Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Erstes Buch. fürst es nicht über sich gewinnen konnte die Vorschlägeanzunehmen; er blieb dafür noch ferner von der königli- chen Gnade ausgeschlossen: sein Sohn hat sich später doch fügen müssen. Betrachtete man die Besitzthümer der bei- den wittelsbachischen Häuser als eine Einheit, so hatten sie hiedurch Verluste erlitten wie seit langer Zeit kein deut- sches Haus. Auch blieb in ihnen eine tiefe Verstimmung zurück, die für das Reich hätte gefährlich werden können, wäre ihre alte Zwietracht nicht durch den Krieg aufs neue entflammt gewesen, so daß sie zu keiner Verständigung un- ter einander gelangen konnten. Nothwendig gewann aber Maximilian durch diesen Die Union der Churfürsten war zersprengt. Zu der Nunmehr erst hatte Maximilian freien Raum, selbst 1 Browerus p. 320. Er sah das Breve, durch welches der
Papst den Candidaten des römischen Königs empfahl. Erſtes Buch. fürſt es nicht über ſich gewinnen konnte die Vorſchlägeanzunehmen; er blieb dafür noch ferner von der königli- chen Gnade ausgeſchloſſen: ſein Sohn hat ſich ſpäter doch fügen müſſen. Betrachtete man die Beſitzthümer der bei- den wittelsbachiſchen Häuſer als eine Einheit, ſo hatten ſie hiedurch Verluſte erlitten wie ſeit langer Zeit kein deut- ſches Haus. Auch blieb in ihnen eine tiefe Verſtimmung zurück, die für das Reich hätte gefährlich werden können, wäre ihre alte Zwietracht nicht durch den Krieg aufs neue entflammt geweſen, ſo daß ſie zu keiner Verſtändigung un- ter einander gelangen konnten. Nothwendig gewann aber Maximilian durch dieſen Die Union der Churfürſten war zerſprengt. Zu der Nunmehr erſt hatte Maximilian freien Raum, ſelbſt 1 Browerus p. 320. Er ſah das Breve, durch welches der
Papſt den Candidaten des roͤmiſchen Koͤnigs empfahl. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0182" n="164"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erſtes Buch</hi>.</fw><lb/> fürſt es nicht über ſich gewinnen konnte die Vorſchläge<lb/> anzunehmen; er blieb dafür noch ferner von der königli-<lb/> chen Gnade ausgeſchloſſen: ſein Sohn hat ſich ſpäter doch<lb/> fügen müſſen. Betrachtete man die Beſitzthümer der bei-<lb/> den wittelsbachiſchen Häuſer als eine Einheit, ſo hatten<lb/> ſie hiedurch Verluſte erlitten wie ſeit langer Zeit kein deut-<lb/> ſches Haus. Auch blieb in ihnen eine tiefe Verſtimmung<lb/> zurück, die für das Reich hätte gefährlich werden können,<lb/> wäre ihre alte Zwietracht nicht durch den Krieg aufs neue<lb/> entflammt geweſen, ſo daß ſie zu keiner Verſtändigung un-<lb/> ter einander gelangen konnten.</p><lb/> <p>Nothwendig gewann aber Maximilian durch dieſen<lb/> Gang der Dinge auch in den allgemeinen Reichsangele-<lb/> genheiten eine andre Stellung.</p><lb/> <p>Die Union der Churfürſten war zerſprengt. Zu der<lb/> Demüthigung der Pfalz kam der Tod des Churfürſten von<lb/> Trier ſchon im Jahr 1503, an deſſen Stelle Maximilian,<lb/> durch ſeine Verbindung mit dem römiſchen Hof unterſtützt,<lb/> einen ſeiner nächſten Verwandten, den jungen Markgrafen<lb/> Jacob von Baden zu befördern wußte, <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">Browerus p.</hi> 320. Er ſah das Breve, durch welches der<lb/> Papſt den Candidaten des roͤmiſchen Koͤnigs empfahl.</note> und am 21ſten<lb/> Dez. 1504 auch der Tod des Oberhauptes der churfürſt-<lb/> lichen Oppoſition Berthold von Mainz. Wie ſelten be-<lb/> friedigt doch das Leben auch den edlen Ehrgeiz eines Men-<lb/> ſchen. Dieſem braven Manne war es beſchieden geweſen,<lb/> den Untergang der Inſtitute die er mit ſo großer Mühe<lb/> hervorgerufen, und die volle Übermacht desjenigen zu er-<lb/> leben, dem er reichsgeſetzliche Schranken zu ſetzen geſucht.</p><lb/> <p>Nunmehr erſt hatte Maximilian freien Raum, ſelbſt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0182]
Erſtes Buch.
fürſt es nicht über ſich gewinnen konnte die Vorſchläge
anzunehmen; er blieb dafür noch ferner von der königli-
chen Gnade ausgeſchloſſen: ſein Sohn hat ſich ſpäter doch
fügen müſſen. Betrachtete man die Beſitzthümer der bei-
den wittelsbachiſchen Häuſer als eine Einheit, ſo hatten
ſie hiedurch Verluſte erlitten wie ſeit langer Zeit kein deut-
ſches Haus. Auch blieb in ihnen eine tiefe Verſtimmung
zurück, die für das Reich hätte gefährlich werden können,
wäre ihre alte Zwietracht nicht durch den Krieg aufs neue
entflammt geweſen, ſo daß ſie zu keiner Verſtändigung un-
ter einander gelangen konnten.
Nothwendig gewann aber Maximilian durch dieſen
Gang der Dinge auch in den allgemeinen Reichsangele-
genheiten eine andre Stellung.
Die Union der Churfürſten war zerſprengt. Zu der
Demüthigung der Pfalz kam der Tod des Churfürſten von
Trier ſchon im Jahr 1503, an deſſen Stelle Maximilian,
durch ſeine Verbindung mit dem römiſchen Hof unterſtützt,
einen ſeiner nächſten Verwandten, den jungen Markgrafen
Jacob von Baden zu befördern wußte, 1 und am 21ſten
Dez. 1504 auch der Tod des Oberhauptes der churfürſt-
lichen Oppoſition Berthold von Mainz. Wie ſelten be-
friedigt doch das Leben auch den edlen Ehrgeiz eines Men-
ſchen. Dieſem braven Manne war es beſchieden geweſen,
den Untergang der Inſtitute die er mit ſo großer Mühe
hervorgerufen, und die volle Übermacht desjenigen zu er-
leben, dem er reichsgeſetzliche Schranken zu ſetzen geſucht.
Nunmehr erſt hatte Maximilian freien Raum, ſelbſt
1 Browerus p. 320. Er ſah das Breve, durch welches der
Papſt den Candidaten des roͤmiſchen Koͤnigs empfahl.
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