er es dem Papſte ſeyn?“ Es kam ſo weit, daß<lb/> Proteſtanten in die biſchoͤflichen Stellen drangen, daß ſie<lb/> noch unter Siegmund Auguſt die Majoritaͤt in dem Se-<lb/> nate bildeten. Dieſer Fuͤrſt war ohne Zweifel katholiſch: er<lb/> hoͤrte alle Tage die Meſſe, alle Sonntag die katholiſche Pre-<lb/> digt: er ſtimmte ſelbſt mit den Saͤngern ſeines Chors das<lb/> Benedictus an: er hielt die Zeiten der Beichte und des<lb/> Abendmahls, das er unter Einer Geſtalt empfing; allein,<lb/> was man an ſeinem Hofe, in ſeinem Lande glaube, ſchien<lb/> ihm wenig zu kuͤmmern: ſich die letzten Jahre ſeines Lebens<lb/> mit dem Kampfe gegen eine ſo maͤchtig vordringende Ueber-<lb/> zeugung zu verbittern war er nicht geſonnen <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Relatione di Polonia del Vescovo di Camerino,</hi> ungef.<lb/> 1555. <hi rendition="#aq">Ms.</hi> der Bibliothek Chigi: <hi rendition="#aq">A molti di questi</hi> (die am Hofe<lb/> leben) <hi rendition="#aq">comporta che vivano come li piace, perchè si vede, che<lb/> S. Maestà è tanto benigna che non vorria mai far cosa che<lb/> dispiacesse ad alcuno, ed io vorrei che nelle cose della religione<lb/> fosse un poco più severa.</hi></note>.</p><lb/> <p>Wenigſtens foͤrderte es in den benachbarten ungariſchen<lb/> Gebieten die Regierung nicht, daß ſie einen ſolchen Kampf<lb/> verſuchte. Niemals vermochte Ferdinand <hi rendition="#aq">I.</hi> den ungariſchen<lb/> Reichstag zu Beſchluͤſſen zu bringen, die dem Proteſtantismus<lb/> unguͤnſtig geweſen waͤren. Im Jahre 1554 ward ein Lu-<lb/> theraner zum Palatin des Reiches gewaͤhlt: ſelbſt dem hel-<lb/> vetiſchen Bekenntniß im Erlauer Thal mußten bald darauf<lb/> Verguͤnſtigungen zugeſtanden werden. Siebenbuͤrgen trennte<lb/> ſich ganz; durch einen foͤrmlichen Landtagsbeſchluß wurden<lb/> dort im Jahre 1556 die geiſtlichen Guͤter eingezogen; die<lb/> Fuͤrſtin nahm ſogar den groͤßten Theil der Zehnten an ſich.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0019]
Lage des Proteſtantismus um das Jahr 1563.
„Ein polniſcher Edelmann ſey dem Koͤnig nicht unterworfen:
ſollte er es dem Papſte ſeyn?“ Es kam ſo weit, daß
Proteſtanten in die biſchoͤflichen Stellen drangen, daß ſie
noch unter Siegmund Auguſt die Majoritaͤt in dem Se-
nate bildeten. Dieſer Fuͤrſt war ohne Zweifel katholiſch: er
hoͤrte alle Tage die Meſſe, alle Sonntag die katholiſche Pre-
digt: er ſtimmte ſelbſt mit den Saͤngern ſeines Chors das
Benedictus an: er hielt die Zeiten der Beichte und des
Abendmahls, das er unter Einer Geſtalt empfing; allein,
was man an ſeinem Hofe, in ſeinem Lande glaube, ſchien
ihm wenig zu kuͤmmern: ſich die letzten Jahre ſeines Lebens
mit dem Kampfe gegen eine ſo maͤchtig vordringende Ueber-
zeugung zu verbittern war er nicht geſonnen 1).
Wenigſtens foͤrderte es in den benachbarten ungariſchen
Gebieten die Regierung nicht, daß ſie einen ſolchen Kampf
verſuchte. Niemals vermochte Ferdinand I. den ungariſchen
Reichstag zu Beſchluͤſſen zu bringen, die dem Proteſtantismus
unguͤnſtig geweſen waͤren. Im Jahre 1554 ward ein Lu-
theraner zum Palatin des Reiches gewaͤhlt: ſelbſt dem hel-
vetiſchen Bekenntniß im Erlauer Thal mußten bald darauf
Verguͤnſtigungen zugeſtanden werden. Siebenbuͤrgen trennte
ſich ganz; durch einen foͤrmlichen Landtagsbeſchluß wurden
dort im Jahre 1556 die geiſtlichen Guͤter eingezogen; die
Fuͤrſtin nahm ſogar den groͤßten Theil der Zehnten an ſich.
1) Relatione di Polonia del Vescovo di Camerino, ungef.
1555. Ms. der Bibliothek Chigi: A molti di questi (die am Hofe
leben) comporta che vivano come li piace, perchè si vede, che
S. Maestà è tanto benigna che non vorria mai far cosa che
dispiacesse ad alcuno, ed io vorrei che nelle cose della religione
fosse un poco più severa.
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