Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Stellung und Politik Carls V. jener Zeit durchdrungen, allein auf die Hülfe der Nationangewiesen, so konnte er eben so gut darnach streben, doch nur in evangelischem Sinne. Jetzt aber nahm er sie in Besitz in Folge eines Sieges über die nationalen Bestre- bungen und Bündnisse, zu welchem er durch spanische und italienische Kräfte und eine fremde Gelehrsamkeit unterstützt worden war. Könnte man nicht vielmehr sagen, daß er das Kaiserthum der deutschen Nation entfremdete und gegen dieselbe kehrte, als daß er es in ihrem Sinne verwaltet hätte, zu ihrem Besten? Seine Verhältnisse waren nun aber nicht so beschaffen, daß Er hatte sich zu dem Frieden mit den Osmanen beque- Sein Glück wollte, daß dem neuen König von Frank- Dabei versäumte er jedoch nicht alle Bewegungen des 7*
Stellung und Politik Carls V. jener Zeit durchdrungen, allein auf die Hülfe der Nationangewieſen, ſo konnte er eben ſo gut darnach ſtreben, doch nur in evangeliſchem Sinne. Jetzt aber nahm er ſie in Beſitz in Folge eines Sieges über die nationalen Beſtre- bungen und Bündniſſe, zu welchem er durch ſpaniſche und italieniſche Kräfte und eine fremde Gelehrſamkeit unterſtützt worden war. Könnte man nicht vielmehr ſagen, daß er das Kaiſerthum der deutſchen Nation entfremdete und gegen dieſelbe kehrte, als daß er es in ihrem Sinne verwaltet hätte, zu ihrem Beſten? Seine Verhältniſſe waren nun aber nicht ſo beſchaffen, daß Er hatte ſich zu dem Frieden mit den Osmanen beque- Sein Glück wollte, daß dem neuen König von Frank- Dabei verſäumte er jedoch nicht alle Bewegungen des 7*
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Stellung und Politik Carls V.
jener Zeit durchdrungen, allein auf die Hülfe der Nation
angewieſen, ſo konnte er eben ſo gut darnach ſtreben, doch
nur in evangeliſchem Sinne. Jetzt aber nahm er ſie in
Beſitz in Folge eines Sieges über die nationalen Beſtre-
bungen und Bündniſſe, zu welchem er durch ſpaniſche und
italieniſche Kräfte und eine fremde Gelehrſamkeit unterſtützt
worden war. Könnte man nicht vielmehr ſagen, daß er
das Kaiſerthum der deutſchen Nation entfremdete und gegen
dieſelbe kehrte, als daß er es in ihrem Sinne verwaltet
hätte, zu ihrem Beſten?
Seine Verhältniſſe waren nun aber nicht ſo beſchaffen, daß
ſie ihm nicht die mannichfaltigſte Rückſicht aufgelegt hätten.
Er hatte ſich zu dem Frieden mit den Osmanen beque-
men müſſen, die ſeine natürlichen Feinde waren und blieben.
Sein Glück wollte, daß dem neuen König von Frank-
reich die Zahlung der Geldſummen welche ſein Vater den
Engländern verſprochen gegen die geringe Sicherheit der da-
gegen ſtipulirten Herausgabe von Boulogne eine zu große
Laſt ſchien, und ſo der Krieg zwiſchen England und Frank-
reich, kaum beſchwichtigt, wieder ausbrach und die beiden
Nationen fürs Erſte vollauf beſchäftigte. Carl hütete ſich
wohl, ſich in ihre Zwiſtigkeiten einzulaſſen: man hat ihm
vielmehr Schuld gegeben daß er ſie nähre: gewiß hieng
es von denſelben ab daß er nach andern Seiten hin freie
Hand behielt.
Dabei verſäumte er jedoch nicht alle Bewegungen des
Königs von Frankreich mit ſcharfer Aufmerkſamkeit zu be-
gleiten. Die Unterhandlungen deſſelben mit dem Papſt und
mit Venedig gaben ſeinen Geſandten viel zu vermuthen und
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