Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Preußisches Interesse. sagen, wenn er den Landgrafen befreie, müsse er auch Jo-hann Friedrich loslassen. 1 Er wußte wohl, daß Ferdinand die Rückkehr dieses Fürsten nicht wünschte, der noch immer einen starken Anhang in Böhmen hatte. In dem brandenburgischen Hause hatten sich die bei- 1 Granvella an Königin Maria 13 December 1551. "pour
picquer led. Sr roy pour avoir semble a S. M. qu'il enclinoit trop a Sa dite Majeste." Ferdinand antwortete darauf: "Combien que les mots desd. lettres soient modestes comme toutefois, l'on y voit tres luyre quelque sentement, je crains que S. M. Imple ne le sente." Preußiſches Intereſſe. ſagen, wenn er den Landgrafen befreie, müſſe er auch Jo-hann Friedrich loslaſſen. 1 Er wußte wohl, daß Ferdinand die Rückkehr dieſes Fürſten nicht wünſchte, der noch immer einen ſtarken Anhang in Böhmen hatte. In dem brandenburgiſchen Hauſe hatten ſich die bei- 1 Granvella an Koͤnigin Maria 13 December 1551. „pour
picquer led. Sr roy pour avoir semblé a S. M. qu’il enclinoit trop a Sa dite Majesté.“ Ferdinand antwortete darauf: „Combien que les mots desd. lettres soient modestes comme toutefois, l’on y voit tres luyre quelque sentement, je crains que S. M. Imple ne le sente.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0215" n="203"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Preußiſches Intereſſe</hi>.</fw><lb/> ſagen, wenn er den Landgrafen befreie, müſſe er auch Jo-<lb/> hann Friedrich loslaſſen. <note place="foot" n="1">Granvella an Koͤnigin Maria 13 December 1551. <hi rendition="#aq">„pour<lb/> picquer led. S<hi rendition="#sup">r</hi> roy pour avoir semblé a S. M. qu’il enclinoit<lb/> trop a Sa dite Majesté.“</hi> Ferdinand antwortete darauf: <hi rendition="#aq">„Combien<lb/> que les mots desd. lettres soient modestes comme toutefois, l’on<lb/> y voit tres luyre quelque sentement, je crains que S. M. Imp<hi rendition="#sup">le</hi><lb/> ne le sente.“</hi></note> Er wußte wohl, daß Ferdinand<lb/> die Rückkehr dieſes Fürſten nicht wünſchte, der noch immer<lb/> einen ſtarken Anhang in Böhmen hatte.</p><lb/> <p>In dem brandenburgiſchen Hauſe hatten ſich die bei-<lb/> den thatkräftigſten Fürſten, die dem Kaiſer im ſchmalkaldiſchen<lb/> Kriege beigeſtanden, ſeitdem von ihm abgewendet: Albrecht<lb/> von Culmbach, den zuerſt die Hinrichtung Vogelsbergers ver-<lb/> droſſen, worin er eine Verletzung der hergebrachten kriegsmän-<lb/> niſchen Ehre und Freiheit erblickte, und Johann von Cüſtrin,<lb/> der ſich an dem Interim geärgert, es vom erſten Augenblick<lb/> von Herzensgrund verdammt hatte. Markgraf Johann ſah<lb/> darin die Prophezeiung Carions erfüllt, daß im J. 1548<lb/> falſche Propheten aufſtehn würden, und war entſchloſſen ihm<lb/> zu widerſtehn. Während das übrige Deutſchland ſich beugte,<lb/> hat er wohl, fortfahrend wie er angefangen, wunderthätige<lb/> Bilder zerſtört, wie das zu Göritz. Johann Friedrich ver-<lb/> ſichert in einem an Carl <hi rendition="#aq">V</hi> gerichteten Gutachten, daß zu der<lb/> Haltung des Hauſes Brandenburg auch die preußiſchen Ver-<lb/> hältniſſe beigetragen. Eben in dieſen Zeiten waren die An-<lb/> ſprüche der fränkiſchen Linie erneuert worden, und für die<lb/> Mitbelehnung des Geſammthauſes ein neuer Schritt geſche-<lb/> hen. Die polniſch-preußiſchen Stände ſahen in der Ver-<lb/> bindung mit dem Hauſe Brandenburg eine Verſicherung des<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [203/0215]
Preußiſches Intereſſe.
ſagen, wenn er den Landgrafen befreie, müſſe er auch Jo-
hann Friedrich loslaſſen. 1 Er wußte wohl, daß Ferdinand
die Rückkehr dieſes Fürſten nicht wünſchte, der noch immer
einen ſtarken Anhang in Böhmen hatte.
In dem brandenburgiſchen Hauſe hatten ſich die bei-
den thatkräftigſten Fürſten, die dem Kaiſer im ſchmalkaldiſchen
Kriege beigeſtanden, ſeitdem von ihm abgewendet: Albrecht
von Culmbach, den zuerſt die Hinrichtung Vogelsbergers ver-
droſſen, worin er eine Verletzung der hergebrachten kriegsmän-
niſchen Ehre und Freiheit erblickte, und Johann von Cüſtrin,
der ſich an dem Interim geärgert, es vom erſten Augenblick
von Herzensgrund verdammt hatte. Markgraf Johann ſah
darin die Prophezeiung Carions erfüllt, daß im J. 1548
falſche Propheten aufſtehn würden, und war entſchloſſen ihm
zu widerſtehn. Während das übrige Deutſchland ſich beugte,
hat er wohl, fortfahrend wie er angefangen, wunderthätige
Bilder zerſtört, wie das zu Göritz. Johann Friedrich ver-
ſichert in einem an Carl V gerichteten Gutachten, daß zu der
Haltung des Hauſes Brandenburg auch die preußiſchen Ver-
hältniſſe beigetragen. Eben in dieſen Zeiten waren die An-
ſprüche der fränkiſchen Linie erneuert worden, und für die
Mitbelehnung des Geſammthauſes ein neuer Schritt geſche-
hen. Die polniſch-preußiſchen Stände ſahen in der Ver-
bindung mit dem Hauſe Brandenburg eine Verſicherung des
1 Granvella an Koͤnigin Maria 13 December 1551. „pour
picquer led. Sr roy pour avoir semblé a S. M. qu’il enclinoit
trop a Sa dite Majesté.“ Ferdinand antwortete darauf: „Combien
que les mots desd. lettres soient modestes comme toutefois, l’on
y voit tres luyre quelque sentement, je crains que S. M. Imple
ne le sente.“
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