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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Reichstag von Lindau 1496.
nungen, dieser Gemeinschaft. Die höchste Würde, die Prä-
rogativen eines obersten Lehensherrn verblieben ihm unver-
kürzt; in allen Geschäften aber sollte er doch eigentlich
nur als der Vorsitzer des reichsständischen Collegiums be-
trachtet werden. Es war eine Mischung von Monarchie
und Bundesgenossenschaft, in der jedoch dieses zweite Ele-
ment offenbar vorwaltete, eine Einung in der Form der
alten Hierarchie des Reichs.

Für die gesammte Zukunft von Deutschland war es
nun von hoher Wichtigkeit ob diese Entwürfe auch aus-
geführt werden würden.

Beschlüsse, zumal von so durchgreifender Art, lassen
sich doch nur für Absichten halten; Ideen, denen eine Ver-
sammlung ihren Beifall gegeben, zu deren Vollziehung aber
noch ein weiter Weg ist. Es ist der Grundriß eines Ge-
bäudes, das man aufzurichten Willens ist, doch fragt sich
noch erst, ob man die Kraft und die Mittel dazu ha-
ben wird.

Schwierigkeiten. Reichstag von Lindau 1496.

Für die Ausführung der Beschlüsse des Reichstags
lag ein großes Hinderniß schon in der Mangelhaftigkeit
seiner Zusammensetzung. Eine ganze Anzahl mächtiger
Stände war nicht zugegen gewesen, und da die Verbind-
lichkeit von Beschlüssen einer Versammlung an der man
nicht selbst Theil genommen, noch keinesweges entschieden
war, so mußten mit den Abwesenden besondre Verhand-
lungen eröffnet werden. Unter andern ward der Churfürst

Reichstag von Lindau 1496.
nungen, dieſer Gemeinſchaft. Die höchſte Würde, die Prä-
rogativen eines oberſten Lehensherrn verblieben ihm unver-
kürzt; in allen Geſchäften aber ſollte er doch eigentlich
nur als der Vorſitzer des reichsſtändiſchen Collegiums be-
trachtet werden. Es war eine Miſchung von Monarchie
und Bundesgenoſſenſchaft, in der jedoch dieſes zweite Ele-
ment offenbar vorwaltete, eine Einung in der Form der
alten Hierarchie des Reichs.

Für die geſammte Zukunft von Deutſchland war es
nun von hoher Wichtigkeit ob dieſe Entwürfe auch aus-
geführt werden würden.

Beſchlüſſe, zumal von ſo durchgreifender Art, laſſen
ſich doch nur für Abſichten halten; Ideen, denen eine Ver-
ſammlung ihren Beifall gegeben, zu deren Vollziehung aber
noch ein weiter Weg iſt. Es iſt der Grundriß eines Ge-
bäudes, das man aufzurichten Willens iſt, doch fragt ſich
noch erſt, ob man die Kraft und die Mittel dazu ha-
ben wird.

Schwierigkeiten. Reichstag von Lindau 1496.

Für die Ausführung der Beſchlüſſe des Reichstags
lag ein großes Hinderniß ſchon in der Mangelhaftigkeit
ſeiner Zuſammenſetzung. Eine ganze Anzahl mächtiger
Stände war nicht zugegen geweſen, und da die Verbind-
lichkeit von Beſchlüſſen einer Verſammlung an der man
nicht ſelbſt Theil genommen, noch keinesweges entſchieden
war, ſo mußten mit den Abweſenden beſondre Verhand-
lungen eröffnet werden. Unter andern ward der Churfürſt

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[117/0135] Reichstag von Lindau 1496. nungen, dieſer Gemeinſchaft. Die höchſte Würde, die Prä- rogativen eines oberſten Lehensherrn verblieben ihm unver- kürzt; in allen Geſchäften aber ſollte er doch eigentlich nur als der Vorſitzer des reichsſtändiſchen Collegiums be- trachtet werden. Es war eine Miſchung von Monarchie und Bundesgenoſſenſchaft, in der jedoch dieſes zweite Ele- ment offenbar vorwaltete, eine Einung in der Form der alten Hierarchie des Reichs. Für die geſammte Zukunft von Deutſchland war es nun von hoher Wichtigkeit ob dieſe Entwürfe auch aus- geführt werden würden. Beſchlüſſe, zumal von ſo durchgreifender Art, laſſen ſich doch nur für Abſichten halten; Ideen, denen eine Ver- ſammlung ihren Beifall gegeben, zu deren Vollziehung aber noch ein weiter Weg iſt. Es iſt der Grundriß eines Ge- bäudes, das man aufzurichten Willens iſt, doch fragt ſich noch erſt, ob man die Kraft und die Mittel dazu ha- ben wird. Schwierigkeiten. Reichstag von Lindau 1496. Für die Ausführung der Beſchlüſſe des Reichstags lag ein großes Hinderniß ſchon in der Mangelhaftigkeit ſeiner Zuſammenſetzung. Eine ganze Anzahl mächtiger Stände war nicht zugegen geweſen, und da die Verbind- lichkeit von Beſchlüſſen einer Verſammlung an der man nicht ſelbſt Theil genommen, noch keinesweges entſchieden war, ſo mußten mit den Abweſenden beſondre Verhand- lungen eröffnet werden. Unter andern ward der Churfürſt

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/135>, abgerufen am 24.11.2024.