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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Friede zu Madrid 1526.
von dem Kaiser vorgelegten Bedingungen: er versprach auf
alle seine italienischen Ansprüche, auf die Oberherrlichkeit
über Flandern und Artois, auf seine Verbindungen mit
den Gegnern des Kaisers in Deutschland, Wirtenberg, Gel-
dern, Robert von der Mark Verzicht zu leisten, er willigte
ein Burgund herauszugeben: er wies die Idee, als werde
damit aller Hader am Ende seyn, nicht von sich, und ver-
lobte sich mit der Schwester des Kaisers, verwitweten Kö-
nigin von Portugal; -- aber an demselben Tage, in der-
selben Stunde, einen Moment vorher, hatte er insgeheim
eine Protestation unterzeichnet, in der er erklärte, daß er
den Vertrag nur durch Gewalt gezwungen annehme, daß
alles was darin bedungen werde, null und nichtig sey und
bleibe, daß er nichts desto minder alle Rechte seiner Krone
zu behaupten gedenke. 1

Seine Religionsbegriffe ließen zu, daß er hierauf doch
bei einem feierlichen Hochamt, die Hand auf das Evan-
gelium, den Eidschwur leistete, den Vertrag nicht brechen
zu wollen keinen Tag seines Lebens.

Auf der einen Seite ließ er nun dem päpstlichen Le-
gaten wissen, daß er den Vertrag nicht halten werde: 2
schon dort in Spanien trug er selbst der König auf eine
Verbindung mit den italienischen Mächten an: zugleich
aber gieng er nach Illescas um seine Verlobung mit der
Schwester des Kaisers zu feiern, die auf der Voraussetzung
der Ausführung des Tractates beruhte.


1 Vertrag und Protestation bei Du Mont IV, i, 399. 412.
2 Giberti an den Bischof von Bajusa Lettere di principi II,
f. 31 b.
22*

Friede zu Madrid 1526.
von dem Kaiſer vorgelegten Bedingungen: er verſprach auf
alle ſeine italieniſchen Anſprüche, auf die Oberherrlichkeit
über Flandern und Artois, auf ſeine Verbindungen mit
den Gegnern des Kaiſers in Deutſchland, Wirtenberg, Gel-
dern, Robert von der Mark Verzicht zu leiſten, er willigte
ein Burgund herauszugeben: er wies die Idee, als werde
damit aller Hader am Ende ſeyn, nicht von ſich, und ver-
lobte ſich mit der Schweſter des Kaiſers, verwitweten Kö-
nigin von Portugal; — aber an demſelben Tage, in der-
ſelben Stunde, einen Moment vorher, hatte er insgeheim
eine Proteſtation unterzeichnet, in der er erklärte, daß er
den Vertrag nur durch Gewalt gezwungen annehme, daß
alles was darin bedungen werde, null und nichtig ſey und
bleibe, daß er nichts deſto minder alle Rechte ſeiner Krone
zu behaupten gedenke. 1

Seine Religionsbegriffe ließen zu, daß er hierauf doch
bei einem feierlichen Hochamt, die Hand auf das Evan-
gelium, den Eidſchwur leiſtete, den Vertrag nicht brechen
zu wollen keinen Tag ſeines Lebens.

Auf der einen Seite ließ er nun dem päpſtlichen Le-
gaten wiſſen, daß er den Vertrag nicht halten werde: 2
ſchon dort in Spanien trug er ſelbſt der König auf eine
Verbindung mit den italieniſchen Mächten an: zugleich
aber gieng er nach Illescas um ſeine Verlobung mit der
Schweſter des Kaiſers zu feiern, die auf der Vorausſetzung
der Ausführung des Tractates beruhte.


1 Vertrag und Proteſtation bei Du Mont IV, i, 399. 412.
2 Giberti an den Biſchof von Bajuſa Lettere di principi II,
f. 31 b.
22*
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[339/0349] Friede zu Madrid 1526. von dem Kaiſer vorgelegten Bedingungen: er verſprach auf alle ſeine italieniſchen Anſprüche, auf die Oberherrlichkeit über Flandern und Artois, auf ſeine Verbindungen mit den Gegnern des Kaiſers in Deutſchland, Wirtenberg, Gel- dern, Robert von der Mark Verzicht zu leiſten, er willigte ein Burgund herauszugeben: er wies die Idee, als werde damit aller Hader am Ende ſeyn, nicht von ſich, und ver- lobte ſich mit der Schweſter des Kaiſers, verwitweten Kö- nigin von Portugal; — aber an demſelben Tage, in der- ſelben Stunde, einen Moment vorher, hatte er insgeheim eine Proteſtation unterzeichnet, in der er erklärte, daß er den Vertrag nur durch Gewalt gezwungen annehme, daß alles was darin bedungen werde, null und nichtig ſey und bleibe, daß er nichts deſto minder alle Rechte ſeiner Krone zu behaupten gedenke. 1 Seine Religionsbegriffe ließen zu, daß er hierauf doch bei einem feierlichen Hochamt, die Hand auf das Evan- gelium, den Eidſchwur leiſtete, den Vertrag nicht brechen zu wollen keinen Tag ſeines Lebens. Auf der einen Seite ließ er nun dem päpſtlichen Le- gaten wiſſen, daß er den Vertrag nicht halten werde: 2 ſchon dort in Spanien trug er ſelbſt der König auf eine Verbindung mit den italieniſchen Mächten an: zugleich aber gieng er nach Illescas um ſeine Verlobung mit der Schweſter des Kaiſers zu feiern, die auf der Vorausſetzung der Ausführung des Tractates beruhte. 1 Vertrag und Proteſtation bei Du Mont IV, i, 399. 412. 2 Giberti an den Biſchof von Bajuſa Lettere di principi II, f. 31 b. 22*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/349>, abgerufen am 27.11.2024.