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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Beleidigung der Reichsfürsten.
jedem der andern der vornehmste Rath mußten ihm in das
Innere seiner Gemächer folgen, wo er mit dem König feier-
lich Platz nahm und dann durch den Bischof von Arras
vortragen ließ, mit welchem Mißvergnügen er bemerke daß
gerade sie die Hartnäckigsten in der ganzen Versammlung
seyen: ganz ohne Grund sey was sie in der übergebenen
Schrift ausgeführt: nur unbedeutend erscheine die Reichs-
hülfe, wenn man sie mit den überschwenglichen Unkosten ver-
gleiche die er selber zur Aufrechterhaltung des Reiches auf-
gewendet: der letzte Krieg habe ihm über 60 mal hundert
tausend Gulden gekostet, und noch sey nicht so guter Friede,
daß er des ohnehin nicht zahlreichen Kriegsvolkes das er
noch im Reiche habe, entbehren könnte: man möge nur rück-
wärts sehen, so werde man wohl finden daß auch andre
römische Könige und Kaiser Truppen an die Reichstage mit-
gebracht: er der Kaiser trachte nach nichts als daß die Ge-
bühr im Reiche geschehe, und er wolle nur wünschen daß
auch kein andrer sich seine Privathändel irren lasse.

"Gnädigster Churfürst und Herr," schreibt der branden-
burgische Gesandte an Joachim II, "wir können nicht unter-
lassen Ew. Churf. Gn. anzuzeigen, daß die beiden Churfür-
sten, die anwesenden Fürsten und die Räthe der abwesen-
den über dieses unerhörte Verfahren entsetzt sind; wer dazu
gerathen, hat es schlecht verstanden, und wär es auch der
kluge Arras gewesen."

Großes Aufsehen machte eine Differenz die über die
Belehnung des Prinzen Philipp mit den Niederlanden aus-
brach. Der Kaiser hatte die Absicht seinen Geburtstag mit
diesem Act zu feiern, und ließ eine prächtige Bühne dazu

Beleidigung der Reichsfuͤrſten.
jedem der andern der vornehmſte Rath mußten ihm in das
Innere ſeiner Gemächer folgen, wo er mit dem König feier-
lich Platz nahm und dann durch den Biſchof von Arras
vortragen ließ, mit welchem Mißvergnügen er bemerke daß
gerade ſie die Hartnäckigſten in der ganzen Verſammlung
ſeyen: ganz ohne Grund ſey was ſie in der übergebenen
Schrift ausgeführt: nur unbedeutend erſcheine die Reichs-
hülfe, wenn man ſie mit den überſchwenglichen Unkoſten ver-
gleiche die er ſelber zur Aufrechterhaltung des Reiches auf-
gewendet: der letzte Krieg habe ihm über 60 mal hundert
tauſend Gulden gekoſtet, und noch ſey nicht ſo guter Friede,
daß er des ohnehin nicht zahlreichen Kriegsvolkes das er
noch im Reiche habe, entbehren könnte: man möge nur rück-
wärts ſehen, ſo werde man wohl finden daß auch andre
römiſche Könige und Kaiſer Truppen an die Reichstage mit-
gebracht: er der Kaiſer trachte nach nichts als daß die Ge-
bühr im Reiche geſchehe, und er wolle nur wünſchen daß
auch kein andrer ſich ſeine Privathändel irren laſſe.

„Gnädigſter Churfürſt und Herr,“ ſchreibt der branden-
burgiſche Geſandte an Joachim II, „wir können nicht unter-
laſſen Ew. Churf. Gn. anzuzeigen, daß die beiden Churfür-
ſten, die anweſenden Fürſten und die Räthe der abweſen-
den über dieſes unerhörte Verfahren entſetzt ſind; wer dazu
gerathen, hat es ſchlecht verſtanden, und wär es auch der
kluge Arras geweſen.“

Großes Aufſehen machte eine Differenz die über die
Belehnung des Prinzen Philipp mit den Niederlanden aus-
brach. Der Kaiſer hatte die Abſicht ſeinen Geburtstag mit
dieſem Act zu feiern, und ließ eine prächtige Bühne dazu

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[191/0203] Beleidigung der Reichsfuͤrſten. jedem der andern der vornehmſte Rath mußten ihm in das Innere ſeiner Gemächer folgen, wo er mit dem König feier- lich Platz nahm und dann durch den Biſchof von Arras vortragen ließ, mit welchem Mißvergnügen er bemerke daß gerade ſie die Hartnäckigſten in der ganzen Verſammlung ſeyen: ganz ohne Grund ſey was ſie in der übergebenen Schrift ausgeführt: nur unbedeutend erſcheine die Reichs- hülfe, wenn man ſie mit den überſchwenglichen Unkoſten ver- gleiche die er ſelber zur Aufrechterhaltung des Reiches auf- gewendet: der letzte Krieg habe ihm über 60 mal hundert tauſend Gulden gekoſtet, und noch ſey nicht ſo guter Friede, daß er des ohnehin nicht zahlreichen Kriegsvolkes das er noch im Reiche habe, entbehren könnte: man möge nur rück- wärts ſehen, ſo werde man wohl finden daß auch andre römiſche Könige und Kaiſer Truppen an die Reichstage mit- gebracht: er der Kaiſer trachte nach nichts als daß die Ge- bühr im Reiche geſchehe, und er wolle nur wünſchen daß auch kein andrer ſich ſeine Privathändel irren laſſe. „Gnädigſter Churfürſt und Herr,“ ſchreibt der branden- burgiſche Geſandte an Joachim II, „wir können nicht unter- laſſen Ew. Churf. Gn. anzuzeigen, daß die beiden Churfür- ſten, die anweſenden Fürſten und die Räthe der abweſen- den über dieſes unerhörte Verfahren entſetzt ſind; wer dazu gerathen, hat es ſchlecht verſtanden, und wär es auch der kluge Arras geweſen.“ Großes Aufſehen machte eine Differenz die über die Belehnung des Prinzen Philipp mit den Niederlanden aus- brach. Der Kaiſer hatte die Abſicht ſeinen Geburtstag mit dieſem Act zu feiern, und ließ eine prächtige Bühne dazu

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/203>, abgerufen am 21.11.2024.