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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Gefangenschaft des Landgrafen Philipp.
dem ganzen Weg von Mecheln nach dem hessischen Gebiete
Posten zu legen, d. i. nach dem Sprachgebrauch jener Zeit,
von 4 Meilen zu 4 Meilen frische Pferde bereit zu halten; mit
den raschesten und sichersten stellte sich der Zeugmeister Hans
Rommel in Mecheln selber ein: er hatte einige handfeste
Leute, welche Diejenigen zurückhalten sollten, die dem Flie-
henden nacheilen würden: und schon waren alle nöthigen Vor-
bereitungen getroffen, um den Fürsten aus einem Garten der
an den Hofraum seines Gefängnisses stieß, zu entführen, als
die unglückliche Furchtsamkeit eines Dieners, der im Voraus
für sich selber eine Zuflucht suchte, noch in dem letzten Au-
genblick das Vorhaben an Tag brachte. 1 Es liegt in der Na-
tur der Sache, daß der Gewahrsam des Fürsten nun doppelt
streng wurde. Der Kaiser, der namentlich die Aufstellung je-
ner Leute für einen Eingriff in seine landesherrliche Gerichts-
barkeit erklärte, sagte wohl, er habe Ursach, sich noch an-
drer Gestalt zu erzeigen als bisher. Der Landgraf verlor
nun vollends seine deutschen Diener und ward überhaupt
recht eigentlich mißhandelt; bittere Thränen des Unmuths
stiegen ihm über die Art und Weise in die Augen, wie man
bei den Vernehmungen mit ihm, einem Reichsfürsten, um-
gieng. "Ich will lieber todt seyn," schrieb er, "als länger
gefangen." Wenn er angiebt, daß man ihn nach Spanien
zu führen beabsichtige, so darf man dieß für keine Einbildung
halten: es ist gewiß, daß der Kaiser dazu entschlossen war. 2


1 L'escrit du paige (Wersebe) bei Duller Neue Beiträge
zur Gesch. Philipps des Großmüthigen p. 119.
2 In einem Schreiben des Kaisers an Maria vom 6ten März
ist darüber ganz unumwunden die Rede. Etant deja resolu de faire
transporter le landgrave en Espagne.

Gefangenſchaft des Landgrafen Philipp.
dem ganzen Weg von Mecheln nach dem heſſiſchen Gebiete
Poſten zu legen, d. i. nach dem Sprachgebrauch jener Zeit,
von 4 Meilen zu 4 Meilen friſche Pferde bereit zu halten; mit
den raſcheſten und ſicherſten ſtellte ſich der Zeugmeiſter Hans
Rommel in Mecheln ſelber ein: er hatte einige handfeſte
Leute, welche Diejenigen zurückhalten ſollten, die dem Flie-
henden nacheilen würden: und ſchon waren alle nöthigen Vor-
bereitungen getroffen, um den Fürſten aus einem Garten der
an den Hofraum ſeines Gefängniſſes ſtieß, zu entführen, als
die unglückliche Furchtſamkeit eines Dieners, der im Voraus
für ſich ſelber eine Zuflucht ſuchte, noch in dem letzten Au-
genblick das Vorhaben an Tag brachte. 1 Es liegt in der Na-
tur der Sache, daß der Gewahrſam des Fürſten nun doppelt
ſtreng wurde. Der Kaiſer, der namentlich die Aufſtellung je-
ner Leute für einen Eingriff in ſeine landesherrliche Gerichts-
barkeit erklärte, ſagte wohl, er habe Urſach, ſich noch an-
drer Geſtalt zu erzeigen als bisher. Der Landgraf verlor
nun vollends ſeine deutſchen Diener und ward überhaupt
recht eigentlich mißhandelt; bittere Thränen des Unmuths
ſtiegen ihm über die Art und Weiſe in die Augen, wie man
bei den Vernehmungen mit ihm, einem Reichsfürſten, um-
gieng. „Ich will lieber todt ſeyn,“ ſchrieb er, „als länger
gefangen.“ Wenn er angiebt, daß man ihn nach Spanien
zu führen beabſichtige, ſo darf man dieß für keine Einbildung
halten: es iſt gewiß, daß der Kaiſer dazu entſchloſſen war. 2


1 L’escrit du paige (Wersebe) bei Duller Neue Beitraͤge
zur Geſch. Philipps des Großmuͤthigen p. 119.
2 In einem Schreiben des Kaiſers an Maria vom 6ten Maͤrz
iſt daruͤber ganz unumwunden die Rede. Etant deja resolu de faire
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[197/0209] Gefangenſchaft des Landgrafen Philipp. dem ganzen Weg von Mecheln nach dem heſſiſchen Gebiete Poſten zu legen, d. i. nach dem Sprachgebrauch jener Zeit, von 4 Meilen zu 4 Meilen friſche Pferde bereit zu halten; mit den raſcheſten und ſicherſten ſtellte ſich der Zeugmeiſter Hans Rommel in Mecheln ſelber ein: er hatte einige handfeſte Leute, welche Diejenigen zurückhalten ſollten, die dem Flie- henden nacheilen würden: und ſchon waren alle nöthigen Vor- bereitungen getroffen, um den Fürſten aus einem Garten der an den Hofraum ſeines Gefängniſſes ſtieß, zu entführen, als die unglückliche Furchtſamkeit eines Dieners, der im Voraus für ſich ſelber eine Zuflucht ſuchte, noch in dem letzten Au- genblick das Vorhaben an Tag brachte. 1 Es liegt in der Na- tur der Sache, daß der Gewahrſam des Fürſten nun doppelt ſtreng wurde. Der Kaiſer, der namentlich die Aufſtellung je- ner Leute für einen Eingriff in ſeine landesherrliche Gerichts- barkeit erklärte, ſagte wohl, er habe Urſach, ſich noch an- drer Geſtalt zu erzeigen als bisher. Der Landgraf verlor nun vollends ſeine deutſchen Diener und ward überhaupt recht eigentlich mißhandelt; bittere Thränen des Unmuths ſtiegen ihm über die Art und Weiſe in die Augen, wie man bei den Vernehmungen mit ihm, einem Reichsfürſten, um- gieng. „Ich will lieber todt ſeyn,“ ſchrieb er, „als länger gefangen.“ Wenn er angiebt, daß man ihn nach Spanien zu führen beabſichtige, ſo darf man dieß für keine Einbildung halten: es iſt gewiß, daß der Kaiſer dazu entſchloſſen war. 2 1 L’escrit du paige (Wersebe) bei Duller Neue Beitraͤge zur Geſch. Philipps des Großmuͤthigen p. 119. 2 In einem Schreiben des Kaiſers an Maria vom 6ten Maͤrz iſt daruͤber ganz unumwunden die Rede. Etant deja resolu de faire transporter le landgrave en Espagne.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/209>, abgerufen am 21.11.2024.