Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.Reformation in Anhalt. stanten der heiligen Schrift, der alten und sogar der römi-schen Kirche gemäß gelehrt werde. 1 Nach und nach ward er mit seinen Brüdern so eifrig, daß sie es nicht mehr dul- den wollten, als am grünen Donnerstag des Jahres 1532 ein Dominikaner sich auf ihrer Kanzel in Dessau in har- ten Ausdrücken wider den Gebrauch beider Gestalt verneh- men ließ. Sie ersetzten ihn durch einen Freund Luthers, Niclas Hausmann. Herzog Georg versäumte nicht, sie an die Ungnade des Kaisers zu erinnern, ihnen Ungedeihen zu weissagen; er meinte, Fürst Georg werde nun nicht mehr dazu gelangen, wozu er wohl sonst Hoffnung gehabt, aber er machte weder mit Betrachtungen dieser Art, noch mit doctrinellen Einwendungen Eindruck bei ihnen. 2 Getrost fuhren sie fort. Und da hatte es nun eine besondere Bedeutung, daß hier ein Mitglied des fürstlichen Hauses zugleich eine hohe geistliche Stelle in der Diöcese bekleidete. Als Archidiaconus und Dompropst der magdeburgischen Kirche glaubte Fürst Georg eine regelmäßige geistliche Autorität in seinem Gebiet ausüben zu können. Auf den Grund einer dieß Mal vereinig- ten geistlichen und weltlichen Gewalt, wurden die Geistli- chen der anhaltischen Länder am 16. März 1534 zusam- menberufen, und angewiesen, in Zukunft das Abendmahl unter beiderlei Gestalt auszutheilen. 3 Der Erzbischof Car- 1 Schreiben Georgs an den Kaiser in Fürst Georgs Schrif- ten und Predigten p. 368. 2 Schreiben des Fürsten Joachim an Georg ibid. 384. Lu- ther freut sich dieses Anfangs etiamsi id factum non sit sine gravi periculo, magnis principibus contrarium suadentibus insuper etiam minantibus. Schreiben an die drei Brüder Johann, Joachim und Georg, in Lindners Mittheilungen aus der Anhaltischen Geschichte, Heft II, wo sich einige Briefe finden, die bei D. W. fehlen. 3 Instruction für die Gesandten Johanns und Joachims von
Anhalt an den Erzbischof; -- (Archiv zu Dessau). Reformation in Anhalt. ſtanten der heiligen Schrift, der alten und ſogar der römi-ſchen Kirche gemäß gelehrt werde. 1 Nach und nach ward er mit ſeinen Brüdern ſo eifrig, daß ſie es nicht mehr dul- den wollten, als am grünen Donnerſtag des Jahres 1532 ein Dominikaner ſich auf ihrer Kanzel in Deſſau in har- ten Ausdrücken wider den Gebrauch beider Geſtalt verneh- men ließ. Sie erſetzten ihn durch einen Freund Luthers, Niclas Hausmann. Herzog Georg verſäumte nicht, ſie an die Ungnade des Kaiſers zu erinnern, ihnen Ungedeihen zu weiſſagen; er meinte, Fürſt Georg werde nun nicht mehr dazu gelangen, wozu er wohl ſonſt Hoffnung gehabt, aber er machte weder mit Betrachtungen dieſer Art, noch mit doctrinellen Einwendungen Eindruck bei ihnen. 2 Getroſt fuhren ſie fort. Und da hatte es nun eine beſondere Bedeutung, daß hier ein Mitglied des fürſtlichen Hauſes zugleich eine hohe geiſtliche Stelle in der Diöceſe bekleidete. Als Archidiaconus und Dompropſt der magdeburgiſchen Kirche glaubte Fürſt Georg eine regelmäßige geiſtliche Autorität in ſeinem Gebiet ausüben zu können. Auf den Grund einer dieß Mal vereinig- ten geiſtlichen und weltlichen Gewalt, wurden die Geiſtli- chen der anhaltiſchen Länder am 16. März 1534 zuſam- menberufen, und angewieſen, in Zukunft das Abendmahl unter beiderlei Geſtalt auszutheilen. 3 Der Erzbiſchof Car- 1 Schreiben Georgs an den Kaiſer in Fuͤrſt Georgs Schrif- ten und Predigten p. 368. 2 Schreiben des Fuͤrſten Joachim an Georg ibid. 384. Lu- ther freut ſich dieſes Anfangs etiamsi id factum non sit sine gravi periculo, magnis principibus contrarium suadentibus insuper etiam minantibus. Schreiben an die drei Bruͤder Johann, Joachim und Georg, in Lindners Mittheilungen aus der Anhaltiſchen Geſchichte, Heft II, wo ſich einige Briefe finden, die bei D. W. fehlen. 3 Inſtruction fuͤr die Geſandten Johanns und Joachims von
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Reformation in Anhalt.
ſtanten der heiligen Schrift, der alten und ſogar der römi-
ſchen Kirche gemäß gelehrt werde. 1 Nach und nach ward
er mit ſeinen Brüdern ſo eifrig, daß ſie es nicht mehr dul-
den wollten, als am grünen Donnerſtag des Jahres 1532
ein Dominikaner ſich auf ihrer Kanzel in Deſſau in har-
ten Ausdrücken wider den Gebrauch beider Geſtalt verneh-
men ließ. Sie erſetzten ihn durch einen Freund Luthers,
Niclas Hausmann. Herzog Georg verſäumte nicht, ſie an
die Ungnade des Kaiſers zu erinnern, ihnen Ungedeihen zu
weiſſagen; er meinte, Fürſt Georg werde nun nicht mehr
dazu gelangen, wozu er wohl ſonſt Hoffnung gehabt,
aber er machte weder mit Betrachtungen dieſer Art, noch
mit doctrinellen Einwendungen Eindruck bei ihnen. 2 Getroſt
fuhren ſie fort. Und da hatte es nun eine beſondere Bedeutung,
daß hier ein Mitglied des fürſtlichen Hauſes zugleich eine hohe
geiſtliche Stelle in der Diöceſe bekleidete. Als Archidiaconus
und Dompropſt der magdeburgiſchen Kirche glaubte Fürſt
Georg eine regelmäßige geiſtliche Autorität in ſeinem Gebiet
ausüben zu können. Auf den Grund einer dieß Mal vereinig-
ten geiſtlichen und weltlichen Gewalt, wurden die Geiſtli-
chen der anhaltiſchen Länder am 16. März 1534 zuſam-
menberufen, und angewieſen, in Zukunft das Abendmahl
unter beiderlei Geſtalt auszutheilen. 3 Der Erzbiſchof Car-
1 Schreiben Georgs an den Kaiſer in Fuͤrſt Georgs Schrif-
ten und Predigten p. 368.
2 Schreiben des Fuͤrſten Joachim an Georg ibid. 384. Lu-
ther freut ſich dieſes Anfangs etiamsi id factum non sit sine gravi
periculo, magnis principibus contrarium suadentibus insuper etiam
minantibus. Schreiben an die drei Bruͤder Johann, Joachim und
Georg, in Lindners Mittheilungen aus der Anhaltiſchen Geſchichte,
Heft II, wo ſich einige Briefe finden, die bei D. W. fehlen.
3 Inſtruction fuͤr die Geſandten Johanns und Joachims von
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