dieß auch auf den Universitäten geschehen mußte. Es war eine Anordnung, welche von Lainez vorgeschlagen, von dem Papst gebilligt worden, und die nun in Deutschland haupt- sächlich durch den Eifer des Canisius ins Werk gesetzt ward. Nicht allein sollten keine Anstellungen, es sollten selbst keine Grade, auch nicht in der medicinischen Facultät, ohne die Unterschrift der Professio ertheilt werden. Die erste Uni- versität wo man dieß einführte, war, so viel ich finde, Dil- lingen: allmählig folgten die andern. Es begannen die strengsten Kirchenvisitationen. Die Bischöfe, die bisher sehr nachsichtig gewesen, zeigten Eifer und Devotion.
Ohne Zweifel einer der eifrigsten unter ihnen war Jacob von Eltz, vom Jahre 1567 bis zum Jahre 1581 Churfürst von Trier. Er war noch in der alten Löwener Disciplin erzogen: von jeher widmete er dem Katholicis- mus auch literarische Bemühungen: er selbst hat ein Mar- tyrologium zusammengetragen und Gebete für die Horen verfaßt: an der Einführung der Jesuiten in Trier nahm er schon unter seinem Vorgänger den größten Antheil. Eben diesen übertrug er nun, als er selbst zur Regierung ge- kommen, die Visitation seines Sprengels. Selbst die Schul- meister mußten die Professio fidei unterschreiben. Unter den Geistlichen ward nach dem methodischen Geist der Je- suiten eine strenge Zucht und Unterordnung eingeführt: je- den Monat mußte der Pfarrer an den Decan, am Schluß des Vierteljahrs der Decan an den Erzbischof berichten: die Widerstrebenden wurden ohne Weiteres entfernt. Ein Theil der Tridentiner Anordnungen ward für die Diöcesen gedruckt und zu Jedermanns Nachachtung bekannt gemacht:
Anfang derſelben in Deutſchland. Trier.
dieß auch auf den Univerſitaͤten geſchehen mußte. Es war eine Anordnung, welche von Lainez vorgeſchlagen, von dem Papſt gebilligt worden, und die nun in Deutſchland haupt- ſaͤchlich durch den Eifer des Caniſius ins Werk geſetzt ward. Nicht allein ſollten keine Anſtellungen, es ſollten ſelbſt keine Grade, auch nicht in der mediciniſchen Facultaͤt, ohne die Unterſchrift der Profeſſio ertheilt werden. Die erſte Uni- verſitaͤt wo man dieß einfuͤhrte, war, ſo viel ich finde, Dil- lingen: allmaͤhlig folgten die andern. Es begannen die ſtrengſten Kirchenviſitationen. Die Biſchoͤfe, die bisher ſehr nachſichtig geweſen, zeigten Eifer und Devotion.
Ohne Zweifel einer der eifrigſten unter ihnen war Jacob von Eltz, vom Jahre 1567 bis zum Jahre 1581 Churfuͤrſt von Trier. Er war noch in der alten Loͤwener Disciplin erzogen: von jeher widmete er dem Katholicis- mus auch literariſche Bemuͤhungen: er ſelbſt hat ein Mar- tyrologium zuſammengetragen und Gebete fuͤr die Horen verfaßt: an der Einfuͤhrung der Jeſuiten in Trier nahm er ſchon unter ſeinem Vorgaͤnger den groͤßten Antheil. Eben dieſen uͤbertrug er nun, als er ſelbſt zur Regierung ge- kommen, die Viſitation ſeines Sprengels. Selbſt die Schul- meiſter mußten die Profeſſio fidei unterſchreiben. Unter den Geiſtlichen ward nach dem methodiſchen Geiſt der Je- ſuiten eine ſtrenge Zucht und Unterordnung eingefuͤhrt: je- den Monat mußte der Pfarrer an den Decan, am Schluß des Vierteljahrs der Decan an den Erzbiſchof berichten: die Widerſtrebenden wurden ohne Weiteres entfernt. Ein Theil der Tridentiner Anordnungen ward fuͤr die Dioͤceſen gedruckt und zu Jedermanns Nachachtung bekannt gemacht:
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Anfang derſelben in Deutſchland. Trier.
dieß auch auf den Univerſitaͤten geſchehen mußte. Es war
eine Anordnung, welche von Lainez vorgeſchlagen, von dem
Papſt gebilligt worden, und die nun in Deutſchland haupt-
ſaͤchlich durch den Eifer des Caniſius ins Werk geſetzt ward.
Nicht allein ſollten keine Anſtellungen, es ſollten ſelbſt keine
Grade, auch nicht in der mediciniſchen Facultaͤt, ohne die
Unterſchrift der Profeſſio ertheilt werden. Die erſte Uni-
verſitaͤt wo man dieß einfuͤhrte, war, ſo viel ich finde, Dil-
lingen: allmaͤhlig folgten die andern. Es begannen die
ſtrengſten Kirchenviſitationen. Die Biſchoͤfe, die bisher ſehr
nachſichtig geweſen, zeigten Eifer und Devotion.
Ohne Zweifel einer der eifrigſten unter ihnen war
Jacob von Eltz, vom Jahre 1567 bis zum Jahre 1581
Churfuͤrſt von Trier. Er war noch in der alten Loͤwener
Disciplin erzogen: von jeher widmete er dem Katholicis-
mus auch literariſche Bemuͤhungen: er ſelbſt hat ein Mar-
tyrologium zuſammengetragen und Gebete fuͤr die Horen
verfaßt: an der Einfuͤhrung der Jeſuiten in Trier nahm
er ſchon unter ſeinem Vorgaͤnger den groͤßten Antheil. Eben
dieſen uͤbertrug er nun, als er ſelbſt zur Regierung ge-
kommen, die Viſitation ſeines Sprengels. Selbſt die Schul-
meiſter mußten die Profeſſio fidei unterſchreiben. Unter
den Geiſtlichen ward nach dem methodiſchen Geiſt der Je-
ſuiten eine ſtrenge Zucht und Unterordnung eingefuͤhrt: je-
den Monat mußte der Pfarrer an den Decan, am Schluß
des Vierteljahrs der Decan an den Erzbiſchof berichten:
die Widerſtrebenden wurden ohne Weiteres entfernt. Ein
Theil der Tridentiner Anordnungen ward fuͤr die Dioͤceſen
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/59>, abgerufen am 16.02.2025.
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