Hierauf wandte er sich gegen Nürnberg, das sich mit den beiden Nachbarn, deren Unglück es getheilt, auch zum Widerstand vereinigte: einige hundert schlesische Reiter, die auf weitem Umweg durch Böhmen und das Eichstädtische der Stadt zu Hülfe heranzogen, jagte er erst aus einander und nahm sie dann großentheils in seine Dienste; darauf fand er auch hier keinen Widerstand: Laufen und Altdorf wurden gebrandschatzt und nachher doch noch in Brand ge- steckt; fast alle Schlösser, kleinen Städte, Dörfer und Klö- ster des würzburgischen wie des nürnbergischen Gebietes ge- riethen im Laufe des Mai in seine Hand. Auch Schwein- furt, obgleich eine Reichsstadt, trug er kein Bedenken zu be- setzen, als er fürchten mußte, daß es vielleicht sonst in die Hände neuer von Niedersachsen her drohender Gegner ge- rathen würde.
Wenn die oberdeutschen Fürsten sich neutral hielten, so gab es doch einige andre im Reich, die nicht gemeint waren ihn so ohne Widerstand um sich greifen zu lassen.
Der vornehmste war sein alter Kriegscamerad und Bun- desgenosse Moritz.
In seinem Herzen überzeugt, daß der Kaiser ihm nie ver- geben, vielmehr die erste Gelegenheit ergreifen werde um ihn anzufallen und zu verderben, sah Moritz in der Verbindung desselben mit dem Markgrafen vom ersten Augenblick an Gefahr für sich selber. Ohnehin grollte Albrecht wegen des Passauer Vertrags, der mit jener ihm ursprünglich gegebe- nen Zusage in Widerspruch stand, und machte seinem Un- willen nicht selten in drohenden Reden Luft, die dann von dienstbeflissenen Leuten dem Churfürsten hinterbracht wurden,
Fehde in Franken.
Hierauf wandte er ſich gegen Nürnberg, das ſich mit den beiden Nachbarn, deren Unglück es getheilt, auch zum Widerſtand vereinigte: einige hundert ſchleſiſche Reiter, die auf weitem Umweg durch Böhmen und das Eichſtädtiſche der Stadt zu Hülfe heranzogen, jagte er erſt aus einander und nahm ſie dann großentheils in ſeine Dienſte; darauf fand er auch hier keinen Widerſtand: Laufen und Altdorf wurden gebrandſchatzt und nachher doch noch in Brand ge- ſteckt; faſt alle Schlöſſer, kleinen Städte, Dörfer und Klö- ſter des würzburgiſchen wie des nürnbergiſchen Gebietes ge- riethen im Laufe des Mai in ſeine Hand. Auch Schwein- furt, obgleich eine Reichsſtadt, trug er kein Bedenken zu be- ſetzen, als er fürchten mußte, daß es vielleicht ſonſt in die Hände neuer von Niederſachſen her drohender Gegner ge- rathen würde.
Wenn die oberdeutſchen Fürſten ſich neutral hielten, ſo gab es doch einige andre im Reich, die nicht gemeint waren ihn ſo ohne Widerſtand um ſich greifen zu laſſen.
Der vornehmſte war ſein alter Kriegscamerad und Bun- desgenoſſe Moritz.
In ſeinem Herzen überzeugt, daß der Kaiſer ihm nie ver- geben, vielmehr die erſte Gelegenheit ergreifen werde um ihn anzufallen und zu verderben, ſah Moritz in der Verbindung deſſelben mit dem Markgrafen vom erſten Augenblick an Gefahr für ſich ſelber. Ohnehin grollte Albrecht wegen des Paſſauer Vertrags, der mit jener ihm urſprünglich gegebe- nen Zuſage in Widerſpruch ſtand, und machte ſeinem Un- willen nicht ſelten in drohenden Reden Luft, die dann von dienſtbefliſſenen Leuten dem Churfürſten hinterbracht wurden,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0323"n="311"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Fehde in Franken</hi>.</fw><lb/><p>Hierauf wandte er ſich gegen Nürnberg, das ſich mit<lb/>
den beiden Nachbarn, deren Unglück es getheilt, auch zum<lb/>
Widerſtand vereinigte: einige hundert ſchleſiſche Reiter, die<lb/>
auf weitem Umweg durch Böhmen und das Eichſtädtiſche<lb/>
der Stadt zu Hülfe heranzogen, jagte er erſt aus einander<lb/>
und nahm ſie dann großentheils in ſeine Dienſte; darauf<lb/>
fand er auch hier keinen Widerſtand: Laufen und Altdorf<lb/>
wurden gebrandſchatzt und nachher doch noch in Brand ge-<lb/>ſteckt; faſt alle Schlöſſer, kleinen Städte, Dörfer und Klö-<lb/>ſter des würzburgiſchen wie des nürnbergiſchen Gebietes ge-<lb/>
riethen im Laufe des Mai in ſeine Hand. Auch Schwein-<lb/>
furt, obgleich eine Reichsſtadt, trug er kein Bedenken zu be-<lb/>ſetzen, als er fürchten mußte, daß es vielleicht ſonſt in die<lb/>
Hände neuer von Niederſachſen her drohender Gegner ge-<lb/>
rathen würde.</p><lb/><p>Wenn die oberdeutſchen Fürſten ſich neutral hielten, ſo<lb/>
gab es doch einige andre im Reich, die nicht gemeint waren<lb/>
ihn ſo ohne Widerſtand um ſich greifen zu laſſen.</p><lb/><p>Der vornehmſte war ſein alter Kriegscamerad und Bun-<lb/>
desgenoſſe Moritz.</p><lb/><p>In ſeinem Herzen überzeugt, daß der Kaiſer ihm nie ver-<lb/>
geben, vielmehr die erſte Gelegenheit ergreifen werde um ihn<lb/>
anzufallen und zu verderben, ſah Moritz in der Verbindung<lb/>
deſſelben mit dem Markgrafen vom erſten Augenblick an<lb/>
Gefahr für ſich ſelber. Ohnehin grollte Albrecht wegen des<lb/>
Paſſauer Vertrags, der mit jener ihm urſprünglich gegebe-<lb/>
nen Zuſage in Widerſpruch ſtand, und machte ſeinem Un-<lb/>
willen nicht ſelten in drohenden Reden Luft, die dann von<lb/>
dienſtbefliſſenen Leuten dem Churfürſten hinterbracht wurden,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[311/0323]
Fehde in Franken.
Hierauf wandte er ſich gegen Nürnberg, das ſich mit
den beiden Nachbarn, deren Unglück es getheilt, auch zum
Widerſtand vereinigte: einige hundert ſchleſiſche Reiter, die
auf weitem Umweg durch Böhmen und das Eichſtädtiſche
der Stadt zu Hülfe heranzogen, jagte er erſt aus einander
und nahm ſie dann großentheils in ſeine Dienſte; darauf
fand er auch hier keinen Widerſtand: Laufen und Altdorf
wurden gebrandſchatzt und nachher doch noch in Brand ge-
ſteckt; faſt alle Schlöſſer, kleinen Städte, Dörfer und Klö-
ſter des würzburgiſchen wie des nürnbergiſchen Gebietes ge-
riethen im Laufe des Mai in ſeine Hand. Auch Schwein-
furt, obgleich eine Reichsſtadt, trug er kein Bedenken zu be-
ſetzen, als er fürchten mußte, daß es vielleicht ſonſt in die
Hände neuer von Niederſachſen her drohender Gegner ge-
rathen würde.
Wenn die oberdeutſchen Fürſten ſich neutral hielten, ſo
gab es doch einige andre im Reich, die nicht gemeint waren
ihn ſo ohne Widerſtand um ſich greifen zu laſſen.
Der vornehmſte war ſein alter Kriegscamerad und Bun-
desgenoſſe Moritz.
In ſeinem Herzen überzeugt, daß der Kaiſer ihm nie ver-
geben, vielmehr die erſte Gelegenheit ergreifen werde um ihn
anzufallen und zu verderben, ſah Moritz in der Verbindung
deſſelben mit dem Markgrafen vom erſten Augenblick an
Gefahr für ſich ſelber. Ohnehin grollte Albrecht wegen des
Paſſauer Vertrags, der mit jener ihm urſprünglich gegebe-
nen Zuſage in Widerſpruch ſtand, und machte ſeinem Un-
willen nicht ſelten in drohenden Reden Luft, die dann von
dienſtbefliſſenen Leuten dem Churfürſten hinterbracht wurden,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/323>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.