nem Unternehmen auf Schweden von den Niederlanden her -- namentlich durch die Aussteuer der burgundischen Prinzessin -- unterstützt wurde, und gleich darauf, allen Verträgen zum Trotz, die Privilegien der Hanse zu ver- letzen begann. Hansische Kaufleute wurden in Schonen angehalten, Schiffe die von Riga kamen, aufgebracht, un- gewöhnliche Zölle aufgelegt. Der Sinn der Königs wäre gewesen, sich ganz von Lübeck zu cmancipiren, Kopenha- gen zum großen Stapelplatz des nordischen Handels zu er- heben. Die Seestädte glaubten nicht anders, als "daß der König gegen Brief und Siegel und alle seine Gelübde al- lein nach dem Verderben der Seestädte trachte."
Es ist bekannt, wie kühn sich Lübeck dagegen zur Wehre setzte. Nach Schweden sendete es dem Unionskö- nig einen Gegner, vor welchem sein Gestirn verbleichen sollte, Gustav Wasa, und unterstützte ihn mit seinen besten Kräften. Als Stockholm sich demselben unterwarf, wurden die Schlüssel der Stadt den beiden Rathsherrn eingehändigt, welche die lübische Flotte führten; diese überlieferten sie dann dem neuen König, der ihnen dagegen in eben diesen Tagen einen herrlichen Freiheitsbrief zugestanden hatte. 1
Einen nicht viel geringern Antheil nahm die Stadt an dem Umschwunge der Dinge in Dänemark. Als Frie- drich von Holstein die ihm von den Großen dieses Reiches angebotene Krone angenommen, und sich nach Kopenha- gen begab, begleitete ihn ein lübeckisches Heer zu Lande, und zur See war ihm eine lübeckische Flotte zur Seite.
1 Regkmann lübische Chronik, sonst nur eine Wiederholung des Bonnus, hat hier einen eigenthümlichen bestätigenden Zusatz.
Sechstes Buch. Zehntes Capitel.
nem Unternehmen auf Schweden von den Niederlanden her — namentlich durch die Ausſteuer der burgundiſchen Prinzeſſin — unterſtützt wurde, und gleich darauf, allen Verträgen zum Trotz, die Privilegien der Hanſe zu ver- letzen begann. Hanſiſche Kaufleute wurden in Schonen angehalten, Schiffe die von Riga kamen, aufgebracht, un- gewöhnliche Zölle aufgelegt. Der Sinn der Königs wäre geweſen, ſich ganz von Lübeck zu cmancipiren, Kopenha- gen zum großen Stapelplatz des nordiſchen Handels zu er- heben. Die Seeſtädte glaubten nicht anders, als „daß der König gegen Brief und Siegel und alle ſeine Gelübde al- lein nach dem Verderben der Seeſtädte trachte.“
Es iſt bekannt, wie kühn ſich Lübeck dagegen zur Wehre ſetzte. Nach Schweden ſendete es dem Unionskö- nig einen Gegner, vor welchem ſein Geſtirn verbleichen ſollte, Guſtav Waſa, und unterſtützte ihn mit ſeinen beſten Kräften. Als Stockholm ſich demſelben unterwarf, wurden die Schlüſſel der Stadt den beiden Rathsherrn eingehändigt, welche die lübiſche Flotte führten; dieſe überlieferten ſie dann dem neuen König, der ihnen dagegen in eben dieſen Tagen einen herrlichen Freiheitsbrief zugeſtanden hatte. 1
Einen nicht viel geringern Antheil nahm die Stadt an dem Umſchwunge der Dinge in Dänemark. Als Frie- drich von Holſtein die ihm von den Großen dieſes Reiches angebotene Krone angenommen, und ſich nach Kopenha- gen begab, begleitete ihn ein lübeckiſches Heer zu Lande, und zur See war ihm eine lübeckiſche Flotte zur Seite.
1 Regkmann luͤbiſche Chronik, ſonſt nur eine Wiederholung des Bonnus, hat hier einen eigenthuͤmlichen beſtaͤtigenden Zuſatz.
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Sechstes Buch. Zehntes Capitel.
nem Unternehmen auf Schweden von den Niederlanden
her — namentlich durch die Ausſteuer der burgundiſchen
Prinzeſſin — unterſtützt wurde, und gleich darauf, allen
Verträgen zum Trotz, die Privilegien der Hanſe zu ver-
letzen begann. Hanſiſche Kaufleute wurden in Schonen
angehalten, Schiffe die von Riga kamen, aufgebracht, un-
gewöhnliche Zölle aufgelegt. Der Sinn der Königs wäre
geweſen, ſich ganz von Lübeck zu cmancipiren, Kopenha-
gen zum großen Stapelplatz des nordiſchen Handels zu er-
heben. Die Seeſtädte glaubten nicht anders, als „daß der
König gegen Brief und Siegel und alle ſeine Gelübde al-
lein nach dem Verderben der Seeſtädte trachte.“
Es iſt bekannt, wie kühn ſich Lübeck dagegen zur
Wehre ſetzte. Nach Schweden ſendete es dem Unionskö-
nig einen Gegner, vor welchem ſein Geſtirn verbleichen
ſollte, Guſtav Waſa, und unterſtützte ihn mit ſeinen beſten
Kräften. Als Stockholm ſich demſelben unterwarf, wurden die
Schlüſſel der Stadt den beiden Rathsherrn eingehändigt,
welche die lübiſche Flotte führten; dieſe überlieferten ſie
dann dem neuen König, der ihnen dagegen in eben dieſen
Tagen einen herrlichen Freiheitsbrief zugeſtanden hatte. 1
Einen nicht viel geringern Antheil nahm die Stadt
an dem Umſchwunge der Dinge in Dänemark. Als Frie-
drich von Holſtein die ihm von den Großen dieſes Reiches
angebotene Krone angenommen, und ſich nach Kopenha-
gen begab, begleitete ihn ein lübeckiſches Heer zu Lande,
und zur See war ihm eine lübeckiſche Flotte zur Seite.
1 Regkmann luͤbiſche Chronik, ſonſt nur eine Wiederholung
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/584>, abgerufen am 22.11.2024.
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