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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh.
will bemerken, daß die Mönche nicht mehr recht wagen sich
am Hofe blicken zu lassen, weil ihrer da nur Spott und
Beleidigung warte. Schon zeige sich, daß nur Leute von der
geringsten Herkunft in die Klöster zu treten geneigt seyen.
"Selbst ein fallirter Krämer", ruft er aus, "hält sich
für zu gut um die Capuze zu nehmen." 1)

Verloren dergestalt die Klöster wirklich an innerer Be-
deutung, so ist es kein Wunder wenn man auch bereits
anfing, sie für überflüssig zu halten. Es ist sehr bemerkens-
werth, daß sich diese Meinung zuerst in Rom entwickelte,
daß man es zuerst hier nothwendig fand das Mönchswe-
sen zu beschränken. Schon im Jahre 1649 verbot Inno-
cenz X. durch eine Bulle alle neue Aufnahme in irgend
einen regularen Orden, bis das Einkommen der verschiedenen
Convente berechnet, und die Zahl der Personen bestimmt
sey welche darin leben könnten 2). Noch wichtiger ist eine
Bulle vom 15. October 1652. Der Papst beklagt darin,
daß es so viel kleine Convente gebe, in denen man weder

1) Grimani fügt hinzu: Si toglie ad ognuno affatto la voglia
di studiare e la cura di difendere la religione. Deteriorandosi
il numero de'religiosi dotti et esemplari, potrebbe in breve sof-
frirne non poco detrimento la corte: onde al mio credere fareb-
bono bene i pontefici di procurar di rimettere i regolari nel
primo posto di stima, partecipandoli di quando in quando ca-
riche, -- -- e cosi nelle religioni vi entrerebbero huomini
eminenti.
2) Unser Tagebuch schildert beim ersten Januar 1650 den Ein-
druck den die Constitution machte. Non entrando quella ragione
ne' cappuccini et altri riformati che non possedono entrata, te-
mono che la prohibitione sia perpetua, e cosi cred' io, fin a
tanto che il numero de' regolari hoggi eccessivo sia ridotto a nu-
mero competente e la republica da loro non venga oppressa.

Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
will bemerken, daß die Moͤnche nicht mehr recht wagen ſich
am Hofe blicken zu laſſen, weil ihrer da nur Spott und
Beleidigung warte. Schon zeige ſich, daß nur Leute von der
geringſten Herkunft in die Kloͤſter zu treten geneigt ſeyen.
„Selbſt ein fallirter Kraͤmer“, ruft er aus, „haͤlt ſich
fuͤr zu gut um die Capuze zu nehmen.“ 1)

Verloren dergeſtalt die Kloͤſter wirklich an innerer Be-
deutung, ſo iſt es kein Wunder wenn man auch bereits
anfing, ſie fuͤr uͤberfluͤſſig zu halten. Es iſt ſehr bemerkens-
werth, daß ſich dieſe Meinung zuerſt in Rom entwickelte,
daß man es zuerſt hier nothwendig fand das Moͤnchswe-
ſen zu beſchraͤnken. Schon im Jahre 1649 verbot Inno-
cenz X. durch eine Bulle alle neue Aufnahme in irgend
einen regularen Orden, bis das Einkommen der verſchiedenen
Convente berechnet, und die Zahl der Perſonen beſtimmt
ſey welche darin leben koͤnnten 2). Noch wichtiger iſt eine
Bulle vom 15. October 1652. Der Papſt beklagt darin,
daß es ſo viel kleine Convente gebe, in denen man weder

1) Grimani fuͤgt hinzu: Si toglie ad ognuno affatto la voglia
di studiare e la cura di difendere la religione. Deteriorandosi
il numero de’religiosi dotti et esemplari, potrebbe in breve sof-
frirne non poco detrimento la corte: onde al mio credere fareb-
bono bene i pontefici di procurar di rimettere i regolari nel
primo posto di stima, partecipandoli di quando in quando ca-
riche, — — e così nelle religioni vi entrerebbero huomini
eminenti.
2) Unſer Tagebuch ſchildert beim erſten Januar 1650 den Ein-
druck den die Conſtitution machte. Non entrando quella ragione
ne’ cappuccini et altri riformati che non possedono entrata, te-
mono che la prohibitione sia perpetua, e così cred’ io, fin a
tanto che il numero de’ regolari hoggi eccessivo sia ridotto a nu-
mero competente e la republica da loro non venga oppressa.
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[120/0132] Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. will bemerken, daß die Moͤnche nicht mehr recht wagen ſich am Hofe blicken zu laſſen, weil ihrer da nur Spott und Beleidigung warte. Schon zeige ſich, daß nur Leute von der geringſten Herkunft in die Kloͤſter zu treten geneigt ſeyen. „Selbſt ein fallirter Kraͤmer“, ruft er aus, „haͤlt ſich fuͤr zu gut um die Capuze zu nehmen.“ 1) Verloren dergeſtalt die Kloͤſter wirklich an innerer Be- deutung, ſo iſt es kein Wunder wenn man auch bereits anfing, ſie fuͤr uͤberfluͤſſig zu halten. Es iſt ſehr bemerkens- werth, daß ſich dieſe Meinung zuerſt in Rom entwickelte, daß man es zuerſt hier nothwendig fand das Moͤnchswe- ſen zu beſchraͤnken. Schon im Jahre 1649 verbot Inno- cenz X. durch eine Bulle alle neue Aufnahme in irgend einen regularen Orden, bis das Einkommen der verſchiedenen Convente berechnet, und die Zahl der Perſonen beſtimmt ſey welche darin leben koͤnnten 2). Noch wichtiger iſt eine Bulle vom 15. October 1652. Der Papſt beklagt darin, daß es ſo viel kleine Convente gebe, in denen man weder 1) Grimani fuͤgt hinzu: Si toglie ad ognuno affatto la voglia di studiare e la cura di difendere la religione. Deteriorandosi il numero de’religiosi dotti et esemplari, potrebbe in breve sof- frirne non poco detrimento la corte: onde al mio credere fareb- bono bene i pontefici di procurar di rimettere i regolari nel primo posto di stima, partecipandoli di quando in quando ca- riche, — — e così nelle religioni vi entrerebbero huomini eminenti. 2) Unſer Tagebuch ſchildert beim erſten Januar 1650 den Ein- druck den die Conſtitution machte. Non entrando quella ragione ne’ cappuccini et altri riformati che non possedono entrata, te- mono che la prohibitione sia perpetua, e così cred’ io, fin a tanto che il numero de’ regolari hoggi eccessivo sia ridotto a nu- mero competente e la republica da loro non venga oppressa.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/132>, abgerufen am 23.11.2024.