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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Irrungen zwischen Papst und Kaiser.
er nie zum Papst gieng, ohne die unterscheidende Kopfbe-
deckung der Franzosen: die Pagen im Pallast trugen sich
französisch: man gestattete in Rom Werbungen für Frank-
reich zu Gunsten jenes Herzogs von Albanien, der einen
Zug nach Neapel unternommen: die Deutschen am Hofe
waren überzeugt, der Papst habe dem König auch Neapel
und Sicilien verliehen. 1

Das ist nun wohl ein Irrthum: an der Herrschaft
der Franzosen in Neapel konnte dem Papst nichts gelegen
seyn: seine Absicht war ohne Zweifel nur, eine Diversion zu
begünstigen, von der sich die Herstellung des Gleichgewichts
in Italien erwarten ließ; 2 allein schon diese Absicht, sein
ganzes Betragen, seine unleugbare Abtrünnigkeit im Mo-
mente der Gefahr, erweckte die Feindseligkeit der kaiserlichen
Feldhauptleute. Mit Verachtung wiesen sie seine Vermit-
telungsvorschläge von sich: "wer nicht mit mir ist" schrieb
ihm der Vicekönig, "der ist wider mich." Einen päpstli-
chen Agenten jagte Frundsberg mit dem Schwerte von sich,
und die Besorgniß vor den Wirkungen der päpstlichen Um-

doch gab der Papst dem Erzherzog Ferdinand Notiz davon: in die-
ser Form hat sie Spalatin aufbehalten: Annales bei Mencken Scriptt.
II,
641.
1 Ziegler Historia Clementis VII bei Schelhorn Amoenitates
II, p.
372. Ziegler war damals am Hofe zugegen.
2 Fr. Vettori sagt, der Vertrag den Alb. Carpi vermittelt
sey nur auf Durchzug gegangen: solo a questo che il Papa la (gente)
lasciasse passare, pagando quello aveva bisogno: et il Papa sti-
mo certo, che chome questa gente del re si metteva in camino,
che gli imperiali si dovessino ritirare verso Napoli, onde segui-
rebbe che Francesco diventerebbe Signore di Milano - - - e cia-
scuno di loro arebbe cura che l'altro non diventassi maggiore
in Italia.
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Irrungen zwiſchen Papſt und Kaiſer.
er nie zum Papſt gieng, ohne die unterſcheidende Kopfbe-
deckung der Franzoſen: die Pagen im Pallaſt trugen ſich
franzöſiſch: man geſtattete in Rom Werbungen für Frank-
reich zu Gunſten jenes Herzogs von Albanien, der einen
Zug nach Neapel unternommen: die Deutſchen am Hofe
waren überzeugt, der Papſt habe dem König auch Neapel
und Sicilien verliehen. 1

Das iſt nun wohl ein Irrthum: an der Herrſchaft
der Franzoſen in Neapel konnte dem Papſt nichts gelegen
ſeyn: ſeine Abſicht war ohne Zweifel nur, eine Diverſion zu
begünſtigen, von der ſich die Herſtellung des Gleichgewichts
in Italien erwarten ließ; 2 allein ſchon dieſe Abſicht, ſein
ganzes Betragen, ſeine unleugbare Abtrünnigkeit im Mo-
mente der Gefahr, erweckte die Feindſeligkeit der kaiſerlichen
Feldhauptleute. Mit Verachtung wieſen ſie ſeine Vermit-
telungsvorſchläge von ſich: „wer nicht mit mir iſt“ ſchrieb
ihm der Vicekönig, „der iſt wider mich.“ Einen päpſtli-
chen Agenten jagte Frundsberg mit dem Schwerte von ſich,
und die Beſorgniß vor den Wirkungen der päpſtlichen Um-

doch gab der Papſt dem Erzherzog Ferdinand Notiz davon: in die-
ſer Form hat ſie Spalatin aufbehalten: Annales bei Mencken Scriptt.
II,
641.
1 Ziegler Historia Clementis VII bei Schelhorn Amoenitates
II, p.
372. Ziegler war damals am Hofe zugegen.
2 Fr. Vettori ſagt, der Vertrag den Alb. Carpi vermittelt
ſey nur auf Durchzug gegangen: solo a questo che il Papa la (gente)
lasciasse passare, pagando quello aveva bisogno: et il Papa sti-
mò certo, che chome questa gente del re si metteva in camino,
che gli imperiali si dovessino ritirare verso Napoli, onde segui-
rebbe che Francesco diventerebbe Signore di Milano ‒ ‒ ‒ e cia-
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in Italia.
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[323/0333] Irrungen zwiſchen Papſt und Kaiſer. er nie zum Papſt gieng, ohne die unterſcheidende Kopfbe- deckung der Franzoſen: die Pagen im Pallaſt trugen ſich franzöſiſch: man geſtattete in Rom Werbungen für Frank- reich zu Gunſten jenes Herzogs von Albanien, der einen Zug nach Neapel unternommen: die Deutſchen am Hofe waren überzeugt, der Papſt habe dem König auch Neapel und Sicilien verliehen. 1 Das iſt nun wohl ein Irrthum: an der Herrſchaft der Franzoſen in Neapel konnte dem Papſt nichts gelegen ſeyn: ſeine Abſicht war ohne Zweifel nur, eine Diverſion zu begünſtigen, von der ſich die Herſtellung des Gleichgewichts in Italien erwarten ließ; 2 allein ſchon dieſe Abſicht, ſein ganzes Betragen, ſeine unleugbare Abtrünnigkeit im Mo- mente der Gefahr, erweckte die Feindſeligkeit der kaiſerlichen Feldhauptleute. Mit Verachtung wieſen ſie ſeine Vermit- telungsvorſchläge von ſich: „wer nicht mit mir iſt“ ſchrieb ihm der Vicekönig, „der iſt wider mich.“ Einen päpſtli- chen Agenten jagte Frundsberg mit dem Schwerte von ſich, und die Beſorgniß vor den Wirkungen der päpſtlichen Um- 3 1 Ziegler Historia Clementis VII bei Schelhorn Amoenitates II, p. 372. Ziegler war damals am Hofe zugegen. 2 Fr. Vettori ſagt, der Vertrag den Alb. Carpi vermittelt ſey nur auf Durchzug gegangen: solo a questo che il Papa la (gente) lasciasse passare, pagando quello aveva bisogno: et il Papa sti- mò certo, che chome questa gente del re si metteva in camino, che gli imperiali si dovessino ritirare verso Napoli, onde segui- rebbe che Francesco diventerebbe Signore di Milano ‒ ‒ ‒ e cia- scuno di loro arebbe cura che l’altro non diventassi maggiore in Italia. 3 doch gab der Papſt dem Erzherzog Ferdinand Notiz davon: in die- ſer Form hat ſie Spalatin aufbehalten: Annales bei Mencken Scriptt. II, 641. 21*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/333>, abgerufen am 27.11.2024.