Es hätte scheinen sollen, als würden mit dem Regi- ment auch die Ideen eines gemeinen Pfennigs, oder einer Rüstung nach den Pfarren, wieder auftauchen müssen: die ständische Regierung und populare Bewaffnung waren sonst immer verwandte Gedanken gewesen. Daran ist jedoch dieß Mal nicht gedacht worden: sey es weil sich jene Entwürfe früher immer unausführbar gezeigt, oder auch weil das Fürstenthum seitdem einen so großen Zuwachs von Kräf- ten erhalten hatte. Am 21sten März erschien Carl V selbst auf dem Rathhaus in der Versammlung der Stände, und ließ durch Dr Lamparter unter mancherlei Umschweif Hülfe zu seinem Romzug fordern, welche er selbst auf 4000 z. Pf. und 20000 z. F. auf ein Jahr lang anschlug. Er ver- sprach dann, aus eignen Mitteln 16000 M. z. F., 2000 schwere und eine gute Anzahl leichte Reiter dazu stoßen zu lassen. 1 Churfürst Joachim von Brandenburg antwor- tete im Namen der Stände, "seiner Brüder, Herrn und gu- ten Freunde," wie er sich ausdrückte, und bat um Bedenk- zeit. Gegen die Forderung selbst, die in altem Reichsher- kommen begründet, auch gegen die bestimmte Anzahl der Truppen, die nicht übermäßig war, ließ sich nichts ein- wenden. Einmal aber wollte man auch dieß Mal nicht eher zusagen als bis man der Errichtung des Gerichtes und des Regimentes gewiß geworden. Sodann fand man sich durch die Pflicht, diese zu erhalten, schon ungewöhnlich angestrengt. Man bewilligte endlich die geforderte Anzahl,
1 Schreiben Fürstenbergs an Frankfurt 24 März. "S. Maj. sey auch willens gen Rom zu ziehen und dasjenige so dem Reich entwandt, wieder zu erlangen."
Zweites Buch. Viertes Capitel.
Es hätte ſcheinen ſollen, als würden mit dem Regi- ment auch die Ideen eines gemeinen Pfennigs, oder einer Rüſtung nach den Pfarren, wieder auftauchen müſſen: die ſtändiſche Regierung und populare Bewaffnung waren ſonſt immer verwandte Gedanken geweſen. Daran iſt jedoch dieß Mal nicht gedacht worden: ſey es weil ſich jene Entwürfe früher immer unausführbar gezeigt, oder auch weil das Fürſtenthum ſeitdem einen ſo großen Zuwachs von Kräf- ten erhalten hatte. Am 21ſten März erſchien Carl V ſelbſt auf dem Rathhaus in der Verſammlung der Stände, und ließ durch Dr Lamparter unter mancherlei Umſchweif Hülfe zu ſeinem Romzug fordern, welche er ſelbſt auf 4000 z. Pf. und 20000 z. F. auf ein Jahr lang anſchlug. Er ver- ſprach dann, aus eignen Mitteln 16000 M. z. F., 2000 ſchwere und eine gute Anzahl leichte Reiter dazu ſtoßen zu laſſen. 1 Churfürſt Joachim von Brandenburg antwor- tete im Namen der Stände, „ſeiner Brüder, Herrn und gu- ten Freunde,“ wie er ſich ausdrückte, und bat um Bedenk- zeit. Gegen die Forderung ſelbſt, die in altem Reichsher- kommen begründet, auch gegen die beſtimmte Anzahl der Truppen, die nicht übermäßig war, ließ ſich nichts ein- wenden. Einmal aber wollte man auch dieß Mal nicht eher zuſagen als bis man der Errichtung des Gerichtes und des Regimentes gewiß geworden. Sodann fand man ſich durch die Pflicht, dieſe zu erhalten, ſchon ungewöhnlich angeſtrengt. Man bewilligte endlich die geforderte Anzahl,
1 Schreiben Fuͤrſtenbergs an Frankfurt 24 Maͤrz. „S. Maj. ſey auch willens gen Rom zu ziehen und dasjenige ſo dem Reich entwandt, wieder zu erlangen.“
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Zweites Buch. Viertes Capitel.
Es hätte ſcheinen ſollen, als würden mit dem Regi-
ment auch die Ideen eines gemeinen Pfennigs, oder einer
Rüſtung nach den Pfarren, wieder auftauchen müſſen: die
ſtändiſche Regierung und populare Bewaffnung waren ſonſt
immer verwandte Gedanken geweſen. Daran iſt jedoch dieß
Mal nicht gedacht worden: ſey es weil ſich jene Entwürfe
früher immer unausführbar gezeigt, oder auch weil das
Fürſtenthum ſeitdem einen ſo großen Zuwachs von Kräf-
ten erhalten hatte. Am 21ſten März erſchien Carl V ſelbſt
auf dem Rathhaus in der Verſammlung der Stände, und
ließ durch Dr Lamparter unter mancherlei Umſchweif Hülfe
zu ſeinem Romzug fordern, welche er ſelbſt auf 4000 z. Pf.
und 20000 z. F. auf ein Jahr lang anſchlug. Er ver-
ſprach dann, aus eignen Mitteln 16000 M. z. F., 2000
ſchwere und eine gute Anzahl leichte Reiter dazu ſtoßen
zu laſſen. 1 Churfürſt Joachim von Brandenburg antwor-
tete im Namen der Stände, „ſeiner Brüder, Herrn und gu-
ten Freunde,“ wie er ſich ausdrückte, und bat um Bedenk-
zeit. Gegen die Forderung ſelbſt, die in altem Reichsher-
kommen begründet, auch gegen die beſtimmte Anzahl der
Truppen, die nicht übermäßig war, ließ ſich nichts ein-
wenden. Einmal aber wollte man auch dieß Mal nicht
eher zuſagen als bis man der Errichtung des Gerichtes und
des Regimentes gewiß geworden. Sodann fand man ſich
durch die Pflicht, dieſe zu erhalten, ſchon ungewöhnlich
angeſtrengt. Man bewilligte endlich die geforderte Anzahl,
1 Schreiben Fuͤrſtenbergs an Frankfurt 24 Maͤrz. „S. Maj.
ſey auch willens gen Rom zu ziehen und dasjenige ſo dem Reich
entwandt, wieder zu erlangen.“
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/480>, abgerufen am 22.11.2024.
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