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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Viertes Capitel.
renz werde ihm nicht zu widerstehn vermögen; Venedig sey
durch den Uebertritt von Mantua selbst gefährdet und könne
auf nichts denken als auf die eigne Vertheidigung: ganz
allein würde man es mit dem Kaiser zu thun haben, und
der habe nun einmal die tapfersten Truppen und die Gunst
des Glückes. 1

Sodann aber war es auch dem Reiche und dem Hofe
unerträglich, die Prinzen von Frankreich länger in Spanien
zu lassen. Zuweilen liefen von ihrer Gesundheit beunruhi-
gende Nachrichten ein.

Indem man sich noch rüstete, die Italiener die per-
sönliche Ankunft des Königs hoffen ließ, einen Einfall in
Deutschland vorbereitete, mußte man doch zugleich auf Frie-
den denken. 2

In Rom war lange davon die Rede, daß der Papst
die Vermittelung übernehmen müsse. Er sollte an irgend
einem Platze an der spanisch-französischen Gränze, etwa in
Perpignan, die Sache persönlich führen. Auch schien er
dazu sehr geneigt zu seyn; noch im März 1529 bezeichnete
man die Galeeren, die ihn hinüberbringen sollten. Zuletzt
aber unterblieb das doch; die Sache kam in ganz andre Hände.


1 Ottaviano Sforza al vescovo di Lodi. Molini II, 210.
Vgl. Instruzione di Teodoro Triulzio Guido Rangoni et Joachim
a Mess. Mauro da Nova; Venezia 15 Luglio
bei Molini II, 219.
"In effecto quest' impresa de tanta extrema importantia si deve
extimare, quanta possa essere da l'onore al disonore o per me-
glio dirlo dal vivere al morire de la prima corona, re et regno di
Christianita.
2 Hieronymus Niger an Sadolet V. Cal. April. 1529 quo-
tidie in ore habet (pontifex) divinum consilium suum, de pro-
fectione ad Caesarem, et de pace publica, quo quidem consilio
si integris rebus usus fuisset, non laboraremus. (Sadoleti Epp.
lib. VIII, p.
323.)

Fuͤnftes Buch. Viertes Capitel.
renz werde ihm nicht zu widerſtehn vermögen; Venedig ſey
durch den Uebertritt von Mantua ſelbſt gefährdet und könne
auf nichts denken als auf die eigne Vertheidigung: ganz
allein würde man es mit dem Kaiſer zu thun haben, und
der habe nun einmal die tapferſten Truppen und die Gunſt
des Glückes. 1

Sodann aber war es auch dem Reiche und dem Hofe
unerträglich, die Prinzen von Frankreich länger in Spanien
zu laſſen. Zuweilen liefen von ihrer Geſundheit beunruhi-
gende Nachrichten ein.

Indem man ſich noch rüſtete, die Italiener die per-
ſönliche Ankunft des Königs hoffen ließ, einen Einfall in
Deutſchland vorbereitete, mußte man doch zugleich auf Frie-
den denken. 2

In Rom war lange davon die Rede, daß der Papſt
die Vermittelung übernehmen müſſe. Er ſollte an irgend
einem Platze an der ſpaniſch-franzöſiſchen Gränze, etwa in
Perpignan, die Sache perſönlich führen. Auch ſchien er
dazu ſehr geneigt zu ſeyn; noch im März 1529 bezeichnete
man die Galeeren, die ihn hinüberbringen ſollten. Zuletzt
aber unterblieb das doch; die Sache kam in ganz andre Hände.


1 Ottaviano Sforza al vescovo di Lodi. Molini II, 210.
Vgl. Instruzione di Teodoro Triulzio Guido Rangoni et Joachim
a Mess. Mauro da Nova; Venezia 15 Luglio
bei Molini II, 219.
„In effecto quest’ impresa de tanta extrema importantia si deve
extimare, quanta possa essere da l’onore al disonore o per me-
glio dirlo dal vivere al morire de la prima corona, re et regno di
Christianità.
2 Hieronymus Niger an Sadolet V. Cal. April. 1529 quo-
tidie in ore habet (pontifex) divinum consilium suum, de pro-
fectione ad Caesarem, et de pace publica, quo quidem consilio
si integris rebus usus fuisset, non laboraremus. (Sadoleti Epp.
lib. VIII, p.
323.)
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[124/0140] Fuͤnftes Buch. Viertes Capitel. renz werde ihm nicht zu widerſtehn vermögen; Venedig ſey durch den Uebertritt von Mantua ſelbſt gefährdet und könne auf nichts denken als auf die eigne Vertheidigung: ganz allein würde man es mit dem Kaiſer zu thun haben, und der habe nun einmal die tapferſten Truppen und die Gunſt des Glückes. 1 Sodann aber war es auch dem Reiche und dem Hofe unerträglich, die Prinzen von Frankreich länger in Spanien zu laſſen. Zuweilen liefen von ihrer Geſundheit beunruhi- gende Nachrichten ein. Indem man ſich noch rüſtete, die Italiener die per- ſönliche Ankunft des Königs hoffen ließ, einen Einfall in Deutſchland vorbereitete, mußte man doch zugleich auf Frie- den denken. 2 In Rom war lange davon die Rede, daß der Papſt die Vermittelung übernehmen müſſe. Er ſollte an irgend einem Platze an der ſpaniſch-franzöſiſchen Gränze, etwa in Perpignan, die Sache perſönlich führen. Auch ſchien er dazu ſehr geneigt zu ſeyn; noch im März 1529 bezeichnete man die Galeeren, die ihn hinüberbringen ſollten. Zuletzt aber unterblieb das doch; die Sache kam in ganz andre Hände. 1 Ottaviano Sforza al vescovo di Lodi. Molini II, 210. Vgl. Instruzione di Teodoro Triulzio Guido Rangoni et Joachim a Mess. Mauro da Nova; Venezia 15 Luglio bei Molini II, 219. „In effecto quest’ impresa de tanta extrema importantia si deve extimare, quanta possa essere da l’onore al disonore o per me- glio dirlo dal vivere al morire de la prima corona, re et regno di Christianità. 2 Hieronymus Niger an Sadolet V. Cal. April. 1529 quo- tidie in ore habet (pontifex) divinum consilium suum, de pro- fectione ad Caesarem, et de pace publica, quo quidem consilio si integris rebus usus fuisset, non laboraremus. (Sadoleti Epp. lib. VIII, p. 323.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/140>, abgerufen am 21.11.2024.