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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Bezeigen des Papstes.
die Lieder preisen das Glück des Landes, daß ihm sein
angeborner Fürst wieder überantwortet sey. Politisch war
es ein großer Erfolg, daß ein Fürst, in welchem die Op-
position gegen Oestreich durch alles, was vorgegangen,
nun erst recht gesteigert worden, in der Mitte von Ober-
deutschland auftrat. Es konnte bei seiner bekannten Gesin-
nung wohl von Anfang an keine Frage seyn, welche Hal-
tung er auch in religiöser Hinsicht nehmen würde.

Merkwürdig aber, wie sich Papst Clemens VII hie-
bei betrug. Der Gesandte König Ferdinands ersuchte ihn
im Auftrag seines Herrn um Beihülfe in einer so großen
Gefahr, die auch für die Kirche, so wie für Italien überaus
drohend werden könne. Wirklich brachte der Papst die Ange-
legenheit in dem nächsten Consistorium zur Sprache; er wie-
derholte die Worte des Gesandten, steigerte selbst seine Aus-
drücke; über die Hülfe aber, die dem König zu leisten sey,
machte er nicht einmal einen Vorschlag. Hierauf lief ein
Schreiben Ferdinands an den Papst selbst ein; noch ein-
mal ward die Sache im Consistorium vorgenommen. Aber
der Papst wählte diesen Augenblick, um zugleich die For-
derungen des Kaisers in Bezug auf das Concilium, die
der Curie so höchlich verhaßt waren, in Anregung zu brin-
gen; die Folge war, daß man die Hülfsgelder aufzählte,
die dem Kaiser und dem König schon gewährt worden, den
neuen Antrag aber einer Congregation überwies. Der Papst
sagte, der König liege an einer Krankheit darnieder, in der
ihm keine leichte Arznei, nicht etwa ein Syrup, sondern
nur ein starkes Heilmittel nützen könne. Demgemäß ent-
schied die Congregation, da man nicht im Stande sey, dem

Bezeigen des Papſtes.
die Lieder preiſen das Glück des Landes, daß ihm ſein
angeborner Fürſt wieder überantwortet ſey. Politiſch war
es ein großer Erfolg, daß ein Fürſt, in welchem die Op-
poſition gegen Oeſtreich durch alles, was vorgegangen,
nun erſt recht geſteigert worden, in der Mitte von Ober-
deutſchland auftrat. Es konnte bei ſeiner bekannten Geſin-
nung wohl von Anfang an keine Frage ſeyn, welche Hal-
tung er auch in religiöſer Hinſicht nehmen würde.

Merkwürdig aber, wie ſich Papſt Clemens VII hie-
bei betrug. Der Geſandte König Ferdinands erſuchte ihn
im Auftrag ſeines Herrn um Beihülfe in einer ſo großen
Gefahr, die auch für die Kirche, ſo wie für Italien überaus
drohend werden könne. Wirklich brachte der Papſt die Ange-
legenheit in dem nächſten Conſiſtorium zur Sprache; er wie-
derholte die Worte des Geſandten, ſteigerte ſelbſt ſeine Aus-
drücke; über die Hülfe aber, die dem König zu leiſten ſey,
machte er nicht einmal einen Vorſchlag. Hierauf lief ein
Schreiben Ferdinands an den Papſt ſelbſt ein; noch ein-
mal ward die Sache im Conſiſtorium vorgenommen. Aber
der Papſt wählte dieſen Augenblick, um zugleich die For-
derungen des Kaiſers in Bezug auf das Concilium, die
der Curie ſo höchlich verhaßt waren, in Anregung zu brin-
gen; die Folge war, daß man die Hülfsgelder aufzählte,
die dem Kaiſer und dem König ſchon gewährt worden, den
neuen Antrag aber einer Congregation überwies. Der Papſt
ſagte, der König liege an einer Krankheit darnieder, in der
ihm keine leichte Arznei, nicht etwa ein Syrup, ſondern
nur ein ſtarkes Heilmittel nützen könne. Demgemäß ent-
ſchied die Congregation, da man nicht im Stande ſey, dem

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[463/0479] Bezeigen des Papſtes. die Lieder preiſen das Glück des Landes, daß ihm ſein angeborner Fürſt wieder überantwortet ſey. Politiſch war es ein großer Erfolg, daß ein Fürſt, in welchem die Op- poſition gegen Oeſtreich durch alles, was vorgegangen, nun erſt recht geſteigert worden, in der Mitte von Ober- deutſchland auftrat. Es konnte bei ſeiner bekannten Geſin- nung wohl von Anfang an keine Frage ſeyn, welche Hal- tung er auch in religiöſer Hinſicht nehmen würde. Merkwürdig aber, wie ſich Papſt Clemens VII hie- bei betrug. Der Geſandte König Ferdinands erſuchte ihn im Auftrag ſeines Herrn um Beihülfe in einer ſo großen Gefahr, die auch für die Kirche, ſo wie für Italien überaus drohend werden könne. Wirklich brachte der Papſt die Ange- legenheit in dem nächſten Conſiſtorium zur Sprache; er wie- derholte die Worte des Geſandten, ſteigerte ſelbſt ſeine Aus- drücke; über die Hülfe aber, die dem König zu leiſten ſey, machte er nicht einmal einen Vorſchlag. Hierauf lief ein Schreiben Ferdinands an den Papſt ſelbſt ein; noch ein- mal ward die Sache im Conſiſtorium vorgenommen. Aber der Papſt wählte dieſen Augenblick, um zugleich die For- derungen des Kaiſers in Bezug auf das Concilium, die der Curie ſo höchlich verhaßt waren, in Anregung zu brin- gen; die Folge war, daß man die Hülfsgelder aufzählte, die dem Kaiſer und dem König ſchon gewährt worden, den neuen Antrag aber einer Congregation überwies. Der Papſt ſagte, der König liege an einer Krankheit darnieder, in der ihm keine leichte Arznei, nicht etwa ein Syrup, ſondern nur ein ſtarkes Heilmittel nützen könne. Demgemäß ent- ſchied die Congregation, da man nicht im Stande ſey, dem

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/479>, abgerufen am 24.11.2024.