Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Theilnahme Huttens. ßen Moment vereinigte. Sie betrachten sich wie zwei Ge-schöpfe Gottes, von verschiedenen Gaben, jeder des andern werth: -- vereinigt zu demselben Zwecke, in den gleichen Überzeugungen: ein rechtes Bild der wahren Freundschaft. Melanchthon hütet sich wohl den Geist Luthers zu stören: 1 Luther bekennt, daß er von einer Meinung ablasse, wenn sie Melanchthon nicht billige. Einen so unermeßlichen Einfluß hatte die literarische Theilnahme Huttens. Man kann wohl sagen: die Geister die in Deutsch- 1 An Johann Lange Aug. 1520. "Spiritum Martini nolim
temere in hac causa, ad quam destinatus upo pronoias videtur, interpellare." (C. E. I, 221.) Theilnahme Huttens. ßen Moment vereinigte. Sie betrachten ſich wie zwei Ge-ſchöpfe Gottes, von verſchiedenen Gaben, jeder des andern werth: — vereinigt zu demſelben Zwecke, in den gleichen Überzeugungen: ein rechtes Bild der wahren Freundſchaft. Melanchthon hütet ſich wohl den Geiſt Luthers zu ſtören: 1 Luther bekennt, daß er von einer Meinung ablaſſe, wenn ſie Melanchthon nicht billige. Einen ſo unermeßlichen Einfluß hatte die literariſche Theilnahme Huttens. Man kann wohl ſagen: die Geiſter die in Deutſch- 1 An Johann Lange Aug. 1520. „Spiritum Martini nolim
temere in hac causa, ad quam destinatus ὑπὸ πϱονοίας videtur, interpellare.“ (C. E. I, 221.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0433" n="415"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Theilnahme Huttens</hi>.</fw><lb/> ßen Moment vereinigte. Sie betrachten ſich wie zwei Ge-<lb/> ſchöpfe Gottes, von verſchiedenen Gaben, jeder des andern<lb/> werth: — vereinigt zu demſelben Zwecke, in den gleichen<lb/> Überzeugungen: ein rechtes Bild der wahren Freundſchaft.<lb/> Melanchthon hütet ſich wohl den Geiſt Luthers zu ſtören: <note place="foot" n="1">An Johann Lange Aug. 1520. <hi rendition="#aq">„Spiritum Martini nolim<lb/> temere in hac causa, ad quam destinatus</hi> ὑπὸ πϱονοίας <hi rendition="#aq">videtur,<lb/> interpellare.“ (C. E. I, 221.)</hi></note><lb/> Luther bekennt, daß er von einer Meinung ablaſſe, wenn<lb/> ſie Melanchthon nicht billige.</p><lb/> <p>Einen ſo unermeßlichen Einfluß hatte die literariſche<lb/> Richtung nun auch auf eine werdende Theologie gewonnen:<lb/> noch auf eine andre Weiſe trat ſie jetzt in den Kampf ein.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>Theilnahme Huttens.</head><lb/> <p>Man kann wohl ſagen: die Geiſter die in Deutſch-<lb/> land an der Bewegung in der gelehrten poetiſch-philologi-<lb/> ſchen Literatur Theil genommen, zerfielen in zwei große<lb/> Schaaren. Die eine ſuchte in ruhigem und mühevol-<lb/> lem Studium, lernbegierig und lebhaft, neue Elemente<lb/> der Bildung zu gewinnen und auszubreiten. Ihr gan-<lb/> zes Streben, das ja von Anfang an eine Richtung auf<lb/> die heilige Schrift genommen, war in Melanchthon reprä-<lb/> ſentirt, und hatte in ihm die engſte Verbindung mit den<lb/> tieferen theologiſchen Tendenzen geſchloſſen, die in Luther<lb/> erſchienen und auf der Univerſität Wittenberg zur Herr-<lb/> ſchaft gekommen waren. Wir ſahen ſo eben, was dieſer<lb/> Bund bedeuten wollte. Die ſtillen Studien empfiengen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [415/0433]
Theilnahme Huttens.
ßen Moment vereinigte. Sie betrachten ſich wie zwei Ge-
ſchöpfe Gottes, von verſchiedenen Gaben, jeder des andern
werth: — vereinigt zu demſelben Zwecke, in den gleichen
Überzeugungen: ein rechtes Bild der wahren Freundſchaft.
Melanchthon hütet ſich wohl den Geiſt Luthers zu ſtören: 1
Luther bekennt, daß er von einer Meinung ablaſſe, wenn
ſie Melanchthon nicht billige.
Einen ſo unermeßlichen Einfluß hatte die literariſche
Richtung nun auch auf eine werdende Theologie gewonnen:
noch auf eine andre Weiſe trat ſie jetzt in den Kampf ein.
Theilnahme Huttens.
Man kann wohl ſagen: die Geiſter die in Deutſch-
land an der Bewegung in der gelehrten poetiſch-philologi-
ſchen Literatur Theil genommen, zerfielen in zwei große
Schaaren. Die eine ſuchte in ruhigem und mühevol-
lem Studium, lernbegierig und lebhaft, neue Elemente
der Bildung zu gewinnen und auszubreiten. Ihr gan-
zes Streben, das ja von Anfang an eine Richtung auf
die heilige Schrift genommen, war in Melanchthon reprä-
ſentirt, und hatte in ihm die engſte Verbindung mit den
tieferen theologiſchen Tendenzen geſchloſſen, die in Luther
erſchienen und auf der Univerſität Wittenberg zur Herr-
ſchaft gekommen waren. Wir ſahen ſo eben, was dieſer
Bund bedeuten wollte. Die ſtillen Studien empfiengen
1 An Johann Lange Aug. 1520. „Spiritum Martini nolim
temere in hac causa, ad quam destinatus ὑπὸ πϱονοίας videtur,
interpellare.“ (C. E. I, 221.)
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