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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Rüstungen in Deutschland.
nung, den Waffenstillstand auch nur eine Stunde länger
als nützlich zu halten; 1 so wie er einigermaaßen gerüstet
war, griff er die Colonnas und das neapolitanische Gebiet
an: in Kurzem empfieng er dazu französische und englische
Gelder; der berühmte Vertheidiger von Marseille, Renzo
da Ceri unternahm ein päpstliches Heer in die Abruzzen zu
führen. Indessen dienten seine übrigen Truppen, nach wie
vor, gegen Mailand und Genua.

In diesem Momente aber erhob sich schon von einer
andern Seite her eine noch viel größere Gefahr: der Kai-
ser hatte noch andre Kräfte aufzubieten als die italienischen.

In jenem Schreiben, das für den Ausgang des Reichs-
tags so entscheidend wurde, vom 27sten Juli 1526, hatte
Carl seinen Bruder aufgefordert, entweder selbst nach Ita-
lien zu gehn: in welchem Fall er ihm keine Instruction,
sondern nur eine Vollmacht zu geben gedenke, indem er
seine Person darstelle, als sein zweites Selbst: oder wenig-
stens ein starkes Heer auszurüsten und hinüber zu schicken. 2

Selber zu gehn, war Ferdinand durch die Angelegen-
heiten von Ungern abgehalten, die seine Anwesenheit auf
das dringendste forderten: aber er wendete sich an den Mann
der schon immer die Landsknechte in Italien zum Siege ge-
führt, George Frundsberg zu Mindelheim, der auch jetzt
bereit war, seine alternde Kraft noch einmal seinem Kaiser

14. Er drückt sich sehr bezeichnend aus: nell' osservare la tregua
veggo vergogna, non si fugge spesa e si augumenta il pericolo,
perche quanto all' onore, N. Sre piu e obligato ad una lega fatta
con tanta solennita che ad un accordo fatto per forza e con ruina
del mondo.
1 Excerpt eines Schreibens worin Clemens erklärt, der Ver-
trag binde ihn nicht, bei Herbert p. 155.
2 Excerpt bei Bucholtz III, 42.

Ruͤſtungen in Deutſchland.
nung, den Waffenſtillſtand auch nur eine Stunde länger
als nützlich zu halten; 1 ſo wie er einigermaaßen gerüſtet
war, griff er die Colonnas und das neapolitaniſche Gebiet
an: in Kurzem empfieng er dazu franzöſiſche und engliſche
Gelder; der berühmte Vertheidiger von Marſeille, Renzo
da Ceri unternahm ein päpſtliches Heer in die Abruzzen zu
führen. Indeſſen dienten ſeine übrigen Truppen, nach wie
vor, gegen Mailand und Genua.

In dieſem Momente aber erhob ſich ſchon von einer
andern Seite her eine noch viel größere Gefahr: der Kai-
ſer hatte noch andre Kräfte aufzubieten als die italieniſchen.

In jenem Schreiben, das für den Ausgang des Reichs-
tags ſo entſcheidend wurde, vom 27ſten Juli 1526, hatte
Carl ſeinen Bruder aufgefordert, entweder ſelbſt nach Ita-
lien zu gehn: in welchem Fall er ihm keine Inſtruction,
ſondern nur eine Vollmacht zu geben gedenke, indem er
ſeine Perſon darſtelle, als ſein zweites Selbſt: oder wenig-
ſtens ein ſtarkes Heer auszurüſten und hinüber zu ſchicken. 2

Selber zu gehn, war Ferdinand durch die Angelegen-
heiten von Ungern abgehalten, die ſeine Anweſenheit auf
das dringendſte forderten: aber er wendete ſich an den Mann
der ſchon immer die Landsknechte in Italien zum Siege ge-
führt, George Frundsberg zu Mindelheim, der auch jetzt
bereit war, ſeine alternde Kraft noch einmal ſeinem Kaiſer

14. Er druͤckt ſich ſehr bezeichnend aus: nell’ osservare la tregua
veggo vergogna, non si fugge spesa e si augumenta il pericolo,
perche quanto all’ onore, N. Sre più è obligato ad una lega fatta
con tanta solennità che ad un accordo fatto per forza e con ruina
del mondo.
1 Excerpt eines Schreibens worin Clemens erklaͤrt, der Ver-
trag binde ihn nicht, bei Herbert p. 155.
2 Excerpt bei Bucholtz III, 42.
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[375/0385] Ruͤſtungen in Deutſchland. nung, den Waffenſtillſtand auch nur eine Stunde länger als nützlich zu halten; 1 ſo wie er einigermaaßen gerüſtet war, griff er die Colonnas und das neapolitaniſche Gebiet an: in Kurzem empfieng er dazu franzöſiſche und engliſche Gelder; der berühmte Vertheidiger von Marſeille, Renzo da Ceri unternahm ein päpſtliches Heer in die Abruzzen zu führen. Indeſſen dienten ſeine übrigen Truppen, nach wie vor, gegen Mailand und Genua. In dieſem Momente aber erhob ſich ſchon von einer andern Seite her eine noch viel größere Gefahr: der Kai- ſer hatte noch andre Kräfte aufzubieten als die italieniſchen. In jenem Schreiben, das für den Ausgang des Reichs- tags ſo entſcheidend wurde, vom 27ſten Juli 1526, hatte Carl ſeinen Bruder aufgefordert, entweder ſelbſt nach Ita- lien zu gehn: in welchem Fall er ihm keine Inſtruction, ſondern nur eine Vollmacht zu geben gedenke, indem er ſeine Perſon darſtelle, als ſein zweites Selbſt: oder wenig- ſtens ein ſtarkes Heer auszurüſten und hinüber zu ſchicken. 2 Selber zu gehn, war Ferdinand durch die Angelegen- heiten von Ungern abgehalten, die ſeine Anweſenheit auf das dringendſte forderten: aber er wendete ſich an den Mann der ſchon immer die Landsknechte in Italien zum Siege ge- führt, George Frundsberg zu Mindelheim, der auch jetzt bereit war, ſeine alternde Kraft noch einmal ſeinem Kaiſer 3 1 Excerpt eines Schreibens worin Clemens erklaͤrt, der Ver- trag binde ihn nicht, bei Herbert p. 155. 2 Excerpt bei Bucholtz III, 42. 3 14. Er druͤckt ſich ſehr bezeichnend aus: nell’ osservare la tregua veggo vergogna, non si fugge spesa e si augumenta il pericolo, perche quanto all’ onore, N. Sre più è obligato ad una lega fatta con tanta solennità che ad un accordo fatto per forza e con ruina del mondo.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/385>, abgerufen am 27.11.2024.