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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Erstes Buch.
fürst es nicht über sich gewinnen konnte die Vorschläge
anzunehmen; er blieb dafür noch ferner von der königli-
chen Gnade ausgeschlossen: sein Sohn hat sich später doch
fügen müssen. Betrachtete man die Besitzthümer der bei-
den wittelsbachischen Häuser als eine Einheit, so hatten
sie hiedurch Verluste erlitten wie seit langer Zeit kein deut-
sches Haus. Auch blieb in ihnen eine tiefe Verstimmung
zurück, die für das Reich hätte gefährlich werden können,
wäre ihre alte Zwietracht nicht durch den Krieg aufs neue
entflammt gewesen, so daß sie zu keiner Verständigung un-
ter einander gelangen konnten.

Nothwendig gewann aber Maximilian durch diesen
Gang der Dinge auch in den allgemeinen Reichsangele-
genheiten eine andre Stellung.

Die Union der Churfürsten war zersprengt. Zu der
Demüthigung der Pfalz kam der Tod des Churfürsten von
Trier schon im Jahr 1503, an dessen Stelle Maximilian,
durch seine Verbindung mit dem römischen Hof unterstützt,
einen seiner nächsten Verwandten, den jungen Markgrafen
Jacob von Baden zu befördern wußte, 1 und am 21sten
Dez. 1504 auch der Tod des Oberhauptes der churfürst-
lichen Opposition Berthold von Mainz. Wie selten be-
friedigt doch das Leben auch den edlen Ehrgeiz eines Men-
schen. Diesem braven Manne war es beschieden gewesen,
den Untergang der Institute die er mit so großer Mühe
hervorgerufen, und die volle Übermacht desjenigen zu er-
leben, dem er reichsgesetzliche Schranken zu setzen gesucht.

Nunmehr erst hatte Maximilian freien Raum, selbst

1 Browerus p. 320. Er sah das Breve, durch welches der
Papst den Candidaten des römischen Königs empfahl.

Erſtes Buch.
fürſt es nicht über ſich gewinnen konnte die Vorſchläge
anzunehmen; er blieb dafür noch ferner von der königli-
chen Gnade ausgeſchloſſen: ſein Sohn hat ſich ſpäter doch
fügen müſſen. Betrachtete man die Beſitzthümer der bei-
den wittelsbachiſchen Häuſer als eine Einheit, ſo hatten
ſie hiedurch Verluſte erlitten wie ſeit langer Zeit kein deut-
ſches Haus. Auch blieb in ihnen eine tiefe Verſtimmung
zurück, die für das Reich hätte gefährlich werden können,
wäre ihre alte Zwietracht nicht durch den Krieg aufs neue
entflammt geweſen, ſo daß ſie zu keiner Verſtändigung un-
ter einander gelangen konnten.

Nothwendig gewann aber Maximilian durch dieſen
Gang der Dinge auch in den allgemeinen Reichsangele-
genheiten eine andre Stellung.

Die Union der Churfürſten war zerſprengt. Zu der
Demüthigung der Pfalz kam der Tod des Churfürſten von
Trier ſchon im Jahr 1503, an deſſen Stelle Maximilian,
durch ſeine Verbindung mit dem römiſchen Hof unterſtützt,
einen ſeiner nächſten Verwandten, den jungen Markgrafen
Jacob von Baden zu befördern wußte, 1 und am 21ſten
Dez. 1504 auch der Tod des Oberhauptes der churfürſt-
lichen Oppoſition Berthold von Mainz. Wie ſelten be-
friedigt doch das Leben auch den edlen Ehrgeiz eines Men-
ſchen. Dieſem braven Manne war es beſchieden geweſen,
den Untergang der Inſtitute die er mit ſo großer Mühe
hervorgerufen, und die volle Übermacht desjenigen zu er-
leben, dem er reichsgeſetzliche Schranken zu ſetzen geſucht.

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Papſt den Candidaten des roͤmiſchen Koͤnigs empfahl.
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[164/0182] Erſtes Buch. fürſt es nicht über ſich gewinnen konnte die Vorſchläge anzunehmen; er blieb dafür noch ferner von der königli- chen Gnade ausgeſchloſſen: ſein Sohn hat ſich ſpäter doch fügen müſſen. Betrachtete man die Beſitzthümer der bei- den wittelsbachiſchen Häuſer als eine Einheit, ſo hatten ſie hiedurch Verluſte erlitten wie ſeit langer Zeit kein deut- ſches Haus. Auch blieb in ihnen eine tiefe Verſtimmung zurück, die für das Reich hätte gefährlich werden können, wäre ihre alte Zwietracht nicht durch den Krieg aufs neue entflammt geweſen, ſo daß ſie zu keiner Verſtändigung un- ter einander gelangen konnten. Nothwendig gewann aber Maximilian durch dieſen Gang der Dinge auch in den allgemeinen Reichsangele- genheiten eine andre Stellung. Die Union der Churfürſten war zerſprengt. Zu der Demüthigung der Pfalz kam der Tod des Churfürſten von Trier ſchon im Jahr 1503, an deſſen Stelle Maximilian, durch ſeine Verbindung mit dem römiſchen Hof unterſtützt, einen ſeiner nächſten Verwandten, den jungen Markgrafen Jacob von Baden zu befördern wußte, 1 und am 21ſten Dez. 1504 auch der Tod des Oberhauptes der churfürſt- lichen Oppoſition Berthold von Mainz. Wie ſelten be- friedigt doch das Leben auch den edlen Ehrgeiz eines Men- ſchen. Dieſem braven Manne war es beſchieden geweſen, den Untergang der Inſtitute die er mit ſo großer Mühe hervorgerufen, und die volle Übermacht desjenigen zu er- leben, dem er reichsgeſetzliche Schranken zu ſetzen geſucht. Nunmehr erſt hatte Maximilian freien Raum, ſelbſt 1 Browerus p. 320. Er ſah das Breve, durch welches der Papſt den Candidaten des roͤmiſchen Koͤnigs empfahl.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/182>, abgerufen am 21.11.2024.