Und noch etwas anderes that er, was eine allgemeine Wirkung nach sich zog. Im J. 1572 schloß er die Prote- stanten unwiderruflich von seinem Hofe aus. Namentlich für den Landesadel, der für sein Fortkommen auf den Hof angewiesen war, hatte dieß große Bedeutung. Alle Aus- sichten für die Zukunft wurden ihm abgeschnitten: und gar Mancher mag hiedurch zum Rücktritt zu der alten Re- ligion veranlaßt worden seyn.
Auch der Nachbar von Trier, Daniel Brendel, Chur- fürst von Mainz, war sehr gut katholisch. Wider den allge- meinen Rath seiner Umgebung stellte er die Frohnleichnams- procession wieder her, und fungirte selbst dabei: nie hätte er seine Vesper versäumt: -- von den Sachen, welche ein- liefen, ließ er sich immer zuerst die geistlichen vortragen: unter seinen geheimen Räthen zeigte er sich denen am ge- wogensten, die am eifrigsten katholisch waren: -- die Je- suiten preisen die Gunst, die sie von ihm erfahren: auch nach dem Collegium Germanicum zu Rom schickte er ei- nige Zöglinge 1). Aber so weit zu gehn, wie Jacob von Eltz, fühlte er sich nicht bewogen. Nicht ohne eine ge- wisse Ironie ist sein Religionseifer. Als er die Jesuiten einführte, machten ihm viele von seinen Landsassen Vor- stellungen dagegen: "wie," sagte er, "ihr duldet mich, der ich meine Pflicht doch nicht gehörig thue: und wollt Leute nicht dulden, welche ihre Pflicht so gut erfüllen?" 2) Man hat uns nicht überliefert, was er den Jesuiten ge-
1)Serarius: Moguntiacarum rerum libri V: in dem Ab- schnitt über Daniel besonders cap. VIII, XI, XXII, XXIII.
2)Valerandus Sartorius bei Serarius p. 921.
Päpste* 4
Anfang derſelben in Deutſchland. Mainz.
Und noch etwas anderes that er, was eine allgemeine Wirkung nach ſich zog. Im J. 1572 ſchloß er die Prote- ſtanten unwiderruflich von ſeinem Hofe aus. Namentlich fuͤr den Landesadel, der fuͤr ſein Fortkommen auf den Hof angewieſen war, hatte dieß große Bedeutung. Alle Aus- ſichten fuͤr die Zukunft wurden ihm abgeſchnitten: und gar Mancher mag hiedurch zum Ruͤcktritt zu der alten Re- ligion veranlaßt worden ſeyn.
Auch der Nachbar von Trier, Daniel Brendel, Chur- fuͤrſt von Mainz, war ſehr gut katholiſch. Wider den allge- meinen Rath ſeiner Umgebung ſtellte er die Frohnleichnams- proceſſion wieder her, und fungirte ſelbſt dabei: nie haͤtte er ſeine Vesper verſaͤumt: — von den Sachen, welche ein- liefen, ließ er ſich immer zuerſt die geiſtlichen vortragen: unter ſeinen geheimen Raͤthen zeigte er ſich denen am ge- wogenſten, die am eifrigſten katholiſch waren: — die Je- ſuiten preiſen die Gunſt, die ſie von ihm erfahren: auch nach dem Collegium Germanicum zu Rom ſchickte er ei- nige Zoͤglinge 1). Aber ſo weit zu gehn, wie Jacob von Eltz, fuͤhlte er ſich nicht bewogen. Nicht ohne eine ge- wiſſe Ironie iſt ſein Religionseifer. Als er die Jeſuiten einfuͤhrte, machten ihm viele von ſeinen Landſaſſen Vor- ſtellungen dagegen: „wie,“ ſagte er, „ihr duldet mich, der ich meine Pflicht doch nicht gehoͤrig thue: und wollt Leute nicht dulden, welche ihre Pflicht ſo gut erfuͤllen?“ 2) Man hat uns nicht uͤberliefert, was er den Jeſuiten ge-
1)Serarius: Moguntiacarum rerum libri V: in dem Ab- ſchnitt uͤber Daniel beſonders cap. VIII, XI, XXII, XXIII.
2)Valerandus Sartorius bei Serarius p. 921.
Päpſte* 4
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Anfang derſelben in Deutſchland. Mainz.
Und noch etwas anderes that er, was eine allgemeine
Wirkung nach ſich zog. Im J. 1572 ſchloß er die Prote-
ſtanten unwiderruflich von ſeinem Hofe aus. Namentlich
fuͤr den Landesadel, der fuͤr ſein Fortkommen auf den Hof
angewieſen war, hatte dieß große Bedeutung. Alle Aus-
ſichten fuͤr die Zukunft wurden ihm abgeſchnitten: und
gar Mancher mag hiedurch zum Ruͤcktritt zu der alten Re-
ligion veranlaßt worden ſeyn.
Auch der Nachbar von Trier, Daniel Brendel, Chur-
fuͤrſt von Mainz, war ſehr gut katholiſch. Wider den allge-
meinen Rath ſeiner Umgebung ſtellte er die Frohnleichnams-
proceſſion wieder her, und fungirte ſelbſt dabei: nie haͤtte
er ſeine Vesper verſaͤumt: — von den Sachen, welche ein-
liefen, ließ er ſich immer zuerſt die geiſtlichen vortragen:
unter ſeinen geheimen Raͤthen zeigte er ſich denen am ge-
wogenſten, die am eifrigſten katholiſch waren: — die Je-
ſuiten preiſen die Gunſt, die ſie von ihm erfahren: auch
nach dem Collegium Germanicum zu Rom ſchickte er ei-
nige Zoͤglinge 1). Aber ſo weit zu gehn, wie Jacob von
Eltz, fuͤhlte er ſich nicht bewogen. Nicht ohne eine ge-
wiſſe Ironie iſt ſein Religionseifer. Als er die Jeſuiten
einfuͤhrte, machten ihm viele von ſeinen Landſaſſen Vor-
ſtellungen dagegen: „wie,“ ſagte er, „ihr duldet mich,
der ich meine Pflicht doch nicht gehoͤrig thue: und wollt
Leute nicht dulden, welche ihre Pflicht ſo gut erfuͤllen?“ 2)
Man hat uns nicht uͤberliefert, was er den Jeſuiten ge-
1) Serarius: Moguntiacarum rerum libri V: in dem Ab-
ſchnitt uͤber Daniel beſonders cap. VIII, XI, XXII, XXIII.
2) Valerandus Sartorius bei Serarius p. 921.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/61>, abgerufen am 24.11.2024.
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