Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.Fortschritte Christophs. des Adels und schleifte sie. Nur um ihr Leben zu retten,entschlossen sich die Edelleute zum größten Theil, ihren al- ten Schwur an Christiern II, und zwar in ungewohnten Formen, zu erneuern. Am 15. Juli ging dann Kopen- hagen über; Laaland, Langeland, Falster zögerten nicht, dem Beispiel von Seeland zu folgen. Es bedurfte nichts als die Ankunft des Grafen in Malmöe, um ganz Scho- nen fortzuziehen. In Fünen konnte es einen Augenblick scheinen, als würde der Aufruhr der Bauern, der sich so- fort erhoben hatte, von Reichsrath und Adel gedämpft werden; eine mäßige Hülfe des Grafen reichte jedoch hin, um den Bauern den Sieg zu verschaffen und den verjag- ten König anerkennen zu machen. Es war nichts übrig als Jütland. Ein Seeräuber des Namens Clemint, der sich einst in Malmöe an Graf Christoph angeschlossen, überfiel Aalborg und sammelte die jütischen Bauern um sich, mit denen er den Adel und dessen schwere Reiterei gar bald aus dem Felde schlug. Indem diese Nachrichten eintrafen, durchzog der Syn- Fortſchritte Chriſtophs. des Adels und ſchleifte ſie. Nur um ihr Leben zu retten,entſchloſſen ſich die Edelleute zum größten Theil, ihren al- ten Schwur an Chriſtiern II, und zwar in ungewohnten Formen, zu erneuern. Am 15. Juli ging dann Kopen- hagen über; Laaland, Langeland, Falſter zögerten nicht, dem Beiſpiel von Seeland zu folgen. Es bedurfte nichts als die Ankunft des Grafen in Malmöe, um ganz Scho- nen fortzuziehen. In Fünen konnte es einen Augenblick ſcheinen, als würde der Aufruhr der Bauern, der ſich ſo- fort erhoben hatte, von Reichsrath und Adel gedämpft werden; eine mäßige Hülfe des Grafen reichte jedoch hin, um den Bauern den Sieg zu verſchaffen und den verjag- ten König anerkennen zu machen. Es war nichts übrig als Jütland. Ein Seeräuber des Namens Clemint, der ſich einſt in Malmöe an Graf Chriſtoph angeſchloſſen, überfiel Aalborg und ſammelte die jütiſchen Bauern um ſich, mit denen er den Adel und deſſen ſchwere Reiterei gar bald aus dem Felde ſchlug. Indem dieſe Nachrichten eintrafen, durchzog der Syn- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0599" n="583"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortſchritte Chriſtophs</hi>.</fw><lb/> des Adels und ſchleifte ſie. Nur um ihr Leben zu retten,<lb/> entſchloſſen ſich die Edelleute zum größten Theil, ihren al-<lb/> ten Schwur an Chriſtiern <hi rendition="#aq">II</hi>, und zwar in ungewohnten<lb/> Formen, zu erneuern. Am 15. Juli ging dann Kopen-<lb/> hagen über; Laaland, Langeland, Falſter zögerten nicht,<lb/> dem Beiſpiel von Seeland zu folgen. Es bedurfte nichts<lb/> als die Ankunft des Grafen in Malmöe, um ganz Scho-<lb/> nen fortzuziehen. In Fünen konnte es einen Augenblick<lb/> ſcheinen, als würde der Aufruhr der Bauern, der ſich ſo-<lb/> fort erhoben hatte, von Reichsrath und Adel gedämpft<lb/> werden; eine mäßige Hülfe des Grafen reichte jedoch hin,<lb/> um den Bauern den Sieg zu verſchaffen und den verjag-<lb/> ten König anerkennen zu machen. Es war nichts übrig<lb/> als Jütland. Ein Seeräuber des Namens Clemint, der<lb/> ſich einſt in Malmöe an Graf Chriſtoph angeſchloſſen,<lb/> überfiel Aalborg und ſammelte die jütiſchen Bauern um<lb/> ſich, mit denen er den Adel und deſſen ſchwere Reiterei<lb/> gar bald aus dem Felde ſchlug.</p><lb/> <p>Indem dieſe Nachrichten eintrafen, durchzog der Syn-<lb/> dicus von Lübeck, Doctor Oldendorp, eines der wirkſam-<lb/> ſten Mitglieder der Partei der Neuerung, ein Mann „von<lb/> unſtillem Gemüthe,“ wie der alte Kantzow ſagt, die wen-<lb/> diſchen Städte, um ſie zur Theilnahme an dieſem Unterneh-<lb/> men einzuladen. Er war an ſich ein Repräſentant der demo-<lb/> kratiſchen Intereſſen; und jetzt ſchloß die glänzendſten Aus-<lb/> ſichten auf, die man jemals faſſen konnte: man kann denken,<lb/> wie er von dem Volk empfangen ward. Hie und da wi-<lb/> derſetzten ſich die alten Rathsherren, aber vergeblich. Die<lb/> Stralſunder ſetzten ihren Bürgermeiſter Claus Smiterlow<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [583/0599]
Fortſchritte Chriſtophs.
des Adels und ſchleifte ſie. Nur um ihr Leben zu retten,
entſchloſſen ſich die Edelleute zum größten Theil, ihren al-
ten Schwur an Chriſtiern II, und zwar in ungewohnten
Formen, zu erneuern. Am 15. Juli ging dann Kopen-
hagen über; Laaland, Langeland, Falſter zögerten nicht,
dem Beiſpiel von Seeland zu folgen. Es bedurfte nichts
als die Ankunft des Grafen in Malmöe, um ganz Scho-
nen fortzuziehen. In Fünen konnte es einen Augenblick
ſcheinen, als würde der Aufruhr der Bauern, der ſich ſo-
fort erhoben hatte, von Reichsrath und Adel gedämpft
werden; eine mäßige Hülfe des Grafen reichte jedoch hin,
um den Bauern den Sieg zu verſchaffen und den verjag-
ten König anerkennen zu machen. Es war nichts übrig
als Jütland. Ein Seeräuber des Namens Clemint, der
ſich einſt in Malmöe an Graf Chriſtoph angeſchloſſen,
überfiel Aalborg und ſammelte die jütiſchen Bauern um
ſich, mit denen er den Adel und deſſen ſchwere Reiterei
gar bald aus dem Felde ſchlug.
Indem dieſe Nachrichten eintrafen, durchzog der Syn-
dicus von Lübeck, Doctor Oldendorp, eines der wirkſam-
ſten Mitglieder der Partei der Neuerung, ein Mann „von
unſtillem Gemüthe,“ wie der alte Kantzow ſagt, die wen-
diſchen Städte, um ſie zur Theilnahme an dieſem Unterneh-
men einzuladen. Er war an ſich ein Repräſentant der demo-
kratiſchen Intereſſen; und jetzt ſchloß die glänzendſten Aus-
ſichten auf, die man jemals faſſen konnte: man kann denken,
wie er von dem Volk empfangen ward. Hie und da wi-
derſetzten ſich die alten Rathsherren, aber vergeblich. Die
Stralſunder ſetzten ihren Bürgermeiſter Claus Smiterlow
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |