Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

Ligue zu Cognac.
Pferd; er rief aus: ich bin der König der König, und
jagte davon. 1

Diesen Moment hatten nun die Italiener erwartet.

Als man dem Papst die Bedingungen des Madrider
Friedens nannte, hatte er erklärt, er billige sie, vorausge-
setzt daß der König sie nicht beobachte: der einzige Un-
terschied werde dann seyn, daß der Kaiser statt des Kö-
nigs dessen Söhne in Gewahrsam habe: was ihm wenig
helfen könne. 2 Jetzt sprach er den König von seinem
Eide frei: 3 er ließ ihm in Gemeinschaft mit den Venezia-
nern vorstellen, welch ein treffliches Heer schon im Felde
stehe, wie es gar nicht so schwer fallen werde, bessere Be-
dingungen zu erzwingen: -- wenn er nur entschlossen sey,
zur Erledigung seiner Söhne und zur Befreiung Italiens
die Waffen zu ergreifen, so würden auch sie Männer seyn,
und sich nicht der Willkühr des Kaisers überlassen.

Einen Augenblick zögerte der König noch, diesen Bund
einzugehn. Er ließ die Notabeln von Burgund zusammen-
rufen, und auf ihre Erklärung, dem König von Frankreich
stehe kraft der alten Verträge der Provinz mit der Krone
gar nicht das Recht zu, sie abzutreten, 4 sich stützend machte

1 Relation bei Sandoval I, 738.
2 Der Bischof von Worcester an Wolsey 12 Jan. 7 Febr.
bei Raumer I, 247.
3 Sandoval I, 746: Embio el Papa al rey de Francia re-
laxacion del juramento que avia hecho;
-- wir haben bei Rainal-
dus eine ähnliche Entbindung von einem Eide vom 3ten Juli 1526.
XX, 460.
4 Der Kaiser gab nicht viel auf diese Erklärung: Apologiae
dissuasoriae refutatio p. 884. Satis plane constat,
eos duntaxat
vocatos quos rex ipse antea stipendiarios et juratos habebat.

Ligue zu Cognac.
Pferd; er rief aus: ich bin der König der König, und
jagte davon. 1

Dieſen Moment hatten nun die Italiener erwartet.

Als man dem Papſt die Bedingungen des Madrider
Friedens nannte, hatte er erklärt, er billige ſie, vorausge-
ſetzt daß der König ſie nicht beobachte: der einzige Un-
terſchied werde dann ſeyn, daß der Kaiſer ſtatt des Kö-
nigs deſſen Söhne in Gewahrſam habe: was ihm wenig
helfen könne. 2 Jetzt ſprach er den König von ſeinem
Eide frei: 3 er ließ ihm in Gemeinſchaft mit den Venezia-
nern vorſtellen, welch ein treffliches Heer ſchon im Felde
ſtehe, wie es gar nicht ſo ſchwer fallen werde, beſſere Be-
dingungen zu erzwingen: — wenn er nur entſchloſſen ſey,
zur Erledigung ſeiner Söhne und zur Befreiung Italiens
die Waffen zu ergreifen, ſo würden auch ſie Männer ſeyn,
und ſich nicht der Willkühr des Kaiſers überlaſſen.

Einen Augenblick zögerte der König noch, dieſen Bund
einzugehn. Er ließ die Notabeln von Burgund zuſammen-
rufen, und auf ihre Erklärung, dem König von Frankreich
ſtehe kraft der alten Verträge der Provinz mit der Krone
gar nicht das Recht zu, ſie abzutreten, 4 ſich ſtützend machte

1 Relation bei Sandoval I, 738.
2 Der Biſchof von Worceſter an Wolſey 12 Jan. 7 Febr.
bei Raumer I, 247.
3 Sandoval I, 746: Embiò el Papa al rey de Francia re-
laxacion del juramento que avia hecho;
— wir haben bei Rainal-
dus eine aͤhnliche Entbindung von einem Eide vom 3ten Juli 1526.
XX, 460.
4 Der Kaiſer gab nicht viel auf dieſe Erklaͤrung: Apologiae
dissuasoriae refutatio p. 884. Satis plane constat,
eos duntaxat
vocatos quos rex ipse antea stipendiarios et juratos habebat.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0351" n="341"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ligue zu Cognac</hi>.</fw><lb/>
Pferd; er rief aus: ich bin der König der König, und<lb/>
jagte davon. <note place="foot" n="1">Relation bei Sandoval <hi rendition="#aq">I,</hi> 738.</note></p><lb/>
            <p>Die&#x017F;en Moment hatten nun die Italiener erwartet.</p><lb/>
            <p>Als man dem Pap&#x017F;t die Bedingungen des Madrider<lb/>
Friedens nannte, hatte er erklärt, er billige &#x017F;ie, vorausge-<lb/>
&#x017F;etzt daß der König &#x017F;ie nicht beobachte: der einzige Un-<lb/>
ter&#x017F;chied werde dann &#x017F;eyn, daß der Kai&#x017F;er &#x017F;tatt des Kö-<lb/>
nigs de&#x017F;&#x017F;en Söhne in Gewahr&#x017F;am habe: was ihm wenig<lb/>
helfen könne. <note place="foot" n="2">Der Bi&#x017F;chof von Worce&#x017F;ter an Wol&#x017F;ey 12 Jan. 7 Febr.<lb/>
bei Raumer <hi rendition="#aq">I,</hi> 247.</note> Jetzt &#x017F;prach er den König von &#x017F;einem<lb/>
Eide frei: <note place="foot" n="3">Sandoval <hi rendition="#aq">I, 746: Embiò el Papa al rey de Francia re-<lb/>
laxacion del juramento que avia hecho;</hi> &#x2014; wir haben bei Rainal-<lb/>
dus eine a&#x0364;hnliche Entbindung von einem Eide vom 3ten Juli 1526.<lb/><hi rendition="#aq">XX,</hi> 460.</note> er ließ ihm in Gemein&#x017F;chaft mit den Venezia-<lb/>
nern vor&#x017F;tellen, welch ein treffliches Heer &#x017F;chon im Felde<lb/>
&#x017F;tehe, wie es gar nicht &#x017F;o &#x017F;chwer fallen werde, be&#x017F;&#x017F;ere Be-<lb/>
dingungen zu erzwingen: &#x2014; wenn er nur ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey,<lb/>
zur Erledigung &#x017F;einer Söhne und zur Befreiung Italiens<lb/>
die Waffen zu ergreifen, &#x017F;o würden auch &#x017F;ie Männer &#x017F;eyn,<lb/>
und &#x017F;ich nicht der Willkühr des Kai&#x017F;ers überla&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Einen Augenblick zögerte der König noch, die&#x017F;en Bund<lb/>
einzugehn. Er ließ die Notabeln von Burgund zu&#x017F;ammen-<lb/>
rufen, und auf ihre Erklärung, dem König von Frankreich<lb/>
&#x017F;tehe kraft der alten Verträge der Provinz mit der Krone<lb/>
gar nicht das Recht zu, &#x017F;ie abzutreten, <note place="foot" n="4">Der Kai&#x017F;er gab nicht viel auf die&#x017F;e Erkla&#x0364;rung: <hi rendition="#aq">Apologiae<lb/>
dissuasoriae refutatio p. 884. Satis plane constat,</hi> e<hi rendition="#aq">os duntaxat<lb/>
vocatos quos rex ipse antea stipendiarios et juratos habebat.</hi></note> &#x017F;ich &#x017F;tützend machte<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0351] Ligue zu Cognac. Pferd; er rief aus: ich bin der König der König, und jagte davon. 1 Dieſen Moment hatten nun die Italiener erwartet. Als man dem Papſt die Bedingungen des Madrider Friedens nannte, hatte er erklärt, er billige ſie, vorausge- ſetzt daß der König ſie nicht beobachte: der einzige Un- terſchied werde dann ſeyn, daß der Kaiſer ſtatt des Kö- nigs deſſen Söhne in Gewahrſam habe: was ihm wenig helfen könne. 2 Jetzt ſprach er den König von ſeinem Eide frei: 3 er ließ ihm in Gemeinſchaft mit den Venezia- nern vorſtellen, welch ein treffliches Heer ſchon im Felde ſtehe, wie es gar nicht ſo ſchwer fallen werde, beſſere Be- dingungen zu erzwingen: — wenn er nur entſchloſſen ſey, zur Erledigung ſeiner Söhne und zur Befreiung Italiens die Waffen zu ergreifen, ſo würden auch ſie Männer ſeyn, und ſich nicht der Willkühr des Kaiſers überlaſſen. Einen Augenblick zögerte der König noch, dieſen Bund einzugehn. Er ließ die Notabeln von Burgund zuſammen- rufen, und auf ihre Erklärung, dem König von Frankreich ſtehe kraft der alten Verträge der Provinz mit der Krone gar nicht das Recht zu, ſie abzutreten, 4 ſich ſtützend machte 1 Relation bei Sandoval I, 738. 2 Der Biſchof von Worceſter an Wolſey 12 Jan. 7 Febr. bei Raumer I, 247. 3 Sandoval I, 746: Embiò el Papa al rey de Francia re- laxacion del juramento que avia hecho; — wir haben bei Rainal- dus eine aͤhnliche Entbindung von einem Eide vom 3ten Juli 1526. XX, 460. 4 Der Kaiſer gab nicht viel auf dieſe Erklaͤrung: Apologiae dissuasoriae refutatio p. 884. Satis plane constat, eos duntaxat vocatos quos rex ipse antea stipendiarios et juratos habebat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/351
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/351>, abgerufen am 27.11.2024.