An der Spitze von 10000 Mann und von einem Theile der Bevölkerung unterstützt, nahm der Markgraf eine sehr bedeutende Stellung ein.
Mußte der Kaiser, der jetzt auch des Weges daher zog, um zur Belagerung von Metz zu schreiten, nicht vor al- len Dingen den Versuch machen sich des Widerstandes zu entledigen, den ihm ein deutsches Heer unter der Anführung eines deutschen Reichsfürsten zu leisten drohte?
Es kam ihm zu Statten, daß Albrecht, der sich zu füh- len anfieng, sich nicht lange mit den Franzosen verstand.
Albrecht versichert, man habe ihm früher versprochen, ihn zum Generalobersten aller Landsknechthaufen zu ma- chen, und ihm außer einer stattlichen Unterhaltung für die nächsten zwei Monat 200000 Kronen zu zahlen, und habe ihm dann von alle dem nichts gehalten. 1 Aus dem Brief- wechsel in den er mit dem Connetable trat, leuchtet der in- nere Widerspruch hervor, der darin liegt, daß Albrecht in Diensten von Frankreich stehn und doch die Würde eines Reichsfürsten behaupten wollte. Den Antrag den man ihm zuletzt machte, daß er mit 100000 Kronen zufrieden seyn und dafür mit seinem Haufen auf vorgeschriebenem Weg nach den Niederlanden vorrücken und diese angreifen solle, fand er unannehmbar, und wies ihn zurück.
Dagegen bot ihm nun der Kaiser nicht allein Dienste an, bei denen er als Fürst bestehn, Ehre und Geld erwer- ben konnte, sondern Carl V hatte ihm einen Preis zu bieten, dem von französischer Seite nichts an die Seite gestellt wer-
1 Auch Schärtlin versichert, der König habe "übel gehalten, was ihme Marggrafen vom Bischof zu Bajonne und mir zugesagt war." (p. 220.) Albrecht meint, es sey kein ungeschicktes Vorha- ben, mit 100000 Kr. die Niederlande zu erobern.
Albrecht in Verbindung mit dem Kaiſer.
An der Spitze von 10000 Mann und von einem Theile der Bevölkerung unterſtützt, nahm der Markgraf eine ſehr bedeutende Stellung ein.
Mußte der Kaiſer, der jetzt auch des Weges daher zog, um zur Belagerung von Metz zu ſchreiten, nicht vor al- len Dingen den Verſuch machen ſich des Widerſtandes zu entledigen, den ihm ein deutſches Heer unter der Anführung eines deutſchen Reichsfürſten zu leiſten drohte?
Es kam ihm zu Statten, daß Albrecht, der ſich zu füh- len anfieng, ſich nicht lange mit den Franzoſen verſtand.
Albrecht verſichert, man habe ihm früher verſprochen, ihn zum Generaloberſten aller Landsknechthaufen zu ma- chen, und ihm außer einer ſtattlichen Unterhaltung für die nächſten zwei Monat 200000 Kronen zu zahlen, und habe ihm dann von alle dem nichts gehalten. 1 Aus dem Brief- wechſel in den er mit dem Connetable trat, leuchtet der in- nere Widerſpruch hervor, der darin liegt, daß Albrecht in Dienſten von Frankreich ſtehn und doch die Würde eines Reichsfürſten behaupten wollte. Den Antrag den man ihm zuletzt machte, daß er mit 100000 Kronen zufrieden ſeyn und dafür mit ſeinem Haufen auf vorgeſchriebenem Weg nach den Niederlanden vorrücken und dieſe angreifen ſolle, fand er unannehmbar, und wies ihn zurück.
Dagegen bot ihm nun der Kaiſer nicht allein Dienſte an, bei denen er als Fürſt beſtehn, Ehre und Geld erwer- ben konnte, ſondern Carl V hatte ihm einen Preis zu bieten, dem von franzöſiſcher Seite nichts an die Seite geſtellt wer-
1 Auch Schaͤrtlin verſichert, der Koͤnig habe „uͤbel gehalten, was ihme Marggrafen vom Biſchof zu Bajonne und mir zugeſagt war.“ (p. 220.) Albrecht meint, es ſey kein ungeſchicktes Vorha- ben, mit 100000 Kr. die Niederlande zu erobern.
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Albrecht in Verbindung mit dem Kaiſer.
An der Spitze von 10000 Mann und von einem Theile
der Bevölkerung unterſtützt, nahm der Markgraf eine ſehr
bedeutende Stellung ein.
Mußte der Kaiſer, der jetzt auch des Weges daher zog,
um zur Belagerung von Metz zu ſchreiten, nicht vor al-
len Dingen den Verſuch machen ſich des Widerſtandes zu
entledigen, den ihm ein deutſches Heer unter der Anführung
eines deutſchen Reichsfürſten zu leiſten drohte?
Es kam ihm zu Statten, daß Albrecht, der ſich zu füh-
len anfieng, ſich nicht lange mit den Franzoſen verſtand.
Albrecht verſichert, man habe ihm früher verſprochen,
ihn zum Generaloberſten aller Landsknechthaufen zu ma-
chen, und ihm außer einer ſtattlichen Unterhaltung für die
nächſten zwei Monat 200000 Kronen zu zahlen, und habe
ihm dann von alle dem nichts gehalten. 1 Aus dem Brief-
wechſel in den er mit dem Connetable trat, leuchtet der in-
nere Widerſpruch hervor, der darin liegt, daß Albrecht in
Dienſten von Frankreich ſtehn und doch die Würde eines
Reichsfürſten behaupten wollte. Den Antrag den man ihm
zuletzt machte, daß er mit 100000 Kronen zufrieden ſeyn
und dafür mit ſeinem Haufen auf vorgeſchriebenem Weg
nach den Niederlanden vorrücken und dieſe angreifen ſolle,
fand er unannehmbar, und wies ihn zurück.
Dagegen bot ihm nun der Kaiſer nicht allein Dienſte
an, bei denen er als Fürſt beſtehn, Ehre und Geld erwer-
ben konnte, ſondern Carl V hatte ihm einen Preis zu bieten,
dem von franzöſiſcher Seite nichts an die Seite geſtellt wer-
1 Auch Schaͤrtlin verſichert, der Koͤnig habe „uͤbel gehalten,
was ihme Marggrafen vom Biſchof zu Bajonne und mir zugeſagt
war.“ (p. 220.) Albrecht meint, es ſey kein ungeſchicktes Vorha-
ben, mit 100000 Kr. die Niederlande zu erobern.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/315>, abgerufen am 25.11.2024.
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