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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh.
ten 1). Einmal blieben talentvolle Männer häufig schon
darum von der Prälatur ausgeschlossen, weil sie zu arm wa-
ren um jene Bedingungen der Aufnahme zu erfüllen 2).
Das Fortkommen hing doch allzu sehr von der Gunst der
Nepoten ab, die sich nur durch eine Geschmeidigkeit und
Unterwürfigkeit erreichen ließ, welche der freien Entwicke-
lung edler Geistesgaben nicht günstig seyn konnte. Auf die
gesammte Geistlichkeit wirkte dieß zurück.

Gewiß ist es auffallend, daß in den wichtigsten theo-
logischen Disciplinen so gut wie gar keine originalen italie-
nischen Autoren auftreten, weder in der Schrifterklärung,
wo man nur die Hervorbringungen des 16. Jahrhunderts
wiederholte, noch auch an der Moral, obwohl diese sehr
cultivirt wurde, noch auch in dem Dogma: schon in den Con-
gregationen über die Gnadenmittel erscheinen lauter Fremde
auf dem Kampfplatze: an den späteren Streitigkeiten über
Freiheit und Glauben nehmen die Italiener nur wenig An-
theil. Nach Girolamo da Narni thut sich selbst in Rom
kein ausgezeichneter Prediger mehr hervor. In jenem Tage-
buche von 1640 bis 1650, das ein so strenger Katholik ver-
faßt hat, wird es mit Erstaunen bemerkt. "Mit den Fa-
sten", heißt es darin, "höre die Comödie auf in den Sä-

1) Grimani: Tolto l'economia esteriore ogni altra cosa si
deteriora; -- -- d'huomini di valore effettivamente scarseggia
al presente la corte al maggior segno.
2) Relatione di Roma sotto Clemente IX. Portando lo
stile che le cariche si trasferiscono solamente a prelati e che la
prelatura si concede solo a quelli che hanno entrata sufficiente
per mantenere il decoro, ne siegue pero che la maggior parte
di soggetti capaci ne resta esclusa.

Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
ten 1). Einmal blieben talentvolle Maͤnner haͤufig ſchon
darum von der Praͤlatur ausgeſchloſſen, weil ſie zu arm wa-
ren um jene Bedingungen der Aufnahme zu erfuͤllen 2).
Das Fortkommen hing doch allzu ſehr von der Gunſt der
Nepoten ab, die ſich nur durch eine Geſchmeidigkeit und
Unterwuͤrfigkeit erreichen ließ, welche der freien Entwicke-
lung edler Geiſtesgaben nicht guͤnſtig ſeyn konnte. Auf die
geſammte Geiſtlichkeit wirkte dieß zuruͤck.

Gewiß iſt es auffallend, daß in den wichtigſten theo-
logiſchen Disciplinen ſo gut wie gar keine originalen italie-
niſchen Autoren auftreten, weder in der Schrifterklaͤrung,
wo man nur die Hervorbringungen des 16. Jahrhunderts
wiederholte, noch auch an der Moral, obwohl dieſe ſehr
cultivirt wurde, noch auch in dem Dogma: ſchon in den Con-
gregationen uͤber die Gnadenmittel erſcheinen lauter Fremde
auf dem Kampfplatze: an den ſpaͤteren Streitigkeiten uͤber
Freiheit und Glauben nehmen die Italiener nur wenig An-
theil. Nach Girolamo da Narni thut ſich ſelbſt in Rom
kein ausgezeichneter Prediger mehr hervor. In jenem Tage-
buche von 1640 bis 1650, das ein ſo ſtrenger Katholik ver-
faßt hat, wird es mit Erſtaunen bemerkt. „Mit den Fa-
ſten“, heißt es darin, „hoͤre die Comoͤdie auf in den Saͤ-

1) Grimani: Tolto l’economia esteriore ogni altra cosa si
deteriora; — — d’huomini di valore effettivamente scarseggia
al presente la corte al maggior segno.
2) Relatione di Roma sotto Clemente IX. Portando lo
stile che le cariche si trasferiscono solamente a prelati e che la
prelatura si concede solo a quelli che hanno entrata sufficiente
per mantenere il decoro, ne siegue però che la maggior parte
di soggetti capaci ne resta esclusa.
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[122/0134] Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. ten 1). Einmal blieben talentvolle Maͤnner haͤufig ſchon darum von der Praͤlatur ausgeſchloſſen, weil ſie zu arm wa- ren um jene Bedingungen der Aufnahme zu erfuͤllen 2). Das Fortkommen hing doch allzu ſehr von der Gunſt der Nepoten ab, die ſich nur durch eine Geſchmeidigkeit und Unterwuͤrfigkeit erreichen ließ, welche der freien Entwicke- lung edler Geiſtesgaben nicht guͤnſtig ſeyn konnte. Auf die geſammte Geiſtlichkeit wirkte dieß zuruͤck. Gewiß iſt es auffallend, daß in den wichtigſten theo- logiſchen Disciplinen ſo gut wie gar keine originalen italie- niſchen Autoren auftreten, weder in der Schrifterklaͤrung, wo man nur die Hervorbringungen des 16. Jahrhunderts wiederholte, noch auch an der Moral, obwohl dieſe ſehr cultivirt wurde, noch auch in dem Dogma: ſchon in den Con- gregationen uͤber die Gnadenmittel erſcheinen lauter Fremde auf dem Kampfplatze: an den ſpaͤteren Streitigkeiten uͤber Freiheit und Glauben nehmen die Italiener nur wenig An- theil. Nach Girolamo da Narni thut ſich ſelbſt in Rom kein ausgezeichneter Prediger mehr hervor. In jenem Tage- buche von 1640 bis 1650, das ein ſo ſtrenger Katholik ver- faßt hat, wird es mit Erſtaunen bemerkt. „Mit den Fa- ſten“, heißt es darin, „hoͤre die Comoͤdie auf in den Saͤ- 1) Grimani: Tolto l’economia esteriore ogni altra cosa si deteriora; — — d’huomini di valore effettivamente scarseggia al presente la corte al maggior segno. 2) Relatione di Roma sotto Clemente IX. Portando lo stile che le cariche si trasferiscono solamente a prelati e che la prelatura si concede solo a quelli che hanno entrata sufficiente per mantenere il decoro, ne siegue però che la maggior parte di soggetti capaci ne resta esclusa.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/134>, abgerufen am 27.11.2024.