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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Allgemeine Aufregung.
gung der Mannszucht unter seinen Leuten, die solche Fol-
gen nach sich ziehe, Vorwürfe gemacht haben. Genug aber,
es war so. Als er im Mai 1551 von Augsburg nach Ty-
rol gieng, fand man dort einen Anschlag des Inhalts: die
Römisch Kaiserliche Majestät begehre, man wolle die Thrä-
nen, so wegen J. Majestät, ihres Sohnes und der Spa-
nier Abreise fallen würden, fleißig sammeln; J. Maj. be-
dürfe derselben zur Arznei und werde sie mit indischem Golde
theuer bezahlen.

Von den deutschen Fürsten traf ein ähnlicher Haß be-
sonders Moritz von Sachsen, der an seinem Vetter, an sei-
nem Schwiegervater, an der gemeinschaftlichen Sache zum
Verräther geworden sey und sich jetzt auch wider Magde-
burg gebrauchen lasse. In gereimten Sprüchen ward er re-
dend eingeführt, mit dem Bekenntniß daß er das Evange-
lium verleugnet habe. "Schwert und Rautenkranz führe ich:
wie ichs gewonnen, als werds verlieren ich." 1 In hoch-
deutschen und plattdeutschen Chroniken erscheint sein Name
mit gehässigen Beiworten. Schon fühlte er in seinem eig-
nen Lande den Boden unter seinen Füßen erzittern. Seine
Ritterschaft hat ihm förmlich verweigert gegen Magdeburg
Hülfe zu leisten, und wie berührt, man wollte wissen sie richte
ihr Augenmerk auf den jüngern Bruder, Herzog August.
In den Städten und auf dem Lande in Sachsen machte die
Beweisführung der Magdeburger, daß ihre Sache Gottes

1 Ein Spruch von Hertzog Moritzen von Sachsen; der zuerst
in Augsburg zum Vorschein kam, von dem man aber meinte, er sey
aus Sachsen gekommen. "Herzog Moritz von Sachssen heiß ich, den
namen mit der that hab ich; mürrisch und störrisch bin ich: aigen-
köpfisch, hochfartig, tyrannisch bleib ich." Etc.

Allgemeine Aufregung.
gung der Mannszucht unter ſeinen Leuten, die ſolche Fol-
gen nach ſich ziehe, Vorwürfe gemacht haben. Genug aber,
es war ſo. Als er im Mai 1551 von Augsburg nach Ty-
rol gieng, fand man dort einen Anſchlag des Inhalts: die
Römiſch Kaiſerliche Majeſtät begehre, man wolle die Thrä-
nen, ſo wegen J. Majeſtät, ihres Sohnes und der Spa-
nier Abreiſe fallen würden, fleißig ſammeln; J. Maj. be-
dürfe derſelben zur Arznei und werde ſie mit indiſchem Golde
theuer bezahlen.

Von den deutſchen Fürſten traf ein ähnlicher Haß be-
ſonders Moritz von Sachſen, der an ſeinem Vetter, an ſei-
nem Schwiegervater, an der gemeinſchaftlichen Sache zum
Verräther geworden ſey und ſich jetzt auch wider Magde-
burg gebrauchen laſſe. In gereimten Sprüchen ward er re-
dend eingeführt, mit dem Bekenntniß daß er das Evange-
lium verleugnet habe. „Schwert und Rautenkranz führe ich:
wie ichs gewonnen, als werds verlieren ich.“ 1 In hoch-
deutſchen und plattdeutſchen Chroniken erſcheint ſein Name
mit gehäſſigen Beiworten. Schon fühlte er in ſeinem eig-
nen Lande den Boden unter ſeinen Füßen erzittern. Seine
Ritterſchaft hat ihm förmlich verweigert gegen Magdeburg
Hülfe zu leiſten, und wie berührt, man wollte wiſſen ſie richte
ihr Augenmerk auf den jüngern Bruder, Herzog Auguſt.
In den Städten und auf dem Lande in Sachſen machte die
Beweisführung der Magdeburger, daß ihre Sache Gottes

1 Ein Spruch von Hertzog Moritzen von Sachſen; der zuerſt
in Augsburg zum Vorſchein kam, von dem man aber meinte, er ſey
aus Sachſen gekommen. „Herzog Moritz von Sachſſen heiß ich, den
namen mit der that hab ich; muͤrriſch und ſtoͤrriſch bin ich: aigen-
koͤpfiſch, hochfartig, tyranniſch bleib ich.“ Etc.
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[199/0211] Allgemeine Aufregung. gung der Mannszucht unter ſeinen Leuten, die ſolche Fol- gen nach ſich ziehe, Vorwürfe gemacht haben. Genug aber, es war ſo. Als er im Mai 1551 von Augsburg nach Ty- rol gieng, fand man dort einen Anſchlag des Inhalts: die Römiſch Kaiſerliche Majeſtät begehre, man wolle die Thrä- nen, ſo wegen J. Majeſtät, ihres Sohnes und der Spa- nier Abreiſe fallen würden, fleißig ſammeln; J. Maj. be- dürfe derſelben zur Arznei und werde ſie mit indiſchem Golde theuer bezahlen. Von den deutſchen Fürſten traf ein ähnlicher Haß be- ſonders Moritz von Sachſen, der an ſeinem Vetter, an ſei- nem Schwiegervater, an der gemeinſchaftlichen Sache zum Verräther geworden ſey und ſich jetzt auch wider Magde- burg gebrauchen laſſe. In gereimten Sprüchen ward er re- dend eingeführt, mit dem Bekenntniß daß er das Evange- lium verleugnet habe. „Schwert und Rautenkranz führe ich: wie ichs gewonnen, als werds verlieren ich.“ 1 In hoch- deutſchen und plattdeutſchen Chroniken erſcheint ſein Name mit gehäſſigen Beiworten. Schon fühlte er in ſeinem eig- nen Lande den Boden unter ſeinen Füßen erzittern. Seine Ritterſchaft hat ihm förmlich verweigert gegen Magdeburg Hülfe zu leiſten, und wie berührt, man wollte wiſſen ſie richte ihr Augenmerk auf den jüngern Bruder, Herzog Auguſt. In den Städten und auf dem Lande in Sachſen machte die Beweisführung der Magdeburger, daß ihre Sache Gottes 1 Ein Spruch von Hertzog Moritzen von Sachſen; der zuerſt in Augsburg zum Vorſchein kam, von dem man aber meinte, er ſey aus Sachſen gekommen. „Herzog Moritz von Sachſſen heiß ich, den namen mit der that hab ich; muͤrriſch und ſtoͤrriſch bin ich: aigen- koͤpfiſch, hochfartig, tyranniſch bleib ich.“ Etc.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/211>, abgerufen am 21.11.2024.