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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Erstes Buch.
und zwar ohne Hintersichbringen. Kaiser Friedrich em-
pfieng sie auf dem Schloß zu Nürnberg, an seinem Bette
sitzend, schwacher Gestalt, wie sie sich ausdrücken, 1 und
ließ ihnen eröffnen, er sehe sie gern und werde in Gnaden
erkennen, daß sie gekommen. Auch die Fürsten waren sehr
wohl damit zufrieden und ließen die Städte Antheil an
den Berathungen nehmen. Es wurden Ausschüsse gebildet,
-- eine Form, die späterhin die vorherrschende blieb -- zu
denen auch die Städte gezogen wurden. In dem ersten
über den Landfrieden saßen neben sechs churfürstlichen und
zehn fürstlichen auch drei städtische Mitglieder. Von dem
zweiten, über den Anschlag gegen die Ungern, waren die
Städte anfangs ausgeschlossen: aber später wurden sie auf
ausdrückliches Verlangen des Kaisers zugezogen; unser Be-
richterstatter, Dr. Paradeis von Frankfurt war selbst in die-
sem Ausschuß. Auch erwies sich die Theilnahme der städti-
schen Abgeordneten nicht unnütz: von der allgemeinen Be-
willigung von 100000 G. hatte man ihnen anfangs bei-
nahe die ganze Hälfte, 49390 G. zugeschlagen: sie verrin-
gerten diesen Beitrag doch ziemlich um ein Fünftheil, auf
40000 G. und gaben selbst an, wie viel nun auf jede
Stadt fallen sollte.

Bei dem nächsten Reichstag, 1489, setzten sich dann
auch die Formen der allgemeinen Berathung fest. Zum
ersten Mal trennten sich gleich nach der Proposition die

1 Dr. Ludwig zum Paradeis an Frankfurt. Montag nach Ju-
dica 2 April 1487. Mit diesem Reichstage beginnen die ausführli-
chen Berichte der Frankfurter Abgeordneten. Die frühern waren mehr
fragmentarisch. (RsA. Bd XII.)

Erſtes Buch.
und zwar ohne Hinterſichbringen. Kaiſer Friedrich em-
pfieng ſie auf dem Schloß zu Nürnberg, an ſeinem Bette
ſitzend, ſchwacher Geſtalt, wie ſie ſich ausdrücken, 1 und
ließ ihnen eröffnen, er ſehe ſie gern und werde in Gnaden
erkennen, daß ſie gekommen. Auch die Fürſten waren ſehr
wohl damit zufrieden und ließen die Städte Antheil an
den Berathungen nehmen. Es wurden Ausſchüſſe gebildet,
— eine Form, die ſpäterhin die vorherrſchende blieb — zu
denen auch die Städte gezogen wurden. In dem erſten
über den Landfrieden ſaßen neben ſechs churfürſtlichen und
zehn fürſtlichen auch drei ſtädtiſche Mitglieder. Von dem
zweiten, über den Anſchlag gegen die Ungern, waren die
Städte anfangs ausgeſchloſſen: aber ſpäter wurden ſie auf
ausdrückliches Verlangen des Kaiſers zugezogen; unſer Be-
richterſtatter, Dr. Paradeis von Frankfurt war ſelbſt in die-
ſem Ausſchuß. Auch erwies ſich die Theilnahme der ſtädti-
ſchen Abgeordneten nicht unnütz: von der allgemeinen Be-
willigung von 100000 G. hatte man ihnen anfangs bei-
nahe die ganze Hälfte, 49390 G. zugeſchlagen: ſie verrin-
gerten dieſen Beitrag doch ziemlich um ein Fünftheil, auf
40000 G. und gaben ſelbſt an, wie viel nun auf jede
Stadt fallen ſollte.

Bei dem nächſten Reichstag, 1489, ſetzten ſich dann
auch die Formen der allgemeinen Berathung feſt. Zum
erſten Mal trennten ſich gleich nach der Propoſition die

1 Dr. Ludwig zum Paradeis an Frankfurt. Montag nach Ju-
dica 2 April 1487. Mit dieſem Reichstage beginnen die ausfuͤhrli-
chen Berichte der Frankfurter Abgeordneten. Die fruͤhern waren mehr
fragmentariſch. (RsA. Bd XII.)
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[90/0108] Erſtes Buch. und zwar ohne Hinterſichbringen. Kaiſer Friedrich em- pfieng ſie auf dem Schloß zu Nürnberg, an ſeinem Bette ſitzend, ſchwacher Geſtalt, wie ſie ſich ausdrücken, 1 und ließ ihnen eröffnen, er ſehe ſie gern und werde in Gnaden erkennen, daß ſie gekommen. Auch die Fürſten waren ſehr wohl damit zufrieden und ließen die Städte Antheil an den Berathungen nehmen. Es wurden Ausſchüſſe gebildet, — eine Form, die ſpäterhin die vorherrſchende blieb — zu denen auch die Städte gezogen wurden. In dem erſten über den Landfrieden ſaßen neben ſechs churfürſtlichen und zehn fürſtlichen auch drei ſtädtiſche Mitglieder. Von dem zweiten, über den Anſchlag gegen die Ungern, waren die Städte anfangs ausgeſchloſſen: aber ſpäter wurden ſie auf ausdrückliches Verlangen des Kaiſers zugezogen; unſer Be- richterſtatter, Dr. Paradeis von Frankfurt war ſelbſt in die- ſem Ausſchuß. Auch erwies ſich die Theilnahme der ſtädti- ſchen Abgeordneten nicht unnütz: von der allgemeinen Be- willigung von 100000 G. hatte man ihnen anfangs bei- nahe die ganze Hälfte, 49390 G. zugeſchlagen: ſie verrin- gerten dieſen Beitrag doch ziemlich um ein Fünftheil, auf 40000 G. und gaben ſelbſt an, wie viel nun auf jede Stadt fallen ſollte. Bei dem nächſten Reichstag, 1489, ſetzten ſich dann auch die Formen der allgemeinen Berathung feſt. Zum erſten Mal trennten ſich gleich nach der Propoſition die 1 Dr. Ludwig zum Paradeis an Frankfurt. Montag nach Ju- dica 2 April 1487. Mit dieſem Reichstage beginnen die ausfuͤhrli- chen Berichte der Frankfurter Abgeordneten. Die fruͤhern waren mehr fragmentariſch. (RsA. Bd XII.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/108>, abgerufen am 19.05.2024.