Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Achtes Buch. Erstes Capitel. gesonnen war, wiewohl mit Rücksicht auf die seitdem eingetrete-nen Ereignisse. Er weist seine Gesandten darin an, auf die Umtriebe Acht zu haben, die der Papst unter dem Schein des Concils vornehmen werde, um die jetzige Verwirrung zu un- terhalten. Er mißbilligt, daß es Einige giebt, welche dem Papste zu Gefallen alle weitere Verhandlung auf das Con- cil zu verschieben rathen; er seinerseits wünscht das Gut- achten sowohl der katholischen als der protestantischen Stände über die einzubringenden Reformentwürfe zu vernehmen. Er meint, auch das tadelnde Breve könne wohl zur Sprache ge- bracht werden, das den Reichsständen nicht minder als ihm sel- ber beschwerlich sey. Man möge noch einmal den Papst drin- gend um eine Beisteuer zum Türkenkrieg ersuchen: ziehe er doch noch immer große Summen aus Spanien wie aus Deutsch- land; Hülfe freilich habe er niemals viel leisten wollen. 1 In einem ganz andern Sinne bearbeiteten indeß Emis- Auf einer Provinzialsynode von Salzburg wurde der 1 La declaration du bon plaisir et intention de l'empereur
sur aucuns points concernant la diette pour les affaires de la Germanie. (Archiv zu Brüssel.) Achtes Buch. Erſtes Capitel. geſonnen war, wiewohl mit Rückſicht auf die ſeitdem eingetrete-nen Ereigniſſe. Er weiſt ſeine Geſandten darin an, auf die Umtriebe Acht zu haben, die der Papſt unter dem Schein des Concils vornehmen werde, um die jetzige Verwirrung zu un- terhalten. Er mißbilligt, daß es Einige giebt, welche dem Papſte zu Gefallen alle weitere Verhandlung auf das Con- cil zu verſchieben rathen; er ſeinerſeits wünſcht das Gut- achten ſowohl der katholiſchen als der proteſtantiſchen Stände über die einzubringenden Reformentwürfe zu vernehmen. Er meint, auch das tadelnde Breve könne wohl zur Sprache ge- bracht werden, das den Reichsſtänden nicht minder als ihm ſel- ber beſchwerlich ſey. Man möge noch einmal den Papſt drin- gend um eine Beiſteuer zum Türkenkrieg erſuchen: ziehe er doch noch immer große Summen aus Spanien wie aus Deutſch- land; Hülfe freilich habe er niemals viel leiſten wollen. 1 In einem ganz andern Sinne bearbeiteten indeß Emiſ- Auf einer Provinzialſynode von Salzburg wurde der 1 La declaration du bon plaisir et intention de l’empereur
sur aucuns points concernant la diette pour les affaires de la Germanie. (Archiv zu Bruͤſſel.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0364" n="352"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Achtes Buch. Erſtes Capitel</hi>.</fw><lb/> geſonnen war, wiewohl mit Rückſicht auf die ſeitdem eingetrete-<lb/> nen Ereigniſſe. Er weiſt ſeine Geſandten darin an, auf die<lb/> Umtriebe Acht zu haben, die der Papſt unter dem Schein des<lb/> Concils vornehmen werde, um die jetzige Verwirrung zu un-<lb/> terhalten. Er mißbilligt, daß es Einige giebt, welche dem<lb/> Papſte zu Gefallen alle weitere Verhandlung auf das Con-<lb/> cil zu verſchieben rathen; er ſeinerſeits wünſcht das Gut-<lb/> achten ſowohl der katholiſchen als der proteſtantiſchen Stände<lb/> über die einzubringenden Reformentwürfe zu vernehmen. Er<lb/> meint, auch das tadelnde Breve könne wohl zur Sprache ge-<lb/> bracht werden, das den Reichsſtänden nicht minder als ihm ſel-<lb/> ber beſchwerlich ſey. Man möge noch einmal den Papſt drin-<lb/> gend um eine Beiſteuer zum Türkenkrieg erſuchen: ziehe er doch<lb/> noch immer große Summen aus <placeName>Spanien</placeName> wie aus <placeName>Deutſch-<lb/> land</placeName>; Hülfe freilich habe er niemals viel leiſten wollen. <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">La declaration du bon plaisir et intention de l’empereur<lb/> sur aucuns points concernant la diette pour les affaires de la<lb/><placeName>Germanie</placeName>.</hi> (Archiv zu <placeName>Bruͤſſel</placeName>.)</note></p><lb/> <p>In einem ganz andern Sinne bearbeiteten indeß Emiſ-<lb/> ſare des römiſchen Stuhles die deutſchen Stände.</p><lb/> <p>Auf einer Provinzialſynode von <placeName>Salzburg</placeName> wurde der<lb/> förmliche Beſchluß gefaßt, einer Berathung über geiſtliche<lb/> Dinge, an welcher Laien theilnehmen ſollten, nur dann bei-<lb/> zuwohnen, wenn der Papſt es erlaube. Aus dieſer Region<lb/> war von jeher den nationalen Tendenzen Widerſpruch ent-<lb/> gegengeſetzt worden. Ich finde, daß einer der erſten Jeſuiten<lb/> die in <placeName>Deutſchland</placeName> wirkſam geweſen ſind, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119480670">Claudius Jaius</persName>, zu-<lb/> gegen war, und durch ein paar Aufſätze, die den Prälaten zu<lb/> Geſichte kamen, zu dieſen Beſchlüſſen nicht wenig beitrug. <note xml:id="fn19i" n="2" place="foot" next="#fn19f">Nach <persName ref="http://d-nb.info/gnd/100389813">Orlandinus</persName> <hi rendition="#aq">Historia societ. Jesu I, lib. IV, nr</hi> 112</note></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [352/0364]
Achtes Buch. Erſtes Capitel.
geſonnen war, wiewohl mit Rückſicht auf die ſeitdem eingetrete-
nen Ereigniſſe. Er weiſt ſeine Geſandten darin an, auf die
Umtriebe Acht zu haben, die der Papſt unter dem Schein des
Concils vornehmen werde, um die jetzige Verwirrung zu un-
terhalten. Er mißbilligt, daß es Einige giebt, welche dem
Papſte zu Gefallen alle weitere Verhandlung auf das Con-
cil zu verſchieben rathen; er ſeinerſeits wünſcht das Gut-
achten ſowohl der katholiſchen als der proteſtantiſchen Stände
über die einzubringenden Reformentwürfe zu vernehmen. Er
meint, auch das tadelnde Breve könne wohl zur Sprache ge-
bracht werden, das den Reichsſtänden nicht minder als ihm ſel-
ber beſchwerlich ſey. Man möge noch einmal den Papſt drin-
gend um eine Beiſteuer zum Türkenkrieg erſuchen: ziehe er doch
noch immer große Summen aus Spanien wie aus Deutſch-
land; Hülfe freilich habe er niemals viel leiſten wollen. 1
In einem ganz andern Sinne bearbeiteten indeß Emiſ-
ſare des römiſchen Stuhles die deutſchen Stände.
Auf einer Provinzialſynode von Salzburg wurde der
förmliche Beſchluß gefaßt, einer Berathung über geiſtliche
Dinge, an welcher Laien theilnehmen ſollten, nur dann bei-
zuwohnen, wenn der Papſt es erlaube. Aus dieſer Region
war von jeher den nationalen Tendenzen Widerſpruch ent-
gegengeſetzt worden. Ich finde, daß einer der erſten Jeſuiten
die in Deutſchland wirkſam geweſen ſind, Claudius Jaius, zu-
gegen war, und durch ein paar Aufſätze, die den Prälaten zu
Geſichte kamen, zu dieſen Beſchlüſſen nicht wenig beitrug. 2
1 La declaration du bon plaisir et intention de l’empereur
sur aucuns points concernant la diette pour les affaires de la
Germanie. (Archiv zu Bruͤſſel.)
2 Nach Orlandinus Historia societ. Jesu I, lib. IV, nr 112
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