Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Bairische Irrungen 1504. von Wirtenberg, Landgraf Wilhelm von Hessen, der zu-gleich meklenburgische und braunschweigische Hülfe herbei- führte, mit verwüstenden Schaaren ein. 1 In den Ge- bieten an der Donau stießen brandenburgische, sächsische, calenbergische Truppen zu dem stattlichen Heere, das Al- brecht von München gesammelt; der schwäbische Bund, der ihm einst so gefährlich gewesen, war jetzt am entschie- densten für ihn: Nürnberg, das dann freilich auch für sich erobern wollte, stellte eine vier Mal größere Hülfe ins Feld, als ihm ursprünglich aufgelegt worden. 2 Der rö- mische König erschien zuerst an der Donau. Es machte ihm nicht geringe Ehre, daß er es war, der ein Heer von Böhmen, den einzigen Verbündeten welche dem Pfalzgra- fen Wort gehalten, bei Regensburg hinter seiner Wagen- burg aufsuchte und aus dem Felde schlug. Dann wandte auch er sich an den Rhein; die Landvogtei Hagenau fiel ihm ohne Weiteres in die Hand; hier wie dort nahm er vor allem die Ortschaften in Besitz, auf die er selber An- sprüche hatte. Einem so überlegenen, allgemeinen Angriffe konnten die Pfälzischen um so weniger Widerstand leisten, da der junge kriegerische Fürst, Pfalzgraf Ruprecht, durch dessen Absichten die ganze Bewegung veranlaßt worden war, mitten in dem Kriegsgetümmel starb. Der alte Chur- fürst mußte von seinen Söhnen denjenigen, den er am bur- 1 Diese Verwüstungen schildern Trithemius, Zayner u. A. aus- führlich. Vgl. m. Gesch. romanisch-german. Völker p. 231. 2 Wahre Geschichtserzählung der von Nürnberg usurpirten Städte etc. 1791 § 15 macht der Stadt dieß noch einmal zum Vor- wurf. Ranke d. Gesch. I. 11
Bairiſche Irrungen 1504. von Wirtenberg, Landgraf Wilhelm von Heſſen, der zu-gleich meklenburgiſche und braunſchweigiſche Hülfe herbei- führte, mit verwüſtenden Schaaren ein. 1 In den Ge- bieten an der Donau ſtießen brandenburgiſche, ſächſiſche, calenbergiſche Truppen zu dem ſtattlichen Heere, das Al- brecht von München geſammelt; der ſchwäbiſche Bund, der ihm einſt ſo gefährlich geweſen, war jetzt am entſchie- denſten für ihn: Nürnberg, das dann freilich auch für ſich erobern wollte, ſtellte eine vier Mal größere Hülfe ins Feld, als ihm urſprünglich aufgelegt worden. 2 Der rö- miſche König erſchien zuerſt an der Donau. Es machte ihm nicht geringe Ehre, daß er es war, der ein Heer von Böhmen, den einzigen Verbündeten welche dem Pfalzgra- fen Wort gehalten, bei Regensburg hinter ſeiner Wagen- burg aufſuchte und aus dem Felde ſchlug. Dann wandte auch er ſich an den Rhein; die Landvogtei Hagenau fiel ihm ohne Weiteres in die Hand; hier wie dort nahm er vor allem die Ortſchaften in Beſitz, auf die er ſelber An- ſprüche hatte. Einem ſo überlegenen, allgemeinen Angriffe konnten die Pfälziſchen um ſo weniger Widerſtand leiſten, da der junge kriegeriſche Fürſt, Pfalzgraf Ruprecht, durch deſſen Abſichten die ganze Bewegung veranlaßt worden war, mitten in dem Kriegsgetümmel ſtarb. Der alte Chur- fürſt mußte von ſeinen Söhnen denjenigen, den er am bur- 1 Dieſe Verwuͤſtungen ſchildern Trithemius, Zayner u. A. aus- fuͤhrlich. Vgl. m. Geſch. romaniſch-german. Voͤlker p. 231. 2 Wahre Geſchichtserzaͤhlung der von Nuͤrnberg uſurpirten Staͤdte ꝛc. 1791 § 15 macht der Stadt dieß noch einmal zum Vor- wurf. Ranke d. Geſch. I. 11
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Bairiſche Irrungen 1504.
von Wirtenberg, Landgraf Wilhelm von Heſſen, der zu-
gleich meklenburgiſche und braunſchweigiſche Hülfe herbei-
führte, mit verwüſtenden Schaaren ein. 1 In den Ge-
bieten an der Donau ſtießen brandenburgiſche, ſächſiſche,
calenbergiſche Truppen zu dem ſtattlichen Heere, das Al-
brecht von München geſammelt; der ſchwäbiſche Bund,
der ihm einſt ſo gefährlich geweſen, war jetzt am entſchie-
denſten für ihn: Nürnberg, das dann freilich auch für ſich
erobern wollte, ſtellte eine vier Mal größere Hülfe ins
Feld, als ihm urſprünglich aufgelegt worden. 2 Der rö-
miſche König erſchien zuerſt an der Donau. Es machte
ihm nicht geringe Ehre, daß er es war, der ein Heer von
Böhmen, den einzigen Verbündeten welche dem Pfalzgra-
fen Wort gehalten, bei Regensburg hinter ſeiner Wagen-
burg aufſuchte und aus dem Felde ſchlug. Dann wandte
auch er ſich an den Rhein; die Landvogtei Hagenau fiel
ihm ohne Weiteres in die Hand; hier wie dort nahm er
vor allem die Ortſchaften in Beſitz, auf die er ſelber An-
ſprüche hatte. Einem ſo überlegenen, allgemeinen Angriffe
konnten die Pfälziſchen um ſo weniger Widerſtand leiſten,
da der junge kriegeriſche Fürſt, Pfalzgraf Ruprecht, durch
deſſen Abſichten die ganze Bewegung veranlaßt worden
war, mitten in dem Kriegsgetümmel ſtarb. Der alte Chur-
fürſt mußte von ſeinen Söhnen denjenigen, den er am bur-
1 Dieſe Verwuͤſtungen ſchildern Trithemius, Zayner u. A. aus-
fuͤhrlich. Vgl. m. Geſch. romaniſch-german. Voͤlker p. 231.
2 Wahre Geſchichtserzaͤhlung der von Nuͤrnberg uſurpirten
Staͤdte ꝛc. 1791 § 15 macht der Stadt dieß noch einmal zum Vor-
wurf.
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