Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.Schlacht bei Laufen. den. Das östreichische Heer hatte zwar geübte Landsknechte,tapfere Anführer, aber der Mangel an Pferden brachte es in dieselbe mißliche Lage, die jene Bauern zu bestehen gehabt. Durch einen Reiterangriff in der Flanke hielt Land- graf Philipp die Abziehenden an einem Weingarten so lange auf, bis sein Geschütz herangekommen. Er eilte dann zu- rück, um auch die Fußvölker zum entscheidenden Anlauf herbeizuführen. Aber ehe dieses noch angelangt, hatte Rei- terei und Geschütz schon so gut zusammengewirkt, daß der Feind in volle Unordnung gerieth und über die Steige Bidembach zurückwich. Die wenigen Reiter, die er noch hatte, nahmen ihren Weg nach dem Asperg; das Fußvolk ward auseinandergesprengt; Viele fanden im Neckar ihren Tod. 1 Der Landgraf wunderte sich selbst, daß so nahm- hafte Anführer so wenig Stand gehalten. 1 Neue Zeitung von des Landgrafen zu Hessen Kriegshand-
lung bei Hortleder I, Bd. III, c. 12, ist doch weder anschaulich noch auch zuverlässig, besonders in der Zeitrechnung. Die sicherste Aus- kunft gewährt das Schreiben Philipps an seine Räthe bei Rommel II, 319. Noch unbrauchbarer als die neue Zeitung sind aber die andern Berichte. Jovius läßt den Pfalzgrafen am Tage der Schlacht selbst verwundet werden; wahrscheinlich blos des Effectes wegen (lib. 32, p. 128). Nicolaus Asclepius Barbatus legt Gewicht darauf, daß der Landgraf von Hessen angegriffen, "ea manu, quae hostium numero vix responderet;" natürlich konnte er nicht mit allen seinen Truppen zugleich angreifen, doch war seine Uebermacht entschieden. Tehtinger macht eine ganz ungefähre Beschreibung: von equitus fremitus, armorum crepitus strepitusque, was zu gar nichts führt. In der fleißigen Monographie von Heyd: die Schlacht von Laufen, Stuttgart 1834 findet sich noch das Fragment eines andern Schreibens von Philipp, das mit dem ersten übereinstimmt, und eine recht gute Stelle Gabelkofers (Beil. III, V), die das Obige bestätigen; nebst einigen frischen Landsknechtsliedern, die sehr willkommen sind. Schlacht bei Laufen. den. Das öſtreichiſche Heer hatte zwar geübte Landsknechte,tapfere Anführer, aber der Mangel an Pferden brachte es in dieſelbe mißliche Lage, die jene Bauern zu beſtehen gehabt. Durch einen Reiterangriff in der Flanke hielt Land- graf Philipp die Abziehenden an einem Weingarten ſo lange auf, bis ſein Geſchütz herangekommen. Er eilte dann zu- rück, um auch die Fußvölker zum entſcheidenden Anlauf herbeizuführen. Aber ehe dieſes noch angelangt, hatte Rei- terei und Geſchütz ſchon ſo gut zuſammengewirkt, daß der Feind in volle Unordnung gerieth und über die Steige Bidembach zurückwich. Die wenigen Reiter, die er noch hatte, nahmen ihren Weg nach dem Asperg; das Fußvolk ward auseinandergeſprengt; Viele fanden im Neckar ihren Tod. 1 Der Landgraf wunderte ſich ſelbſt, daß ſo nahm- hafte Anführer ſo wenig Stand gehalten. 1 Neue Zeitung von des Landgrafen zu Heſſen Kriegshand-
lung bei Hortleder I, Bd. III, c. 12, iſt doch weder anſchaulich noch auch zuverlaͤſſig, beſonders in der Zeitrechnung. Die ſicherſte Aus- kunft gewaͤhrt das Schreiben Philipps an ſeine Raͤthe bei Rommel II, 319. Noch unbrauchbarer als die neue Zeitung ſind aber die andern Berichte. Jovius laͤßt den Pfalzgrafen am Tage der Schlacht ſelbſt verwundet werden; wahrſcheinlich blos des Effectes wegen (lib. 32, p. 128). Nicolaus Asclepius Barbatus legt Gewicht darauf, daß der Landgraf von Heſſen angegriffen, „ea manu, quae hostium numero vix responderet;“ natuͤrlich konnte er nicht mit allen ſeinen Truppen zugleich angreifen, doch war ſeine Uebermacht entſchieden. Tehtinger macht eine ganz ungefaͤhre Beſchreibung: von equitus fremitus, armorum crepitus strepitusque, was zu gar nichts fuͤhrt. In der fleißigen Monographie von Heyd: die Schlacht von Laufen, Stuttgart 1834 findet ſich noch das Fragment eines andern Schreibens von Philipp, das mit dem erſten uͤbereinſtimmt, und eine recht gute Stelle Gabelkofers (Beil. III, V), die das Obige beſtaͤtigen; nebſt einigen friſchen Landsknechtsliedern, die ſehr willkommen ſind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0477" n="461"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Schlacht bei Laufen</hi>.</fw><lb/> den. Das öſtreichiſche Heer hatte zwar geübte Landsknechte,<lb/> tapfere Anführer, aber der Mangel an Pferden brachte<lb/> es in dieſelbe mißliche Lage, die jene Bauern zu beſtehen<lb/> gehabt. Durch einen Reiterangriff in der Flanke hielt Land-<lb/> graf Philipp die Abziehenden an einem Weingarten ſo lange<lb/> auf, bis ſein Geſchütz herangekommen. Er eilte dann zu-<lb/> rück, um auch die Fußvölker zum entſcheidenden Anlauf<lb/> herbeizuführen. Aber ehe dieſes noch angelangt, hatte Rei-<lb/> terei und Geſchütz ſchon ſo gut zuſammengewirkt, daß<lb/> der Feind in volle Unordnung gerieth und über die Steige<lb/> Bidembach zurückwich. Die wenigen Reiter, die er noch<lb/> hatte, nahmen ihren Weg nach dem Asperg; das Fußvolk<lb/> ward auseinandergeſprengt; Viele fanden im Neckar ihren<lb/> Tod. <note place="foot" n="1">Neue Zeitung von des Landgrafen zu Heſſen Kriegshand-<lb/> lung bei Hortleder <hi rendition="#aq">I,</hi> Bd. <hi rendition="#aq">III, c.</hi> 12, iſt doch weder anſchaulich noch<lb/> auch zuverlaͤſſig, beſonders in der Zeitrechnung. Die ſicherſte Aus-<lb/> kunft gewaͤhrt das Schreiben Philipps an ſeine Raͤthe bei Rommel<lb/><hi rendition="#aq">II,</hi> 319. Noch unbrauchbarer als die neue Zeitung ſind aber die<lb/> andern Berichte. Jovius laͤßt den Pfalzgrafen am Tage der Schlacht<lb/> ſelbſt verwundet werden; wahrſcheinlich blos des Effectes wegen<lb/> (<hi rendition="#aq">lib. 32, p.</hi> 128). Nicolaus Asclepius Barbatus legt Gewicht<lb/> darauf, daß der Landgraf von Heſſen angegriffen, <hi rendition="#aq">„ea manu, quae<lb/> hostium numero vix responderet;“</hi> natuͤrlich konnte er nicht mit<lb/> allen ſeinen Truppen zugleich angreifen, doch war ſeine Uebermacht<lb/> entſchieden. Tehtinger macht eine ganz ungefaͤhre Beſchreibung: von<lb/><hi rendition="#aq">equitus fremitus, armorum crepitus strepitusque,</hi> was zu gar<lb/> nichts fuͤhrt. In der fleißigen Monographie von Heyd: die Schlacht<lb/> von Laufen, Stuttgart 1834 findet ſich noch das Fragment eines<lb/> andern Schreibens von Philipp, das mit dem erſten uͤbereinſtimmt,<lb/> und eine recht gute Stelle Gabelkofers (Beil. <hi rendition="#aq">III, V</hi>), die das<lb/> Obige beſtaͤtigen; nebſt einigen friſchen Landsknechtsliedern, die ſehr<lb/> willkommen ſind.</note> Der Landgraf wunderte ſich ſelbſt, daß ſo nahm-<lb/> hafte Anführer ſo wenig Stand gehalten.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [461/0477]
Schlacht bei Laufen.
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tapfere Anführer, aber der Mangel an Pferden brachte
es in dieſelbe mißliche Lage, die jene Bauern zu beſtehen
gehabt. Durch einen Reiterangriff in der Flanke hielt Land-
graf Philipp die Abziehenden an einem Weingarten ſo lange
auf, bis ſein Geſchütz herangekommen. Er eilte dann zu-
rück, um auch die Fußvölker zum entſcheidenden Anlauf
herbeizuführen. Aber ehe dieſes noch angelangt, hatte Rei-
terei und Geſchütz ſchon ſo gut zuſammengewirkt, daß
der Feind in volle Unordnung gerieth und über die Steige
Bidembach zurückwich. Die wenigen Reiter, die er noch
hatte, nahmen ihren Weg nach dem Asperg; das Fußvolk
ward auseinandergeſprengt; Viele fanden im Neckar ihren
Tod. 1 Der Landgraf wunderte ſich ſelbſt, daß ſo nahm-
hafte Anführer ſo wenig Stand gehalten.
1 Neue Zeitung von des Landgrafen zu Heſſen Kriegshand-
lung bei Hortleder I, Bd. III, c. 12, iſt doch weder anſchaulich noch
auch zuverlaͤſſig, beſonders in der Zeitrechnung. Die ſicherſte Aus-
kunft gewaͤhrt das Schreiben Philipps an ſeine Raͤthe bei Rommel
II, 319. Noch unbrauchbarer als die neue Zeitung ſind aber die
andern Berichte. Jovius laͤßt den Pfalzgrafen am Tage der Schlacht
ſelbſt verwundet werden; wahrſcheinlich blos des Effectes wegen
(lib. 32, p. 128). Nicolaus Asclepius Barbatus legt Gewicht
darauf, daß der Landgraf von Heſſen angegriffen, „ea manu, quae
hostium numero vix responderet;“ natuͤrlich konnte er nicht mit
allen ſeinen Truppen zugleich angreifen, doch war ſeine Uebermacht
entſchieden. Tehtinger macht eine ganz ungefaͤhre Beſchreibung: von
equitus fremitus, armorum crepitus strepitusque, was zu gar
nichts fuͤhrt. In der fleißigen Monographie von Heyd: die Schlacht
von Laufen, Stuttgart 1834 findet ſich noch das Fragment eines
andern Schreibens von Philipp, das mit dem erſten uͤbereinſtimmt,
und eine recht gute Stelle Gabelkofers (Beil. III, V), die das
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