Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Achtes Buch. Erstes Capitel. unsre ganze Geschichte als eine der entscheidenden betrachtetwerden kann. Dieß Mal war ihnen das Concilium gar nicht angekün- In der Antwort welche sie auf die Proposition gaben, Der König entgegnete ihnen, er könne von einer Zu- 1 Des mehrern Theils der churfürstlichen Räthe, auch Fürsten
und Grafen der Augsb. Confession, und aller freien und Reichsstett Bedenken 3ten April übergeben. Sie fordern, daß sie "oneangesehen der Installung des Artikels der Religion eines bestendigen Fridens versichert werden, dermaßen, daß die hiebevor ufgericht Fridstende durch berührt tryentisch Concilium nit ufgehoben, sondern nichtsdesto- weniger bis zu christlicher Vergleichung bestendig bleiben und gehal- ten werden sollen." Achtes Buch. Erſtes Capitel. unſre ganze Geſchichte als eine der entſcheidenden betrachtetwerden kann. Dieß Mal war ihnen das Concilium gar nicht angekün- In der Antwort welche ſie auf die Propoſition gaben, Der König entgegnete ihnen, er könne von einer Zu- 1 Des mehrern Theils der churfuͤrſtlichen Raͤthe, auch Fuͤrſten
und Grafen der Augsb. Confeſſion, und aller freien und Reichsſtett Bedenken 3ten April uͤbergeben. Sie fordern, daß ſie „oneangeſehen der Inſtallung des Artikels der Religion eines beſtendigen Fridens verſichert werden, dermaßen, daß die hiebevor ufgericht Fridſtende durch beruͤhrt tryentiſch Concilium nit ufgehoben, ſondern nichtsdeſto- weniger bis zu chriſtlicher Vergleichung beſtendig bleiben und gehal- ten werden ſollen.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0366" n="354"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Achtes Buch. Erſtes Capitel</hi>.</fw><lb/> unſre ganze Geſchichte als eine der entſcheidenden betrachtet<lb/> werden kann.</p><lb/> <p>Dieß Mal war ihnen das Concilium gar nicht angekün-<lb/> digt worden: auch von Seiten des Kaiſers wurden ſie nicht<lb/> eigentlich dazu eingeladen; war es aber nicht eben daſſelbe das<lb/> ſie ſchon in aller Form abgelehnt hatten? Sie hielten ſich<lb/> überzeugt, daß in <placeName>Trient</placeName> ihre Sache vielleicht nicht einmal<lb/> unterſucht, und gewiß verdammt werden würde; aber außer-<lb/> dem hatte die Ankündigung eines Concils für ſie auch eine<lb/> ganz unmittelbare Gefahr. Allen Friedſtänden, die ihnen ge-<lb/> währt worden, war immer das freie chriſtliche Concil zum<lb/> Termin geſetzt. Mußten ſie nicht fürchten, daß man ſie, da<lb/> dieß nun bevorſtand, vielleicht ſofort angreifen werde?</p><lb/> <p>In der Antwort welche ſie auf die Propoſition gaben,<lb/> forderten ſie die Zuſicherung eines beſtändigen Friedens, ohne<lb/> Rückſicht auf das tridentiniſche Concilium, bis zu dereinſti-<lb/> ger chriſtlicher Vergleichung. <note place="foot" n="1">Des mehrern Theils der churfuͤrſtlichen Raͤthe, auch Fuͤrſten<lb/> und Grafen der Augsb. Confeſſion, und aller freien und Reichsſtett<lb/> Bedenken 3ten April uͤbergeben. Sie fordern, daß ſie „oneangeſehen<lb/> der Inſtallung des Artikels der Religion eines beſtendigen Fridens<lb/> verſichert werden, dermaßen, daß die hiebevor ufgericht Fridſtende<lb/> durch beruͤhrt tryentiſch Concilium nit ufgehoben, ſondern nichtsdeſto-<lb/> weniger bis zu chriſtlicher Vergleichung beſtendig bleiben und gehal-<lb/> ten werden ſollen.“</note></p><lb/> <p>Der König entgegnete ihnen, er könne von einer Zu-<lb/> ſage der Art nichts in dem ſpeieriſchen Abſchied finden, und<lb/> forderte ſie auf, zur Mitberathung der übrigen Angelegen-<lb/> heiten zu ſchreiten; ſie machten neue Einwendungen: er re-<lb/> plicirte; man kam endlich überein, da es hiebei auf die Aus-<lb/> legung des letzten Abſchiedes ankomme, alle weitere Verhand-<lb/> lung bis auf die Anweſenheit des Kaiſers auszuſetzen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [354/0366]
Achtes Buch. Erſtes Capitel.
unſre ganze Geſchichte als eine der entſcheidenden betrachtet
werden kann.
Dieß Mal war ihnen das Concilium gar nicht angekün-
digt worden: auch von Seiten des Kaiſers wurden ſie nicht
eigentlich dazu eingeladen; war es aber nicht eben daſſelbe das
ſie ſchon in aller Form abgelehnt hatten? Sie hielten ſich
überzeugt, daß in Trient ihre Sache vielleicht nicht einmal
unterſucht, und gewiß verdammt werden würde; aber außer-
dem hatte die Ankündigung eines Concils für ſie auch eine
ganz unmittelbare Gefahr. Allen Friedſtänden, die ihnen ge-
währt worden, war immer das freie chriſtliche Concil zum
Termin geſetzt. Mußten ſie nicht fürchten, daß man ſie, da
dieß nun bevorſtand, vielleicht ſofort angreifen werde?
In der Antwort welche ſie auf die Propoſition gaben,
forderten ſie die Zuſicherung eines beſtändigen Friedens, ohne
Rückſicht auf das tridentiniſche Concilium, bis zu dereinſti-
ger chriſtlicher Vergleichung. 1
Der König entgegnete ihnen, er könne von einer Zu-
ſage der Art nichts in dem ſpeieriſchen Abſchied finden, und
forderte ſie auf, zur Mitberathung der übrigen Angelegen-
heiten zu ſchreiten; ſie machten neue Einwendungen: er re-
plicirte; man kam endlich überein, da es hiebei auf die Aus-
legung des letzten Abſchiedes ankomme, alle weitere Verhand-
lung bis auf die Anweſenheit des Kaiſers auszuſetzen.
1 Des mehrern Theils der churfuͤrſtlichen Raͤthe, auch Fuͤrſten
und Grafen der Augsb. Confeſſion, und aller freien und Reichsſtett
Bedenken 3ten April uͤbergeben. Sie fordern, daß ſie „oneangeſehen
der Inſtallung des Artikels der Religion eines beſtendigen Fridens
verſichert werden, dermaßen, daß die hiebevor ufgericht Fridſtende
durch beruͤhrt tryentiſch Concilium nit ufgehoben, ſondern nichtsdeſto-
weniger bis zu chriſtlicher Vergleichung beſtendig bleiben und gehal-
ten werden ſollen.“
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