Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Reichsregiment. dazu mancherlei mitwirken: vermehrter Luxus und erhöhteNachfrage; die Nachwirkung des venezianischen Krieges, der die alten Gewohnheiten unterbrochen hatte, wohl auch ein Sinken des Geldwerthes, nachdem die amerikanischen Zuflüsse eröffnet worden, wiewohl noch nicht in ihrem spätern Reichthume; damals aber suchte man vor allem, und wohl auch dieß nicht ganz mit Unrecht, den Grund in dem monopolistischen Wesen, das durch die Gesellschaf- ten der großen Handelshäuser, den oft wiederholten An- ordnungen der Reichstäge zum Trotz, nur immer mehr um sich gegriffen hatte. Schon an sich, sagte man, seyen sie in Besitz so großer Capitalien, so mannischfaltiger und ver- breiteter Factoreien, daß Niemand neben ihnen aufkom- men könne. In Portugal seyen sie bereit dem König selbst noch höhere Preise, als er sonst fordere, zu zahlen, wenn er ihnen nur dagegen verspreche, die Später-kommenden noch mehr zu steigern. Man berechnete, daß man in Deutschland jährlich 30000 Centner Pfeffer, 2000 Centner Ingwer einführe; nun sey der erste binnen wenig Jah- ren das Pf. von 18 auf 32 K., der zweite von 21 Kr. auf 1 G. 3 Kr. gestiegen: welch einen ungeheuren Vor- theil müsse das geben! Wie Rom wegen seiner Indulgenzen, die Ritterschaft Ingwer früher 21--24 Kr. 1516 1 G. 3 Kr. Galgant -- 1 G. 36 Kr. -- 1 G. 39 Kr. Zucker, der Centner, 1516 11--12 G. 1518 20 G. Zuckerkandis -- 16--17 G. 1522 20--21 G. Venedegisch Mandeln, der Centner. 1518 8 G. -- 12 G. -- Weinberlein 1518 5 G. -- 9 G. -- Feigen -- 3 G. 2 Sch. -- 4 G. 1 Ort. Reichsregiment. dazu mancherlei mitwirken: vermehrter Luxus und erhöhteNachfrage; die Nachwirkung des venezianiſchen Krieges, der die alten Gewohnheiten unterbrochen hatte, wohl auch ein Sinken des Geldwerthes, nachdem die amerikaniſchen Zuflüſſe eröffnet worden, wiewohl noch nicht in ihrem ſpätern Reichthume; damals aber ſuchte man vor allem, und wohl auch dieß nicht ganz mit Unrecht, den Grund in dem monopoliſtiſchen Weſen, das durch die Geſellſchaf- ten der großen Handelshäuſer, den oft wiederholten An- ordnungen der Reichstäge zum Trotz, nur immer mehr um ſich gegriffen hatte. Schon an ſich, ſagte man, ſeyen ſie in Beſitz ſo großer Capitalien, ſo manniſchfaltiger und ver- breiteter Factoreien, daß Niemand neben ihnen aufkom- men könne. In Portugal ſeyen ſie bereit dem König ſelbſt noch höhere Preiſe, als er ſonſt fordere, zu zahlen, wenn er ihnen nur dagegen verſpreche, die Später-kommenden noch mehr zu ſteigern. Man berechnete, daß man in Deutſchland jährlich 30000 Centner Pfeffer, 2000 Centner Ingwer einführe; nun ſey der erſte binnen wenig Jah- ren das Pf. von 18 auf 32 K., der zweite von 21 Kr. auf 1 G. 3 Kr. geſtiegen: welch einen ungeheuren Vor- theil müſſe das geben! Wie Rom wegen ſeiner Indulgenzen, die Ritterſchaft Ingwer fruͤher 21—24 Kr. 1516 1 G. 3 Kr. Galgant — 1 G. 36 Kr. — 1 G. 39 Kr. Zucker, der Centner, 1516 11—12 G. 1518 20 G. Zuckerkandis — 16—17 G. 1522 20—21 G. Venedegiſch Mandeln, der Centner. 1518 8 G. — 12 G. — Weinberlein 1518 5 G. — 9 G. — Feigen — 3 G. 2 Sch. — 4 G. 1 Ort. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0053" n="43"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Reichsregiment</hi>.</fw><lb/> dazu mancherlei mitwirken: vermehrter Luxus und erhöhte<lb/> Nachfrage; die Nachwirkung des venezianiſchen Krieges,<lb/> der die alten Gewohnheiten unterbrochen hatte, wohl auch<lb/> ein Sinken des Geldwerthes, nachdem die amerikaniſchen<lb/> Zuflüſſe eröffnet worden, wiewohl noch nicht in ihrem<lb/> ſpätern Reichthume; damals aber ſuchte man vor allem,<lb/> und wohl auch dieß nicht ganz mit Unrecht, den Grund<lb/> in dem monopoliſtiſchen Weſen, das durch die Geſellſchaf-<lb/> ten der großen Handelshäuſer, den oft wiederholten An-<lb/> ordnungen der Reichstäge zum Trotz, nur immer mehr um<lb/> ſich gegriffen hatte. 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Reichsregiment.
dazu mancherlei mitwirken: vermehrter Luxus und erhöhte
Nachfrage; die Nachwirkung des venezianiſchen Krieges,
der die alten Gewohnheiten unterbrochen hatte, wohl auch
ein Sinken des Geldwerthes, nachdem die amerikaniſchen
Zuflüſſe eröffnet worden, wiewohl noch nicht in ihrem
ſpätern Reichthume; damals aber ſuchte man vor allem,
und wohl auch dieß nicht ganz mit Unrecht, den Grund
in dem monopoliſtiſchen Weſen, das durch die Geſellſchaf-
ten der großen Handelshäuſer, den oft wiederholten An-
ordnungen der Reichstäge zum Trotz, nur immer mehr um
ſich gegriffen hatte. Schon an ſich, ſagte man, ſeyen ſie
in Beſitz ſo großer Capitalien, ſo manniſchfaltiger und ver-
breiteter Factoreien, daß Niemand neben ihnen aufkom-
men könne. In Portugal ſeyen ſie bereit dem König ſelbſt
noch höhere Preiſe, als er ſonſt fordere, zu zahlen, wenn
er ihnen nur dagegen verſpreche, die Später-kommenden
noch mehr zu ſteigern. Man berechnete, daß man in
Deutſchland jährlich 30000 Centner Pfeffer, 2000 Centner
Ingwer einführe; nun ſey der erſte binnen wenig Jah-
ren das Pf. von 18 auf 32 K., der zweite von 21 Kr.
auf 1 G. 3 Kr. geſtiegen: welch einen ungeheuren Vor-
theil müſſe das geben!
Wie Rom wegen ſeiner Indulgenzen, die Ritterſchaft
wegen ihrer Räubereien, ſo wurden die Kaufleute, die Städte
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1 Ingwer fruͤher 21—24 Kr. 1516 1 G. 3 Kr.
Galgant — 1 G. 36 Kr. — 1 G. 39 Kr.
Zucker, der Centner, 1516 11—12 G. 1518 20 G.
Zuckerkandis — 16—17 G. 1522 20—21 G.
Venedegiſch Mandeln, der Centner. 1518 8 G. — 12 G.
— Weinberlein 1518 5 G. — 9 G.
— Feigen — 3 G. 2 Sch. — 4 G. 1 Ort.
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