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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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zog Georg der Abhaltung des Offizes auf dem Markt mit
unbedecktem Haupte beiwohnen: er hielt den Nuntius des
Papstes an der Hand; in Freiberg ward der Kirchensessel
Herzog Heinrichs -- man weiß nicht einmal ob auf seinen
Befehl -- der Kanzel näher gerückt, damit er die Predigt
des eifrigen Lutheraners, den Johann Friedrich an seinen
Hof geschickt, desto besser verstehen könne.

Da war nun der entscheidende Moment, daß das Haus
des Herzog Georg allmählig ganz verödete. Von vier Söh-
nen die ihm geboren worden, waren zwei in früher Kind-
heit, ein dritter nachdem er sich schon verheirathet, und zwar
ohne Nachkommen, gestorben: es war nur noch ein vierter,
des Namens Friedrich, der jedoch für blödsinnig galt, übrig.
Dagegen wuchsen dem Herzog Heinrich ein paar kraftvolle
geistreiche Söhne empor, die er Mühe hatte zu erziehen, die
aber die Hofnung des Landes ausmachten.

Hieng es auch damit zusammen, daß die Anordnungen
des Herzog Georg sich immer unkräftiger erwiesen? Im
Jahr 1538 gesteht der vertraute Rath desselben, Georg von
Carlowitz
: es herrsche ein großes Murren in seines gnädi-
gen Herrn Lande; 1 die Stände selbst erklärten dem Herzog,
das Volk wolle sich, da es doch zu keinem Concilium komme,
mit Priesterehe und Communion unter beiderlei Gestalt nicht
länger aufhalten lassen.

Der Wunsch, seiner Meinung eine einigermaßen günstige
Aussicht für den Fall seines Todes zu eröffnen, vermochte den
Herzog Georg, seinen blödsinnigen Sohn noch zu vermäh-
len. Die Landstände versprachen, denselben als ihren Herrn

1 Briefwechsel mit Herzog Heinrich von Braunschweig.

zog Georg der Abhaltung des Offizes auf dem Markt mit
unbedecktem Haupte beiwohnen: er hielt den Nuntius des
Papſtes an der Hand; in Freiberg ward der Kirchenſeſſel
Herzog Heinrichs — man weiß nicht einmal ob auf ſeinen
Befehl — der Kanzel näher gerückt, damit er die Predigt
des eifrigen Lutheraners, den Johann Friedrich an ſeinen
Hof geſchickt, deſto beſſer verſtehen könne.

Da war nun der entſcheidende Moment, daß das Haus
des Herzog Georg allmählig ganz verödete. Von vier Söh-
nen die ihm geboren worden, waren zwei in früher Kind-
heit, ein dritter nachdem er ſich ſchon verheirathet, und zwar
ohne Nachkommen, geſtorben: es war nur noch ein vierter,
des Namens Friedrich, der jedoch für blödſinnig galt, übrig.
Dagegen wuchſen dem Herzog Heinrich ein paar kraftvolle
geiſtreiche Söhne empor, die er Mühe hatte zu erziehen, die
aber die Hofnung des Landes ausmachten.

Hieng es auch damit zuſammen, daß die Anordnungen
des Herzog Georg ſich immer unkräftiger erwieſen? Im
Jahr 1538 geſteht der vertraute Rath deſſelben, Georg von
Carlowitz
: es herrſche ein großes Murren in ſeines gnädi-
gen Herrn Lande; 1 die Stände ſelbſt erklärten dem Herzog,
das Volk wolle ſich, da es doch zu keinem Concilium komme,
mit Prieſterehe und Communion unter beiderlei Geſtalt nicht
länger aufhalten laſſen.

Der Wunſch, ſeiner Meinung eine einigermaßen günſtige
Ausſicht für den Fall ſeines Todes zu eröffnen, vermochte den
Herzog Georg, ſeinen blödſinnigen Sohn noch zu vermäh-
len. Die Landſtände verſprachen, denſelben als ihren Herrn

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[139/0151] Georg und Heinrich von Sachſen. zog Georg der Abhaltung des Offizes auf dem Markt mit unbedecktem Haupte beiwohnen: er hielt den Nuntius des Papſtes an der Hand; in Freiberg ward der Kirchenſeſſel Herzog Heinrichs — man weiß nicht einmal ob auf ſeinen Befehl — der Kanzel näher gerückt, damit er die Predigt des eifrigen Lutheraners, den Johann Friedrich an ſeinen Hof geſchickt, deſto beſſer verſtehen könne. Da war nun der entſcheidende Moment, daß das Haus des Herzog Georg allmählig ganz verödete. Von vier Söh- nen die ihm geboren worden, waren zwei in früher Kind- heit, ein dritter nachdem er ſich ſchon verheirathet, und zwar ohne Nachkommen, geſtorben: es war nur noch ein vierter, des Namens Friedrich, der jedoch für blödſinnig galt, übrig. Dagegen wuchſen dem Herzog Heinrich ein paar kraftvolle geiſtreiche Söhne empor, die er Mühe hatte zu erziehen, die aber die Hofnung des Landes ausmachten. Hieng es auch damit zuſammen, daß die Anordnungen des Herzog Georg ſich immer unkräftiger erwieſen? Im Jahr 1538 geſteht der vertraute Rath deſſelben, Georg von Carlowitz: es herrſche ein großes Murren in ſeines gnädi- gen Herrn Lande; 1 die Stände ſelbſt erklärten dem Herzog, das Volk wolle ſich, da es doch zu keinem Concilium komme, mit Prieſterehe und Communion unter beiderlei Geſtalt nicht länger aufhalten laſſen. Der Wunſch, ſeiner Meinung eine einigermaßen günſtige Ausſicht für den Fall ſeines Todes zu eröffnen, vermochte den Herzog Georg, ſeinen blödſinnigen Sohn noch zu vermäh- len. Die Landſtände verſprachen, denſelben als ihren Herrn 1 Briefwechſel mit Herzog Heinrich von Braunſchweig.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/151>, abgerufen am 28.11.2024.