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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch V. Gegenreformationen.
um alle Verschiedenheiten des Ritus zu heben, ward eine
neue Agende publicirt. Das geistliche Gericht empfing be-
sonders durch Barth. Bodeghem von Delft eine neue
strenge Einrichtung. Das vornehmste Vergnügen des Erz-
bischofs schien es auszumachen, wenn sich Jemand fin-
den ließ, der von dem Protestantismus wieder abtrünnig
wurde. Einen solchen verfehlte er niemals, selber einzu-
segnen 1).

Zu dieser Pflicht des Amtes aber, dem Verhältniß
gegen Rom kamen nun auch Beweggründe anderer Art.
Die geistlichen Fürsten hatten die Antriebe der weltlichen
ihre Landschaften zu ihrer Religion zurückzubringen eben so
gut, wie diese, ja vielleicht noch in höherm Grade, da eine
zum Protestantismus neigende Bevölkerung ihnen um ih-
res priesterlichen Charakters willen eine um so stärkere Op-
position machen mußte.

Zuerst begegnet uns dieser wichtige Moment der deut-
schen Geschichte eben in Trier. Auch die Erzbischöfe von
Trier waren, wie andere geistliche Herrn, mit ihrer Haupt-
stadt von jeher in Streitigkeiten. In dem sechszehnten
Jahrhundert gesellte sich ein protestantisches Element hinzu:
besonders dem geistlichen Gericht setzte man hartnäckigen
Widerstand entgegen. Jacob von Eltz fand sich endlich ver-
anlaßt, die Stadt förmlich zu belagern. Er blieb Meister
mit den Waffen; dann brachte er ein Urtel des Kaisers aus,
das ihm günstig war. Hierauf nöthigte er die Bürger zu
weltlichem und geistlichem Gehorsam.


1) Browerus: Annales Trevirenses II, XXII, 25: überhaupt
hier unser vornehmster Gewährsmann.

Buch V. Gegenreformationen.
um alle Verſchiedenheiten des Ritus zu heben, ward eine
neue Agende publicirt. Das geiſtliche Gericht empfing be-
ſonders durch Barth. Bodeghem von Delft eine neue
ſtrenge Einrichtung. Das vornehmſte Vergnuͤgen des Erz-
biſchofs ſchien es auszumachen, wenn ſich Jemand fin-
den ließ, der von dem Proteſtantismus wieder abtruͤnnig
wurde. Einen ſolchen verfehlte er niemals, ſelber einzu-
ſegnen 1).

Zu dieſer Pflicht des Amtes aber, dem Verhaͤltniß
gegen Rom kamen nun auch Beweggruͤnde anderer Art.
Die geiſtlichen Fuͤrſten hatten die Antriebe der weltlichen
ihre Landſchaften zu ihrer Religion zuruͤckzubringen eben ſo
gut, wie dieſe, ja vielleicht noch in hoͤherm Grade, da eine
zum Proteſtantismus neigende Bevoͤlkerung ihnen um ih-
res prieſterlichen Charakters willen eine um ſo ſtaͤrkere Op-
poſition machen mußte.

Zuerſt begegnet uns dieſer wichtige Moment der deut-
ſchen Geſchichte eben in Trier. Auch die Erzbiſchoͤfe von
Trier waren, wie andere geiſtliche Herrn, mit ihrer Haupt-
ſtadt von jeher in Streitigkeiten. In dem ſechszehnten
Jahrhundert geſellte ſich ein proteſtantiſches Element hinzu:
beſonders dem geiſtlichen Gericht ſetzte man hartnaͤckigen
Widerſtand entgegen. Jacob von Eltz fand ſich endlich ver-
anlaßt, die Stadt foͤrmlich zu belagern. Er blieb Meiſter
mit den Waffen; dann brachte er ein Urtel des Kaiſers aus,
das ihm guͤnſtig war. Hierauf noͤthigte er die Buͤrger zu
weltlichem und geiſtlichem Gehorſam.


1) Browerus: Annales Trevirenses II, XXII, 25: uͤberhaupt
hier unſer vornehmſter Gewaͤhrsmann.
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[48/0060] Buch V. Gegenreformationen. um alle Verſchiedenheiten des Ritus zu heben, ward eine neue Agende publicirt. Das geiſtliche Gericht empfing be- ſonders durch Barth. Bodeghem von Delft eine neue ſtrenge Einrichtung. Das vornehmſte Vergnuͤgen des Erz- biſchofs ſchien es auszumachen, wenn ſich Jemand fin- den ließ, der von dem Proteſtantismus wieder abtruͤnnig wurde. Einen ſolchen verfehlte er niemals, ſelber einzu- ſegnen 1). Zu dieſer Pflicht des Amtes aber, dem Verhaͤltniß gegen Rom kamen nun auch Beweggruͤnde anderer Art. Die geiſtlichen Fuͤrſten hatten die Antriebe der weltlichen ihre Landſchaften zu ihrer Religion zuruͤckzubringen eben ſo gut, wie dieſe, ja vielleicht noch in hoͤherm Grade, da eine zum Proteſtantismus neigende Bevoͤlkerung ihnen um ih- res prieſterlichen Charakters willen eine um ſo ſtaͤrkere Op- poſition machen mußte. Zuerſt begegnet uns dieſer wichtige Moment der deut- ſchen Geſchichte eben in Trier. Auch die Erzbiſchoͤfe von Trier waren, wie andere geiſtliche Herrn, mit ihrer Haupt- ſtadt von jeher in Streitigkeiten. In dem ſechszehnten Jahrhundert geſellte ſich ein proteſtantiſches Element hinzu: beſonders dem geiſtlichen Gericht ſetzte man hartnaͤckigen Widerſtand entgegen. Jacob von Eltz fand ſich endlich ver- anlaßt, die Stadt foͤrmlich zu belagern. Er blieb Meiſter mit den Waffen; dann brachte er ein Urtel des Kaiſers aus, das ihm guͤnſtig war. Hierauf noͤthigte er die Buͤrger zu weltlichem und geiſtlichem Gehorſam. 1) Browerus: Annales Trevirenses II, XXII, 25: uͤberhaupt hier unſer vornehmſter Gewaͤhrsmann.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/60>, abgerufen am 24.11.2024.