Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Einwirkungen auf Deutschland.
Guicciardini behauptet, daß der König dem Papst seine
Absicht, die deutschen Fürsten gegen den Kaiser in Bewe-
gung zu setzen, mitgetheilt habe. 1

Ich finde nichts, was diesen Versicherungen ihre
Glaubwürdigkeit nehmen, ihnen mit Grund entgegengesetzt
werden könnte.

Denn zunächst waren die Verbindungen, welche der
König mit den deutschen Fürsten unterhielt, doch lediglich
politischer Natur.

Vor allem unterstützte er den Widerspruch gegen die
Wahl König Ferdinands. Als sich die opponirenden Für-
sten im Mai 1532 enger vereinigten, und sogar eine förm-
liche Kriegsverfassung verabredeten, machte sich Franz I
verbindlich, für den Fall des Krieges 100000 Kronen bei
den Herzogen von Baiern niederzulegen. Die kühnsten und
umfassendsten Pläne tauchten zuweilen auf; z. B. im Fe-
bruar 1533 eines Anfalls der Franzosen auf die Besitz-
thümer Carls, und zugleich der deutschen Fürsten und Za-
polya's auf Ferdinand. 2 Unaufhörlich durchzogen könig-
liche Agenten, besonders Gervasius Wain, ein geborner
Memminger, und Wilhelm von Bellay, das deutsche Reich,

1 Relatione di Francia di M. Marino Giustiniani, 1535.
Giudico, che l'intelligentia coi Turchi fusse medesimam delibe-
rata in Marsiglia con Clemente Pontifice, come fu ancora quella
di Germania. Guicciardini XX, 111. havendogli (al papa) com-
municato il re di Francia molte di suoi consigli, e specialmente il
disegno che haveva di conciliare contro Cesare alcuni di principi di
Germania, massimam il Landgravio d'Hassia.
Vgl. Sandoval lib.
XX,
§ 20. Mai. Sie trennten sich hierauf in vollkommner Satis-
faction von einander.
2 Stumpf, Baierns politische Geschichte I, 94.

Einwirkungen auf Deutſchland.
Guicciardini behauptet, daß der König dem Papſt ſeine
Abſicht, die deutſchen Fürſten gegen den Kaiſer in Bewe-
gung zu ſetzen, mitgetheilt habe. 1

Ich finde nichts, was dieſen Verſicherungen ihre
Glaubwürdigkeit nehmen, ihnen mit Grund entgegengeſetzt
werden könnte.

Denn zunächſt waren die Verbindungen, welche der
König mit den deutſchen Fürſten unterhielt, doch lediglich
politiſcher Natur.

Vor allem unterſtützte er den Widerſpruch gegen die
Wahl König Ferdinands. Als ſich die opponirenden Für-
ſten im Mai 1532 enger vereinigten, und ſogar eine förm-
liche Kriegsverfaſſung verabredeten, machte ſich Franz I
verbindlich, für den Fall des Krieges 100000 Kronen bei
den Herzogen von Baiern niederzulegen. Die kühnſten und
umfaſſendſten Pläne tauchten zuweilen auf; z. B. im Fe-
bruar 1533 eines Anfalls der Franzoſen auf die Beſitz-
thümer Carls, und zugleich der deutſchen Fürſten und Za-
polya’s auf Ferdinand. 2 Unaufhörlich durchzogen könig-
liche Agenten, beſonders Gervaſius Wain, ein geborner
Memminger, und Wilhelm von Bellay, das deutſche Reich,

1 Relatione di Francia di M. Marino Giustiniani, 1535.
Giudico, che l’intelligentia coi Turchi fusse medesimam delibe-
rata in Marsiglia con Clemente Pontifice, come fu ancora quella
di Germania. Guicciardini XX, 111. havendogli (al papa) com-
municato il re di Francia molte di suoi consigli, e specialmente il
disegno che haveva di conciliare contro Cesare alcuni di principi di
Germania, massimam il Landgravio d’Hassia.
Vgl. Sandoval lib.
XX,
§ 20. Mai. Sie trennten ſich hierauf in vollkommner Satis-
faction von einander.
2 Stumpf, Baierns politiſche Geſchichte I, 94.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0463" n="447"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Einwirkungen auf Deut&#x017F;chland</hi>.</fw><lb/>
Guicciardini behauptet, daß der König dem Pap&#x017F;t &#x017F;eine<lb/>
Ab&#x017F;icht, die deut&#x017F;chen Für&#x017F;ten gegen den Kai&#x017F;er in Bewe-<lb/>
gung zu &#x017F;etzen, mitgetheilt habe. <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">Relatione di Francia di M. Marino Giustiniani, 1535.<lb/>
Giudico, che l&#x2019;intelligentia coi Turchi fusse medesima<hi rendition="#sup">m</hi> delibe-<lb/>
rata in Marsiglia con Clemente Pontifice, come fu ancora quella<lb/>
di Germania. Guicciardini XX, 111. havendogli (al papa) com-<lb/>
municato il re di Francia molte di suoi consigli, e specialmente il<lb/>
disegno che haveva di conciliare contro Cesare alcuni di principi di<lb/>
Germania, massima<hi rendition="#sup">m</hi> il Landgravio d&#x2019;Hassia.</hi> Vgl. Sandoval <hi rendition="#aq">lib.<lb/>
XX,</hi> § 20. Mai. Sie trennten &#x017F;ich hierauf in vollkommner Satis-<lb/>
faction von einander.</note></p><lb/>
          <p>Ich finde nichts, was die&#x017F;en Ver&#x017F;icherungen ihre<lb/>
Glaubwürdigkeit nehmen, ihnen mit Grund entgegenge&#x017F;etzt<lb/>
werden könnte.</p><lb/>
          <p>Denn zunäch&#x017F;t waren die Verbindungen, welche der<lb/>
König mit den deut&#x017F;chen Für&#x017F;ten unterhielt, doch lediglich<lb/>
politi&#x017F;cher Natur.</p><lb/>
          <p>Vor allem unter&#x017F;tützte er den Wider&#x017F;pruch gegen die<lb/>
Wahl König Ferdinands. Als &#x017F;ich die opponirenden Für-<lb/>
&#x017F;ten im Mai 1532 enger vereinigten, und &#x017F;ogar eine förm-<lb/>
liche Kriegsverfa&#x017F;&#x017F;ung verabredeten, machte &#x017F;ich Franz <hi rendition="#aq">I</hi><lb/>
verbindlich, für den Fall des Krieges 100000 Kronen bei<lb/>
den Herzogen von Baiern niederzulegen. Die kühn&#x017F;ten und<lb/>
umfa&#x017F;&#x017F;end&#x017F;ten Pläne tauchten zuweilen auf; z. B. im Fe-<lb/>
bruar 1533 eines Anfalls der Franzo&#x017F;en auf die Be&#x017F;itz-<lb/>
thümer Carls, und zugleich der deut&#x017F;chen Für&#x017F;ten und Za-<lb/>
polya&#x2019;s auf Ferdinand. <note place="foot" n="2">Stumpf, Baierns politi&#x017F;che Ge&#x017F;chichte <hi rendition="#aq">I,</hi> 94.</note> Unaufhörlich durchzogen könig-<lb/>
liche Agenten, be&#x017F;onders Gerva&#x017F;ius Wain, ein geborner<lb/>
Memminger, und Wilhelm von Bellay, das deut&#x017F;che Reich,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[447/0463] Einwirkungen auf Deutſchland. Guicciardini behauptet, daß der König dem Papſt ſeine Abſicht, die deutſchen Fürſten gegen den Kaiſer in Bewe- gung zu ſetzen, mitgetheilt habe. 1 Ich finde nichts, was dieſen Verſicherungen ihre Glaubwürdigkeit nehmen, ihnen mit Grund entgegengeſetzt werden könnte. Denn zunächſt waren die Verbindungen, welche der König mit den deutſchen Fürſten unterhielt, doch lediglich politiſcher Natur. Vor allem unterſtützte er den Widerſpruch gegen die Wahl König Ferdinands. Als ſich die opponirenden Für- ſten im Mai 1532 enger vereinigten, und ſogar eine förm- liche Kriegsverfaſſung verabredeten, machte ſich Franz I verbindlich, für den Fall des Krieges 100000 Kronen bei den Herzogen von Baiern niederzulegen. Die kühnſten und umfaſſendſten Pläne tauchten zuweilen auf; z. B. im Fe- bruar 1533 eines Anfalls der Franzoſen auf die Beſitz- thümer Carls, und zugleich der deutſchen Fürſten und Za- polya’s auf Ferdinand. 2 Unaufhörlich durchzogen könig- liche Agenten, beſonders Gervaſius Wain, ein geborner Memminger, und Wilhelm von Bellay, das deutſche Reich, 1 Relatione di Francia di M. Marino Giustiniani, 1535. Giudico, che l’intelligentia coi Turchi fusse medesimam delibe- rata in Marsiglia con Clemente Pontifice, come fu ancora quella di Germania. Guicciardini XX, 111. havendogli (al papa) com- municato il re di Francia molte di suoi consigli, e specialmente il disegno che haveva di conciliare contro Cesare alcuni di principi di Germania, massimam il Landgravio d’Hassia. Vgl. Sandoval lib. XX, § 20. Mai. Sie trennten ſich hierauf in vollkommner Satis- faction von einander. 2 Stumpf, Baierns politiſche Geſchichte I, 94.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/463
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/463>, abgerufen am 24.11.2024.