Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Neuntes Buch. Drittes Capitel. herbeilassen wollte, mit der Sache von Piacenza in Verbindungzu setzen. Der Kaiser antwortete sehr trocken: er wolle die öffentlichen Dinge nicht mit Privatangelegenheiten vermengen. Seine Gesandten berichteten wohl, wenn er Piacenza zurück- gebe, oder nur einen Ersatz dafür anbiete, werde er in den übrigen Streitfragen alles was er wolle erreichen: er blieb dabei, daß diese Sache für sich behandelt werden müsse. Vor aller weitern Verhandlung drang er auf rechtliche Un- tersuchung, wem die Stadt gehöre, dem Reiche oder der Kirche: er sey sehr bereit, wenn das Urtel zu Gunsten der Kirche ausfalle, Piacenza zurückzugeben; er wisse jedoch wohl, daß es zum Reiche gehöre, so gut wie Parma. Indem man hoffte, er werde Piacenza herausgeben, erhob er An- spruch auch auf Parma. Er lebte der Meinung, Paul III werde am ersten durch Sollte zunächst wenigstens eine vorläufige Ordnung in Eine Zeitlang zögerte er damit, wie das bei dem Wi- Am 18ten August 1549 erschien Cardinal Otto Truch- Neuntes Buch. Drittes Capitel. herbeilaſſen wollte, mit der Sache von Piacenza in Verbindungzu ſetzen. Der Kaiſer antwortete ſehr trocken: er wolle die öffentlichen Dinge nicht mit Privatangelegenheiten vermengen. Seine Geſandten berichteten wohl, wenn er Piacenza zurück- gebe, oder nur einen Erſatz dafür anbiete, werde er in den übrigen Streitfragen alles was er wolle erreichen: er blieb dabei, daß dieſe Sache für ſich behandelt werden müſſe. Vor aller weitern Verhandlung drang er auf rechtliche Un- terſuchung, wem die Stadt gehöre, dem Reiche oder der Kirche: er ſey ſehr bereit, wenn das Urtel zu Gunſten der Kirche ausfalle, Piacenza zurückzugeben; er wiſſe jedoch wohl, daß es zum Reiche gehöre, ſo gut wie Parma. Indem man hoffte, er werde Piacenza herausgeben, erhob er An- ſpruch auch auf Parma. Er lebte der Meinung, Paul III werde am erſten durch Sollte zunächſt wenigſtens eine vorläufige Ordnung in Eine Zeitlang zögerte er damit, wie das bei dem Wi- Am 18ten Auguſt 1549 erſchien Cardinal Otto Truch- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0126" n="114"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Neuntes Buch. Drittes Capitel</hi>.</fw><lb/> herbeilaſſen wollte, mit der Sache von Piacenza in Verbindung<lb/> zu ſetzen. Der Kaiſer antwortete ſehr trocken: er wolle die<lb/> öffentlichen Dinge nicht mit Privatangelegenheiten vermengen.<lb/> Seine Geſandten berichteten wohl, wenn er Piacenza zurück-<lb/> gebe, oder nur einen Erſatz dafür anbiete, werde er in den<lb/> übrigen Streitfragen alles was er wolle erreichen: er blieb<lb/> dabei, daß dieſe Sache für ſich behandelt werden müſſe.<lb/> Vor aller weitern Verhandlung drang er auf rechtliche Un-<lb/> terſuchung, wem die Stadt gehöre, dem Reiche oder der<lb/> Kirche: er ſey ſehr bereit, wenn das Urtel zu Gunſten der<lb/> Kirche ausfalle, Piacenza zurückzugeben; er wiſſe jedoch wohl,<lb/> daß es zum Reiche gehöre, ſo gut wie Parma. Indem<lb/> man hoffte, er werde Piacenza herausgeben, erhob er An-<lb/> ſpruch auch auf Parma.</p><lb/> <p>Er lebte der Meinung, Paul <hi rendition="#aq">III</hi> werde am erſten durch<lb/> Drohungen beſtimmt, und faſt ſchien es als hätte er Recht.</p><lb/> <p>Sollte zunächſt wenigſtens eine vorläufige Ordnung in<lb/> Deutſchland eingeführt werden, ſo mußte der Papſt die deut-<lb/> ſchen Biſchöfe ermächtigen die den Proteſtanten durch das<lb/> Interim gemachten Zugeſtändniſſe anzuerkennen.</p><lb/> <p>Eine Zeitlang zögerte er damit, wie das bei dem Wi-<lb/> derwillen den man in Rom gegen das Interim hegte nicht<lb/> anders ſeyn konnte: dann kam er mit ungenügenden Facultä-<lb/> ten hervor, endlich ließ er ſich auch genügendere abgewinnen.</p><lb/> <p>Am 18ten Auguſt 1549 erſchien Cardinal Otto Truch-<lb/> ſeß, Biſchof von Augsburg, der wenn irgend ein andrer als<lb/> ein rechtgläubiger Anhänger der römiſchen Curie betrachtet<lb/> werden muß, in alle ſeinem Pomp, unter Vortragung des<lb/> Kreuzes, ſilbernen Scepters und ſeines Cardinalhutes, in der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0126]
Neuntes Buch. Drittes Capitel.
herbeilaſſen wollte, mit der Sache von Piacenza in Verbindung
zu ſetzen. Der Kaiſer antwortete ſehr trocken: er wolle die
öffentlichen Dinge nicht mit Privatangelegenheiten vermengen.
Seine Geſandten berichteten wohl, wenn er Piacenza zurück-
gebe, oder nur einen Erſatz dafür anbiete, werde er in den
übrigen Streitfragen alles was er wolle erreichen: er blieb
dabei, daß dieſe Sache für ſich behandelt werden müſſe.
Vor aller weitern Verhandlung drang er auf rechtliche Un-
terſuchung, wem die Stadt gehöre, dem Reiche oder der
Kirche: er ſey ſehr bereit, wenn das Urtel zu Gunſten der
Kirche ausfalle, Piacenza zurückzugeben; er wiſſe jedoch wohl,
daß es zum Reiche gehöre, ſo gut wie Parma. Indem
man hoffte, er werde Piacenza herausgeben, erhob er An-
ſpruch auch auf Parma.
Er lebte der Meinung, Paul III werde am erſten durch
Drohungen beſtimmt, und faſt ſchien es als hätte er Recht.
Sollte zunächſt wenigſtens eine vorläufige Ordnung in
Deutſchland eingeführt werden, ſo mußte der Papſt die deut-
ſchen Biſchöfe ermächtigen die den Proteſtanten durch das
Interim gemachten Zugeſtändniſſe anzuerkennen.
Eine Zeitlang zögerte er damit, wie das bei dem Wi-
derwillen den man in Rom gegen das Interim hegte nicht
anders ſeyn konnte: dann kam er mit ungenügenden Facultä-
ten hervor, endlich ließ er ſich auch genügendere abgewinnen.
Am 18ten Auguſt 1549 erſchien Cardinal Otto Truch-
ſeß, Biſchof von Augsburg, der wenn irgend ein andrer als
ein rechtgläubiger Anhänger der römiſchen Curie betrachtet
werden muß, in alle ſeinem Pomp, unter Vortragung des
Kreuzes, ſilbernen Scepters und ſeines Cardinalhutes, in der
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