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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Schwabacher Artikel.
ist von vorn herein, z. B. in den ersten neun Artikeln
die nemliche; 1 auch die Ausdrücke stimmen meistentheils
wörtlich zusammen; nur einige wenige Veränderungen fin-
den sich, unter denselben aber die entscheidende im 10ten
Artikel, die Lehre, "daß der wahre Leib und Blut Christi
wahrhaftiglich im Brod und Wein gegenwärtig sey," so-
gar mit der polemischen Bemerkung, daß der Widertheil
vorgebe, es sey eben nur Brot und Wein. Die schwaba-
cher Artikel sind eine etwas umgearbeitete Redaction der
marburgischen Uebereinkunft, in der jedoch der Begriff Lu-
thers als allein gültig angenommen worden. 2 Natürlich
konnten die Gesandten von Ulm und Strasburg dieß Be-
kenntniß nicht unterschreiben. Sie bemerkten, es stimme
mit der bei ihnen herrschenden Predigtweise nicht überein,
sie seyen auf die Veränderung nicht instruirt; sie könnten

1 Was die schwabacher Art. VIII mehr zu haben scheinen,
findet sich in den marburgischen unter dem Titel: de usu sacramenti.
Vgl. den Abdruck der 17 Artikel bei Walch Tom. 16, 778 und di-
plomatisch genau in Webers Kritischer Geschichte der Augsb. Confes-
sion, Bd. I, Anh. 1.
2 Riederer fand bei dem Autograph einer in das Jahr 1530
fallenden Vorrede Luthers zu den 17 Artikeln folgende Worte von
Veit Diedrichs Hand: Praefatio ad 17 articulos Marburgi scriptos,
und gründete darauf die Behauptung, daß die 17 Artikel selbst zu
Marburg verfaßt worden. Dann würde sie Luther schon fertig nach
Schleiz mitgebracht haben. In der That, sehr beschäftigt würde Lu-
ther gewesen seyn. Am 30. Spt. kam man, am 1, 2, 3. October
dibputirte man, am 4ten wurde die Marburgische Uebereinkunft un-
terschrieben, am 5ten reiste er ab. Mit dem Charakter der 17 Ar-
tikel stimmt aber die dortige Abfassung nicht übel zusammen. Nur
müssen sie später revidirt, hie und da näher bestimmt worden seyn,
wenn es wahr ist, was man in Schmalkalden den Städten sagte,
"die Artikel seyen sere wolbedächtig und mit tapferm Rath gelerter
und ungelerter Räthe gestellt."
Ranke d. Gesch. III. 12

Schwabacher Artikel.
iſt von vorn herein, z. B. in den erſten neun Artikeln
die nemliche; 1 auch die Ausdrücke ſtimmen meiſtentheils
wörtlich zuſammen; nur einige wenige Veränderungen fin-
den ſich, unter denſelben aber die entſcheidende im 10ten
Artikel, die Lehre, „daß der wahre Leib und Blut Chriſti
wahrhaftiglich im Brod und Wein gegenwärtig ſey,“ ſo-
gar mit der polemiſchen Bemerkung, daß der Widertheil
vorgebe, es ſey eben nur Brot und Wein. Die ſchwaba-
cher Artikel ſind eine etwas umgearbeitete Redaction der
marburgiſchen Uebereinkunft, in der jedoch der Begriff Lu-
thers als allein gültig angenommen worden. 2 Natürlich
konnten die Geſandten von Ulm und Strasburg dieß Be-
kenntniß nicht unterſchreiben. Sie bemerkten, es ſtimme
mit der bei ihnen herrſchenden Predigtweiſe nicht überein,
ſie ſeyen auf die Veränderung nicht inſtruirt; ſie könnten

1 Was die ſchwabacher Art. VIII mehr zu haben ſcheinen,
findet ſich in den marburgiſchen unter dem Titel: de usu sacramenti.
Vgl. den Abdruck der 17 Artikel bei Walch Tom. 16, 778 und di-
plomatiſch genau in Webers Kritiſcher Geſchichte der Augsb. Confeſ-
ſion, Bd. I, Anh. 1.
2 Riederer fand bei dem Autograph einer in das Jahr 1530
fallenden Vorrede Luthers zu den 17 Artikeln folgende Worte von
Veit Diedrichs Hand: Praefatio ad 17 articulos Marburgi scriptos,
und gruͤndete darauf die Behauptung, daß die 17 Artikel ſelbſt zu
Marburg verfaßt worden. Dann wuͤrde ſie Luther ſchon fertig nach
Schleiz mitgebracht haben. In der That, ſehr beſchaͤftigt wuͤrde Lu-
ther geweſen ſeyn. Am 30. Spt. kam man, am 1, 2, 3. October
dibputirte man, am 4ten wurde die Marburgiſche Uebereinkunft un-
terſchrieben, am 5ten reiſte er ab. Mit dem Charakter der 17 Ar-
tikel ſtimmt aber die dortige Abfaſſung nicht uͤbel zuſammen. Nur
muͤſſen ſie ſpaͤter revidirt, hie und da naͤher beſtimmt worden ſeyn,
wenn es wahr iſt, was man in Schmalkalden den Staͤdten ſagte,
„die Artikel ſeyen ſere wolbedaͤchtig und mit tapferm Rath gelerter
und ungelerter Raͤthe geſtellt.“
Ranke d. Geſch. III. 12
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[177/0193] Schwabacher Artikel. iſt von vorn herein, z. B. in den erſten neun Artikeln die nemliche; 1 auch die Ausdrücke ſtimmen meiſtentheils wörtlich zuſammen; nur einige wenige Veränderungen fin- den ſich, unter denſelben aber die entſcheidende im 10ten Artikel, die Lehre, „daß der wahre Leib und Blut Chriſti wahrhaftiglich im Brod und Wein gegenwärtig ſey,“ ſo- gar mit der polemiſchen Bemerkung, daß der Widertheil vorgebe, es ſey eben nur Brot und Wein. Die ſchwaba- cher Artikel ſind eine etwas umgearbeitete Redaction der marburgiſchen Uebereinkunft, in der jedoch der Begriff Lu- thers als allein gültig angenommen worden. 2 Natürlich konnten die Geſandten von Ulm und Strasburg dieß Be- kenntniß nicht unterſchreiben. Sie bemerkten, es ſtimme mit der bei ihnen herrſchenden Predigtweiſe nicht überein, ſie ſeyen auf die Veränderung nicht inſtruirt; ſie könnten 1 Was die ſchwabacher Art. VIII mehr zu haben ſcheinen, findet ſich in den marburgiſchen unter dem Titel: de usu sacramenti. Vgl. den Abdruck der 17 Artikel bei Walch Tom. 16, 778 und di- plomatiſch genau in Webers Kritiſcher Geſchichte der Augsb. Confeſ- ſion, Bd. I, Anh. 1. 2 Riederer fand bei dem Autograph einer in das Jahr 1530 fallenden Vorrede Luthers zu den 17 Artikeln folgende Worte von Veit Diedrichs Hand: Praefatio ad 17 articulos Marburgi scriptos, und gruͤndete darauf die Behauptung, daß die 17 Artikel ſelbſt zu Marburg verfaßt worden. Dann wuͤrde ſie Luther ſchon fertig nach Schleiz mitgebracht haben. In der That, ſehr beſchaͤftigt wuͤrde Lu- ther geweſen ſeyn. Am 30. Spt. kam man, am 1, 2, 3. October dibputirte man, am 4ten wurde die Marburgiſche Uebereinkunft un- terſchrieben, am 5ten reiſte er ab. Mit dem Charakter der 17 Ar- tikel ſtimmt aber die dortige Abfaſſung nicht uͤbel zuſammen. Nur muͤſſen ſie ſpaͤter revidirt, hie und da naͤher beſtimmt worden ſeyn, wenn es wahr iſt, was man in Schmalkalden den Staͤdten ſagte, „die Artikel ſeyen ſere wolbedaͤchtig und mit tapferm Rath gelerter und ungelerter Raͤthe geſtellt.“ Ranke d. Geſch. III. 12

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/193>, abgerufen am 28.11.2024.