Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Achtes Buch. Drittes Capitel. werfen können. Man muß wohl urtheilen, daß er es auchso hätte thun sollen. Denn wie die Sachen zwischen ihm und dem Kaiser nun einmal standen, so durfte er nicht zwei- feln, daß seine Existenz von dem Erfolg der protestantischen Waffen abhieng. In demselben Moment wo sich das Glück im Feld für den Kaiser entschieden, im November ward dem Erzbischof die gegen ihn ergangene Sentenz kund gethan. Mochte er dagegen immerhin seine alten Einwendungen wie- derholen, so wie die ersten Unterwerfungen in Schwaben er- folgt, schickte der Kaiser sich an, die päpstliche Sentenz zu vollstrecken. Aus seinem Feldlager in Schwaben entsandte er zu dem Ende seinen Commissarius Viglius van Zuichem, dem sich der Gouverneur von Geldern, Graf Hochstraaten, zugesellte, nach Cölln. Worauf hiebei alles ankam, das war die Haltung welche Es wäre noch immer sehr möglich gewesen, daß der Die Sorge der Commissarien gieng nun dahin, jede Be- Die Absicht des Churfürsten war, zu dem anberaumten Achtes Buch. Drittes Capitel. werfen können. Man muß wohl urtheilen, daß er es auchſo hätte thun ſollen. Denn wie die Sachen zwiſchen ihm und dem Kaiſer nun einmal ſtanden, ſo durfte er nicht zwei- feln, daß ſeine Exiſtenz von dem Erfolg der proteſtantiſchen Waffen abhieng. In demſelben Moment wo ſich das Glück im Feld für den Kaiſer entſchieden, im November ward dem Erzbiſchof die gegen ihn ergangene Sentenz kund gethan. Mochte er dagegen immerhin ſeine alten Einwendungen wie- derholen, ſo wie die erſten Unterwerfungen in Schwaben er- folgt, ſchickte der Kaiſer ſich an, die päpſtliche Sentenz zu vollſtrecken. Aus ſeinem Feldlager in Schwaben entſandte er zu dem Ende ſeinen Commiſſarius Viglius van Zuichem, dem ſich der Gouverneur von Geldern, Graf Hochſtraaten, zugeſellte, nach Cölln. Worauf hiebei alles ankam, das war die Haltung welche Es wäre noch immer ſehr möglich geweſen, daß der Die Sorge der Commiſſarien gieng nun dahin, jede Be- Die Abſicht des Churfürſten war, zu dem anberaumten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0476" n="464"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Achtes Buch. Drittes Capitel</hi>.</fw><lb/> werfen können. Man muß wohl urtheilen, daß er es auch<lb/> ſo hätte thun ſollen. Denn wie die Sachen zwiſchen ihm<lb/> und dem Kaiſer nun einmal ſtanden, ſo durfte er nicht zwei-<lb/> feln, daß ſeine Exiſtenz von dem Erfolg der proteſtantiſchen<lb/> Waffen abhieng. In demſelben Moment wo ſich das Glück<lb/> im Feld für den Kaiſer entſchieden, im November ward dem<lb/> Erzbiſchof die gegen ihn ergangene Sentenz kund gethan.<lb/> Mochte er dagegen immerhin ſeine alten Einwendungen wie-<lb/> derholen, ſo wie die erſten Unterwerfungen in <placeName>Schwaben</placeName> er-<lb/> folgt, ſchickte der Kaiſer ſich an, die päpſtliche Sentenz zu<lb/> vollſtrecken. Aus ſeinem Feldlager in <placeName>Schwaben</placeName> entſandte<lb/> er zu dem Ende ſeinen Commiſſarius <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119490528">Viglius van Zuichem</persName>,<lb/> dem ſich der Gouverneur von <placeName>Geldern</placeName>, <persName ref="nognd">Graf Hochſtraaten</persName>,<lb/> zugeſellte, nach <placeName>Cölln</placeName>.</p><lb/> <p>Worauf hiebei alles ankam, das war die Haltung welche<lb/> die Stände des Erzſtiftes, die ſich ihrem Fürſten zugeſellt<lb/> hatten, behaupten würden. Sie wurden auf den 24ſten Ja-<lb/> nuar 1547 zu einer Verſammlung nach <placeName>Cölln</placeName> eingeladen.</p><lb/> <p>Es wäre noch immer ſehr möglich geweſen, daß der<lb/> Moment der Kriſe zu einer lebhaften Manifeſtation für den<lb/> Erzbiſchof bewogen hätte, dadurch vielleicht eine günſtige Be-<lb/> wegung ſelbſt in der Stadt, wo noch Viele für denſelben<lb/> waren, hervorgerufen worden wäre. Gab es doch auch hier<lb/> Beſchwerden gegen die Geiſtlichkeit genug, welche eben bei<lb/> dem Wechſel der Regierung zur Sprache kommen mußten.</p><lb/> <p>Die Sorge der Commiſſarien gieng nun dahin, jede Be-<lb/> wegung zu vermeiden, ihren Auftrag ganz im Frieden zu<lb/> vollziehen.</p><lb/> <p>Die Abſicht des Churfürſten war, zu dem anberaumten<lb/> Tage ſelbſt in der Stadt zu erſcheinen. Die Commiſſarien<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [464/0476]
Achtes Buch. Drittes Capitel.
werfen können. Man muß wohl urtheilen, daß er es auch
ſo hätte thun ſollen. Denn wie die Sachen zwiſchen ihm
und dem Kaiſer nun einmal ſtanden, ſo durfte er nicht zwei-
feln, daß ſeine Exiſtenz von dem Erfolg der proteſtantiſchen
Waffen abhieng. In demſelben Moment wo ſich das Glück
im Feld für den Kaiſer entſchieden, im November ward dem
Erzbiſchof die gegen ihn ergangene Sentenz kund gethan.
Mochte er dagegen immerhin ſeine alten Einwendungen wie-
derholen, ſo wie die erſten Unterwerfungen in Schwaben er-
folgt, ſchickte der Kaiſer ſich an, die päpſtliche Sentenz zu
vollſtrecken. Aus ſeinem Feldlager in Schwaben entſandte
er zu dem Ende ſeinen Commiſſarius Viglius van Zuichem,
dem ſich der Gouverneur von Geldern, Graf Hochſtraaten,
zugeſellte, nach Cölln.
Worauf hiebei alles ankam, das war die Haltung welche
die Stände des Erzſtiftes, die ſich ihrem Fürſten zugeſellt
hatten, behaupten würden. Sie wurden auf den 24ſten Ja-
nuar 1547 zu einer Verſammlung nach Cölln eingeladen.
Es wäre noch immer ſehr möglich geweſen, daß der
Moment der Kriſe zu einer lebhaften Manifeſtation für den
Erzbiſchof bewogen hätte, dadurch vielleicht eine günſtige Be-
wegung ſelbſt in der Stadt, wo noch Viele für denſelben
waren, hervorgerufen worden wäre. Gab es doch auch hier
Beſchwerden gegen die Geiſtlichkeit genug, welche eben bei
dem Wechſel der Regierung zur Sprache kommen mußten.
Die Sorge der Commiſſarien gieng nun dahin, jede Be-
wegung zu vermeiden, ihren Auftrag ganz im Frieden zu
vollziehen.
Die Abſicht des Churfürſten war, zu dem anberaumten
Tage ſelbſt in der Stadt zu erſcheinen. Die Commiſſarien
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