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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Neuerungen Heinrichs VIII.
Furcht vor der verwirkten Strafe, oder ward die Versamm-
lung noch durch andre Motive bestimmt? nachdem sie eine
Zeitlang unter dem Siegel unverbrüchlichen Geheimnisses, aber
nicht ohne persönliche Theilnahme Cromwells und einiger
Mitglieder der Kingsbench, berathschlagt hatte, faßte sie eine
Acte ab, 22 März 1531, in welcher sie, nach nochmaliger
Ausführung der Verdienste die sich der König durch Unter-
drückung der Ketzer, namentlich der Lutheraner, erwerbe, in al-
ler Form erklärte, sie erkenne Seine Majestät als den beson-
dern Beschützer, einzigen und obersten Herrn und so weit
es nach Christi Gesetz erlaubt sey, als das oberste Haupt der
englischen Kirche an. 1 Ein Ausdruck, der früher nur flüchtig
hingeworfen worden, empfieng durch die feierliche Sanction
der geistlichen Versammlung eine Bedeutung auf immer.

Wohl ließ nun auch diese Festsetzung, namentlich die
Clausel vom Gesetz Christi, welche gegen den Wunsch der
königlichen Bevollmächtigten durchgegangen war, eine Aus-
flucht übrig: der Bischof Tunstall von Durham behauptete
bald darauf in einer öffentlichen Schrift, die Unterwerfung
die der Clerus dem König versprochen, beziehe sich allein
auf weltliche Angelegenheiten. 2 Gleich als sey der weltliche
Gehorsam gegen den König nicht ohnehin seine Pflicht.
Auch von andern Protestationen, geheimen oder öffentlichen,

1 "in praesens quam plurimos hostes, maxime Lutheranos,
in perniciem ecclesiae et cleri anglicani (cujus singularem pro-
tectorem unicum et supremum dominum et quantum per Christi
legem licet, etiam supremum caput ipsius majestatem recognosci-
mus) conspirantes - - contudit."
Collier l. l. nr. 17.
2 Cuthberti Tunstall episcopi Dunelmensis protestatio con-
tra titulum Henrico VIII in concessione subsidii datum quo vo-
catur Supremum caput. Conc. M. Brit III,
745.

Neuerungen Heinrichs VIII.
Furcht vor der verwirkten Strafe, oder ward die Verſamm-
lung noch durch andre Motive beſtimmt? nachdem ſie eine
Zeitlang unter dem Siegel unverbrüchlichen Geheimniſſes, aber
nicht ohne perſönliche Theilnahme Cromwells und einiger
Mitglieder der Kingsbench, berathſchlagt hatte, faßte ſie eine
Acte ab, 22 März 1531, in welcher ſie, nach nochmaliger
Ausführung der Verdienſte die ſich der König durch Unter-
drückung der Ketzer, namentlich der Lutheraner, erwerbe, in al-
ler Form erklärte, ſie erkenne Seine Majeſtät als den beſon-
dern Beſchützer, einzigen und oberſten Herrn und ſo weit
es nach Chriſti Geſetz erlaubt ſey, als das oberſte Haupt der
engliſchen Kirche an. 1 Ein Ausdruck, der früher nur flüchtig
hingeworfen worden, empfieng durch die feierliche Sanction
der geiſtlichen Verſammlung eine Bedeutung auf immer.

Wohl ließ nun auch dieſe Feſtſetzung, namentlich die
Clauſel vom Geſetz Chriſti, welche gegen den Wunſch der
königlichen Bevollmächtigten durchgegangen war, eine Aus-
flucht übrig: der Biſchof Tunſtall von Durham behauptete
bald darauf in einer öffentlichen Schrift, die Unterwerfung
die der Clerus dem König verſprochen, beziehe ſich allein
auf weltliche Angelegenheiten. 2 Gleich als ſey der weltliche
Gehorſam gegen den König nicht ohnehin ſeine Pflicht.
Auch von andern Proteſtationen, geheimen oder öffentlichen,

1 „in praesens quam plurimos hostes, maxime Lutheranos,
in perniciem ecclesiae et cleri anglicani (cujus singularem pro-
tectorem unicum et supremum dominum et quantum per Christi
legem licet, etiam supremum caput ipsius majestatem recognosci-
mus) conspirantes ‒ ‒ contudit.“
Collier l. l. nr. 17.
2 Cuthberti Tunstall episcopi Dunelmensis protestatio con-
tra titulum Henrico VIII in concessione subsidii datum quo vo-
catur Supremum caput. Conc. M. Brit III,
745.
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[45/0057] Neuerungen Heinrichs VIII. Furcht vor der verwirkten Strafe, oder ward die Verſamm- lung noch durch andre Motive beſtimmt? nachdem ſie eine Zeitlang unter dem Siegel unverbrüchlichen Geheimniſſes, aber nicht ohne perſönliche Theilnahme Cromwells und einiger Mitglieder der Kingsbench, berathſchlagt hatte, faßte ſie eine Acte ab, 22 März 1531, in welcher ſie, nach nochmaliger Ausführung der Verdienſte die ſich der König durch Unter- drückung der Ketzer, namentlich der Lutheraner, erwerbe, in al- ler Form erklärte, ſie erkenne Seine Majeſtät als den beſon- dern Beſchützer, einzigen und oberſten Herrn und ſo weit es nach Chriſti Geſetz erlaubt ſey, als das oberſte Haupt der engliſchen Kirche an. 1 Ein Ausdruck, der früher nur flüchtig hingeworfen worden, empfieng durch die feierliche Sanction der geiſtlichen Verſammlung eine Bedeutung auf immer. Wohl ließ nun auch dieſe Feſtſetzung, namentlich die Clauſel vom Geſetz Chriſti, welche gegen den Wunſch der königlichen Bevollmächtigten durchgegangen war, eine Aus- flucht übrig: der Biſchof Tunſtall von Durham behauptete bald darauf in einer öffentlichen Schrift, die Unterwerfung die der Clerus dem König verſprochen, beziehe ſich allein auf weltliche Angelegenheiten. 2 Gleich als ſey der weltliche Gehorſam gegen den König nicht ohnehin ſeine Pflicht. Auch von andern Proteſtationen, geheimen oder öffentlichen, 1 „in praesens quam plurimos hostes, maxime Lutheranos, in perniciem ecclesiae et cleri anglicani (cujus singularem pro- tectorem unicum et supremum dominum et quantum per Christi legem licet, etiam supremum caput ipsius majestatem recognosci- mus) conspirantes ‒ ‒ contudit.“ Collier l. l. nr. 17. 2 Cuthberti Tunstall episcopi Dunelmensis protestatio con- tra titulum Henrico VIII in concessione subsidii datum quo vo- catur Supremum caput. Conc. M. Brit III, 745.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/57>, abgerufen am 21.11.2024.