Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.Zwingli. laubniß des Stiftes 1 erklärte er nicht mehr die Perikopenallein, sondern die ganzen Bücher der Schrift, wie er sie studirt hatte; denn den Zusammenhang des göttlichen Ge- dankens suchte er zu ergreifen und mitzutheilen. Seine Lehre war, daß die Religion in Gottvertrauen, Gottesliebe und Unschuld bestehe. 2 Er vermied alles was fremdartig oder allzugelehrt lautete; es gelang ihm die allgemeine Verständ- lichkeit zu erreichen, nach der er strebte, und in einem wei- ten Kreise von Zuhörern eine Ueberzeugung zu begründen, die dann in den Tagen des Sturmes aushielt, und ihm zu allen seinen Unternehmungen eine feste Grundlage gab. In seinem täglichen Leben zeigte er sich bequem und 1 In der zweiten Züricher Disputation erinnert er daran; -- er begann mit Matthäus. 2 De vera et falsa religione: "Veram pietatem, quae nihil aliud est quam ex amore timoreque dei servata innocentia" ed. Gualth. p. 202. 3 Bullinger Reformationsgeschichte p. 31.
Zwingli. laubniß des Stiftes 1 erklärte er nicht mehr die Perikopenallein, ſondern die ganzen Bücher der Schrift, wie er ſie ſtudirt hatte; denn den Zuſammenhang des göttlichen Ge- dankens ſuchte er zu ergreifen und mitzutheilen. Seine Lehre war, daß die Religion in Gottvertrauen, Gottesliebe und Unſchuld beſtehe. 2 Er vermied alles was fremdartig oder allzugelehrt lautete; es gelang ihm die allgemeine Verſtänd- lichkeit zu erreichen, nach der er ſtrebte, und in einem wei- ten Kreiſe von Zuhörern eine Ueberzeugung zu begründen, die dann in den Tagen des Sturmes aushielt, und ihm zu allen ſeinen Unternehmungen eine feſte Grundlage gab. In ſeinem täglichen Leben zeigte er ſich bequem und 1 In der zweiten Zuͤricher Disputation erinnert er daran; — er begann mit Matthaͤus. 2 De vera et falsa religione: „Veram pietatem, quae nihil aliud est quam ex amore timoreque dei servata innocentia“ ed. Gualth. p. 202. 3 Bullinger Reformationsgeſchichte p. 31.
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Zwingli.
laubniß des Stiftes 1 erklärte er nicht mehr die Perikopen
allein, ſondern die ganzen Bücher der Schrift, wie er ſie
ſtudirt hatte; denn den Zuſammenhang des göttlichen Ge-
dankens ſuchte er zu ergreifen und mitzutheilen. Seine Lehre
war, daß die Religion in Gottvertrauen, Gottesliebe und
Unſchuld beſtehe. 2 Er vermied alles was fremdartig oder
allzugelehrt lautete; es gelang ihm die allgemeine Verſtänd-
lichkeit zu erreichen, nach der er ſtrebte, und in einem wei-
ten Kreiſe von Zuhörern eine Ueberzeugung zu begründen,
die dann in den Tagen des Sturmes aushielt, und ihm
zu allen ſeinen Unternehmungen eine feſte Grundlage gab.
In ſeinem täglichen Leben zeigte er ſich bequem und
heiter. In den republikaniſchen Gemeinden, dem Feldla-
ger, jenem Zuſammenfluß mannichfaltiger Fremden bei Ein-
ſiedeln hatte er mit Menſchen umgehn, ſie behandeln gelernt.
Aufwallungen des Zorns, wie andre Wallungen der Lei-
denſchaft war er bemüht zu beherrſchen; aufſteigende Gril-
len verſcheuchte er durch Muſik; denn auch er war ein gro-
ßer Muſikfreund, und auf gar manchem Inſtrumente Mei-
ſter: in Toggenburg iſt das ſo gewöhnlich wie in Thürin-
gen. 3 Am liebſten lebte er häuslich eingezogen, auf die
Weiſe ſeines Vaterlandes, etwa von Milchſpeiſen, wie dort
herkömmlich; doch ſchlug er darum nie eine Einladung aus:
er ging auf die Zünfte mit den Bürgern, man ſah ihn auf
den Gaſtereien der Bauern, die er mit munterem Geiſt und
1 In der zweiten Zuͤricher Disputation erinnert er daran; — er
begann mit Matthaͤus.
2 De vera et falsa religione: „Veram pietatem, quae nihil
aliud est quam ex amore timoreque dei servata innocentia“ ed.
Gualth. p. 202.
3 Bullinger Reformationsgeſchichte p. 31.
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