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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Clementis Decimi vita
Kirche, von Innocenz X. wieder in den Pallast gebracht, wo es Ale-
xander dem VII. aufs neue unbequem wurde, verzweifelte man es fort-
zubringen wie es war, und zog es vor, es in Stücken abzunehmen,
indem man die Steinchen die zu jeder Figur gehörten, immer in ei-
nen besondern Beutel legte. Unter Clemens X. brachte der Cardi-
nal Barberini die Herstellung desselben nach einer unter Urban VIII.
gemachten Copie in Antrag. Hierauf ward es aufs neue zusammen-
gesetzt und in die Lunette über dem mittlern Eingang der Vorhalle
gebracht. Wie es aber hiebei zuging, lassen die Worte Cartaris schlie-
ßen. Perche il vano non era capace, fu detto che lasciandosi
le figure nel proprio essere, potevano restringersi i spatii: come
fu diligentemente esequito.
Man sieht wohl, daß der neue Mei-
ster von Einigen nicht mit Unrecht als der Verfertiger betrachtet wird.

Endlich wendet sich der Verfasser auch zu den Staatssachen.
Allein hier ist er sehr mangelhaft. Er berichtet, Clemens X. habe
trotz aller finanziellen Noth zu keiner neuen Reduction der Monti
schreiten wollen, aus Rücksicht auf die vielen Familien und besonders
die frommen Stiftungen, die dadurch leiden würden: -- ben consi-
derando il danno che a tante famiglie ed in particolare a luo-
ghi pii ne resultarebbe:
er zog Ersparnisse vor, und sogar der Car-
dinalnepot erbot sich auf seinen Gehalt als sopraintendente dello
stato
Verzicht zu leisten. -- Dennoch schickte man einiges Geld nach
Polen, das von den Türken hart bedrängt ward: einmal 30000,
ein ander Mal 16000 und noch einmal 70000 Sc. Die Cardi-
näle hatten eine besondere Sammlung veranstaltet.

Das ist das Einzige was ich von auswärtigen Geschäften
finde. Die Sachen des Kirchenstaates werden darüber jedoch auch
nicht allzugründlich vorgenommen. Si adopero alla libera introdu-
zione delle merci forestiere, e furono rivocate tutte le esenzioni
delle gabelle: si diedero ordini circa gli officii vacabili della da-
taria e frutti di essi: -- si estinse la gabella del quatrino degli
artisti: -- si dichiaro che alli Romani et altri nobili dello stato
ecclesiastico sia lecito di esercitar commerci senza pregiudizj
della nobilta.
Das ist eigentlich alles Wesentliche was er sagt.

Handlungen des Papstthums in Bezug auf das Innere der ka-
tholischen Kirche erwähnt er kaum.

141.
Clementis Decimi Pontificis Maximi vita. (Alt. 288 S.)

Cartari hatte gemeint, es würden sich Viele finden um das
Leben Clemens X. zu beschreiben: eben Solchen widmete er seine Ma-
terialien. Bald fand sich auch ein Autor der es unternahm: aber
freilich ein Jesuit, auf Befehl seines Generals Oliva. Cardinal Pau-
luzzi Altieri gab ihm dazu die Materialien.

Obwohl dieser Autor Cartari nicht nennt, so ist doch offenbar,
daß er ihn vor sich hatte. Er thut häufig nichts als daß er ihn
übersetzt, erweitert.

Hatte Cartari die Schmeichelei absichtlich vermieden, so fügt der
Ueberarbeiter sie hinzu. Er meint, im Jahre der Geburt Clemens X.

Clementis Decimi vita
Kirche, von Innocenz X. wieder in den Pallaſt gebracht, wo es Ale-
xander dem VII. aufs neue unbequem wurde, verzweifelte man es fort-
zubringen wie es war, und zog es vor, es in Stuͤcken abzunehmen,
indem man die Steinchen die zu jeder Figur gehoͤrten, immer in ei-
nen beſondern Beutel legte. Unter Clemens X. brachte der Cardi-
nal Barberini die Herſtellung deſſelben nach einer unter Urban VIII.
gemachten Copie in Antrag. Hierauf ward es aufs neue zuſammen-
geſetzt und in die Lunette uͤber dem mittlern Eingang der Vorhalle
gebracht. Wie es aber hiebei zuging, laſſen die Worte Cartaris ſchlie-
ßen. Perche il vano non era capace, fu detto che lasciandosi
le figure nel proprio essere, potevano restringersi i spatii: come
fu diligentemente esequito.
Man ſieht wohl, daß der neue Mei-
ſter von Einigen nicht mit Unrecht als der Verfertiger betrachtet wird.

Endlich wendet ſich der Verfaſſer auch zu den Staatsſachen.
Allein hier iſt er ſehr mangelhaft. Er berichtet, Clemens X. habe
trotz aller finanziellen Noth zu keiner neuen Reduction der Monti
ſchreiten wollen, aus Ruͤckſicht auf die vielen Familien und beſonders
die frommen Stiftungen, die dadurch leiden wuͤrden: — ben consi-
derando il danno che a tante famiglie ed in particolare a luo-
ghi pii ne resultarebbe:
er zog Erſparniſſe vor, und ſogar der Car-
dinalnepot erbot ſich auf ſeinen Gehalt als sopraintendente dello
stato
Verzicht zu leiſten. — Dennoch ſchickte man einiges Geld nach
Polen, das von den Tuͤrken hart bedraͤngt ward: einmal 30000,
ein ander Mal 16000 und noch einmal 70000 Sc. Die Cardi-
naͤle hatten eine beſondere Sammlung veranſtaltet.

Das iſt das Einzige was ich von auswaͤrtigen Geſchaͤften
finde. Die Sachen des Kirchenſtaates werden daruͤber jedoch auch
nicht allzugruͤndlich vorgenommen. Si adoperò alla libera introdu-
zione delle merci forestiere, e furono rivocate tutte le esenzioni
delle gabelle: si diedero ordini circa gli officii vacabili della da-
taria e frutti di essi: — si estinse la gabella del quatrino degli
artisti: — si dichiarò che alli Romani et altri nobili dello stato
ecclesiastico sia lecito di esercitar commerci senza pregiudizj
della nobiltà.
Das iſt eigentlich alles Weſentliche was er ſagt.

Handlungen des Papſtthums in Bezug auf das Innere der ka-
tholiſchen Kirche erwaͤhnt er kaum.

141.
Clementis Decimi Pontificis Maximi vita. (Alt. 288 S.)

Cartari hatte gemeint, es wuͤrden ſich Viele finden um das
Leben Clemens X. zu beſchreiben: eben Solchen widmete er ſeine Ma-
terialien. Bald fand ſich auch ein Autor der es unternahm: aber
freilich ein Jeſuit, auf Befehl ſeines Generals Oliva. Cardinal Pau-
luzzi Altieri gab ihm dazu die Materialien.

Obwohl dieſer Autor Cartari nicht nennt, ſo iſt doch offenbar,
daß er ihn vor ſich hatte. Er thut haͤufig nichts als daß er ihn
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[479/0491] Clementis Decimi vita Kirche, von Innocenz X. wieder in den Pallaſt gebracht, wo es Ale- xander dem VII. aufs neue unbequem wurde, verzweifelte man es fort- zubringen wie es war, und zog es vor, es in Stuͤcken abzunehmen, indem man die Steinchen die zu jeder Figur gehoͤrten, immer in ei- nen beſondern Beutel legte. Unter Clemens X. brachte der Cardi- nal Barberini die Herſtellung deſſelben nach einer unter Urban VIII. gemachten Copie in Antrag. Hierauf ward es aufs neue zuſammen- geſetzt und in die Lunette uͤber dem mittlern Eingang der Vorhalle gebracht. Wie es aber hiebei zuging, laſſen die Worte Cartaris ſchlie- ßen. Perche il vano non era capace, fu detto che lasciandosi le figure nel proprio essere, potevano restringersi i spatii: come fu diligentemente esequito. Man ſieht wohl, daß der neue Mei- ſter von Einigen nicht mit Unrecht als der Verfertiger betrachtet wird. Endlich wendet ſich der Verfaſſer auch zu den Staatsſachen. Allein hier iſt er ſehr mangelhaft. Er berichtet, Clemens X. habe trotz aller finanziellen Noth zu keiner neuen Reduction der Monti ſchreiten wollen, aus Ruͤckſicht auf die vielen Familien und beſonders die frommen Stiftungen, die dadurch leiden wuͤrden: — ben consi- derando il danno che a tante famiglie ed in particolare a luo- ghi pii ne resultarebbe: er zog Erſparniſſe vor, und ſogar der Car- dinalnepot erbot ſich auf ſeinen Gehalt als sopraintendente dello stato Verzicht zu leiſten. — Dennoch ſchickte man einiges Geld nach Polen, das von den Tuͤrken hart bedraͤngt ward: einmal 30000, ein ander Mal 16000 und noch einmal 70000 Sc. Die Cardi- naͤle hatten eine beſondere Sammlung veranſtaltet. Das iſt das Einzige was ich von auswaͤrtigen Geſchaͤften finde. Die Sachen des Kirchenſtaates werden daruͤber jedoch auch nicht allzugruͤndlich vorgenommen. Si adoperò alla libera introdu- zione delle merci forestiere, e furono rivocate tutte le esenzioni delle gabelle: si diedero ordini circa gli officii vacabili della da- taria e frutti di essi: — si estinse la gabella del quatrino degli artisti: — si dichiarò che alli Romani et altri nobili dello stato ecclesiastico sia lecito di esercitar commerci senza pregiudizj della nobiltà. Das iſt eigentlich alles Weſentliche was er ſagt. Handlungen des Papſtthums in Bezug auf das Innere der ka- tholiſchen Kirche erwaͤhnt er kaum. 141. Clementis Decimi Pontificis Maximi vita. (Alt. 288 S.) Cartari hatte gemeint, es wuͤrden ſich Viele finden um das Leben Clemens X. zu beſchreiben: eben Solchen widmete er ſeine Ma- terialien. Bald fand ſich auch ein Autor der es unternahm: aber freilich ein Jeſuit, auf Befehl ſeines Generals Oliva. Cardinal Pau- luzzi Altieri gab ihm dazu die Materialien. Obwohl dieſer Autor Cartari nicht nennt, ſo iſt doch offenbar, daß er ihn vor ſich hatte. Er thut haͤufig nichts als daß er ihn uͤberſetzt, erweitert. Hatte Cartari die Schmeichelei abſichtlich vermieden, ſo fuͤgt der Ueberarbeiter ſie hinzu. Er meint, im Jahre der Geburt Clemens X.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/491>, abgerufen am 24.11.2024.