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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Friede von Cambrai.
gegen die italienischen Mächte, Mailand, Florenz oder Ve-
nedig übernommen habe.

Am 5. Juli zogen die beiden Damen von entgegen-
gesetzten Seiten kommend, in Cambrai ein, und nahmen ihre
Wohnungen in zwei durch einen bedeckten Gang verbunde-
nen Häusern, so daß sie einander sehen und sprechen konn-
ten, ohne bemerkt zu werden.

Die Unterhandlung konnte nicht sehr schwer seyn, da
man über die Präliminarien einverstanden seyn mußte, ehe
man sie anfing. Frankreich verstand sich nun wirklich dazu,
jene zwei Millionen zu zahlen, auf alle Rechte und Ver-
bindungen in Italien Verzicht zu leisten, endlich seiner Lehns-
herrschaft über Flandern und Artois zu entsagen. Dage-
gen ließ auch Carl V einige freilich weit weniger bedeutende
Ansprüche, z. B. auf Peronne und Boulogne fallen, und
gab fürs Erste die Eroberung von Burgund auf. 1 Das
Prinzip, welches in Europa überhaupt herrschte, die ver-
schiedenen Staaten zu sondern, einen von dem andern un-
abhängig zu machen, war auch bei diesem Friedensschlusse
zu bemerken. Indem Frankreich seine auswärtigen Unter-
nehmungen aufgab, blieb es doch in seinem Innern unan-
getastet. Burgund und Valois setzten sich nach so langen
blutigen Kriegen endlich auseinander. Burgund hatte zwar
nicht alle seine Prätensionen erreicht, aber es war doch in
unermeßlichem Vortheil. Es war ihm gelungen, das Haus

1 In seinem Gegenbericht von 1536 bemerkt der Kaiser jedoch,
daß er wohl damals "ursach und gewalt gehabt hätte, noch größers
und mehrers von ihm (dem König) zu begeren und abzunehmen, die-
weil ich damals zu wasser und zu land sighaft von Gott und mit
treffenlicher rüstung gefaßt und -- vil sterker denn er gewesen bin.

Friede von Cambrai.
gegen die italieniſchen Mächte, Mailand, Florenz oder Ve-
nedig übernommen habe.

Am 5. Juli zogen die beiden Damen von entgegen-
geſetzten Seiten kommend, in Cambrai ein, und nahmen ihre
Wohnungen in zwei durch einen bedeckten Gang verbunde-
nen Häuſern, ſo daß ſie einander ſehen und ſprechen konn-
ten, ohne bemerkt zu werden.

Die Unterhandlung konnte nicht ſehr ſchwer ſeyn, da
man über die Präliminarien einverſtanden ſeyn mußte, ehe
man ſie anfing. Frankreich verſtand ſich nun wirklich dazu,
jene zwei Millionen zu zahlen, auf alle Rechte und Ver-
bindungen in Italien Verzicht zu leiſten, endlich ſeiner Lehns-
herrſchaft über Flandern und Artois zu entſagen. Dage-
gen ließ auch Carl V einige freilich weit weniger bedeutende
Anſprüche, z. B. auf Peronne und Boulogne fallen, und
gab fürs Erſte die Eroberung von Burgund auf. 1 Das
Prinzip, welches in Europa überhaupt herrſchte, die ver-
ſchiedenen Staaten zu ſondern, einen von dem andern un-
abhängig zu machen, war auch bei dieſem Friedensſchluſſe
zu bemerken. Indem Frankreich ſeine auswärtigen Unter-
nehmungen aufgab, blieb es doch in ſeinem Innern unan-
getaſtet. Burgund und Valois ſetzten ſich nach ſo langen
blutigen Kriegen endlich auseinander. Burgund hatte zwar
nicht alle ſeine Prätenſionen erreicht, aber es war doch in
unermeßlichem Vortheil. Es war ihm gelungen, das Haus

1 In ſeinem Gegenbericht von 1536 bemerkt der Kaiſer jedoch,
daß er wohl damals „urſach und gewalt gehabt haͤtte, noch groͤßers
und mehrers von ihm (dem Koͤnig) zu begeren und abzunehmen, die-
weil ich damals zu waſſer und zu land ſighaft von Gott und mit
treffenlicher ruͤſtung gefaßt und — vil ſterker denn er geweſen bin.
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[127/0143] Friede von Cambrai. gegen die italieniſchen Mächte, Mailand, Florenz oder Ve- nedig übernommen habe. Am 5. Juli zogen die beiden Damen von entgegen- geſetzten Seiten kommend, in Cambrai ein, und nahmen ihre Wohnungen in zwei durch einen bedeckten Gang verbunde- nen Häuſern, ſo daß ſie einander ſehen und ſprechen konn- ten, ohne bemerkt zu werden. Die Unterhandlung konnte nicht ſehr ſchwer ſeyn, da man über die Präliminarien einverſtanden ſeyn mußte, ehe man ſie anfing. Frankreich verſtand ſich nun wirklich dazu, jene zwei Millionen zu zahlen, auf alle Rechte und Ver- bindungen in Italien Verzicht zu leiſten, endlich ſeiner Lehns- herrſchaft über Flandern und Artois zu entſagen. Dage- gen ließ auch Carl V einige freilich weit weniger bedeutende Anſprüche, z. B. auf Peronne und Boulogne fallen, und gab fürs Erſte die Eroberung von Burgund auf. 1 Das Prinzip, welches in Europa überhaupt herrſchte, die ver- ſchiedenen Staaten zu ſondern, einen von dem andern un- abhängig zu machen, war auch bei dieſem Friedensſchluſſe zu bemerken. Indem Frankreich ſeine auswärtigen Unter- nehmungen aufgab, blieb es doch in ſeinem Innern unan- getaſtet. Burgund und Valois ſetzten ſich nach ſo langen blutigen Kriegen endlich auseinander. Burgund hatte zwar nicht alle ſeine Prätenſionen erreicht, aber es war doch in unermeßlichem Vortheil. Es war ihm gelungen, das Haus 1 In ſeinem Gegenbericht von 1536 bemerkt der Kaiſer jedoch, daß er wohl damals „urſach und gewalt gehabt haͤtte, noch groͤßers und mehrers von ihm (dem Koͤnig) zu begeren und abzunehmen, die- weil ich damals zu waſſer und zu land ſighaft von Gott und mit treffenlicher ruͤſtung gefaßt und — vil ſterker denn er geweſen bin.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/143>, abgerufen am 24.11.2024.