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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Markgraf Albrecht von Brandenburg.
Ehe mit dem Grafen Poppo von Henneberg vermählt und
in Schleusingen wohnhaft, selber von Herzog Heinrich in
ihrem Witthum beeinträchtigt, vermittelte ein gutes Verneh-
men zwischen Albrecht und ihrem Sohn.

Sich wohl vorsehend, das Gebiet des mächtigen Mo-
ritz nicht zu berühren, nahm Albrecht seinen Weg am Ge-
birg über Arnstadt, Mansfeld, Halberstadt; bei Braunschweig
stießen 1000 Reiter Erichs zu ihm; in Hannover hatte er
mit diesem selbst die erste Zusammenkunft. Sie verständig-
ten sich vollkommen. Mit vereinten Kräften und mit Hülfe
der Städte brachten sie ein Heer zusammen, mit dem sie un-
verzüglich, an Statt Herzog Heinrichs, Herrn im Felde wur-
den und Jedermann in Schrecken setzten. Die nöthigen
Geldmittel wußten sie sich auf ihre Weise zu verschaffen.
Das Capitel von Halberstadt hatte dem Markgrafen bei sei-
nem Durchzug eine ansehnliche Summe zahlen müssen; in
Minden erbeutete er 50000 Thaler Brandschatzungsgelder,
welche für Herzog Heinrich aufgebracht waren.

Auch politisch und religiös nahm der stürmische Kriegs-
mann da noch einmal eine sehr merkwürdige Stellung ein.

Während früher die Charactere nahmhafter Deutschen
sich eigentlich nur durch das Maaß von Thatkraft und Ener-
gie, oder von Treue und Hingebung, das ihnen beiwohnte,
unterschieden, wurden sie in unserer Epoche dadurch gebil-
det, daß ein Jeder in religiöser Hinsicht eine Partei zu er-
greifen, sich selbst zu bestimmen hatte. Ganz andre Elemente
der Überzeugung, geschärft durch die Gegensätze auf die sie
stießen, drangen dadurch in das persönliche Leben ein. Und
dazu kam dann für die Evangelisch-gläubigen, da der Kai-

Markgraf Albrecht von Brandenburg.
Ehe mit dem Grafen Poppo von Henneberg vermählt und
in Schleuſingen wohnhaft, ſelber von Herzog Heinrich in
ihrem Witthum beeinträchtigt, vermittelte ein gutes Verneh-
men zwiſchen Albrecht und ihrem Sohn.

Sich wohl vorſehend, das Gebiet des mächtigen Mo-
ritz nicht zu berühren, nahm Albrecht ſeinen Weg am Ge-
birg über Arnſtadt, Mansfeld, Halberſtadt; bei Braunſchweig
ſtießen 1000 Reiter Erichs zu ihm; in Hannover hatte er
mit dieſem ſelbſt die erſte Zuſammenkunft. Sie verſtändig-
ten ſich vollkommen. Mit vereinten Kräften und mit Hülfe
der Städte brachten ſie ein Heer zuſammen, mit dem ſie un-
verzüglich, an Statt Herzog Heinrichs, Herrn im Felde wur-
den und Jedermann in Schrecken ſetzten. Die nöthigen
Geldmittel wußten ſie ſich auf ihre Weiſe zu verſchaffen.
Das Capitel von Halberſtadt hatte dem Markgrafen bei ſei-
nem Durchzug eine anſehnliche Summe zahlen müſſen; in
Minden erbeutete er 50000 Thaler Brandſchatzungsgelder,
welche für Herzog Heinrich aufgebracht waren.

Auch politiſch und religiös nahm der ſtürmiſche Kriegs-
mann da noch einmal eine ſehr merkwürdige Stellung ein.

Während früher die Charactere nahmhafter Deutſchen
ſich eigentlich nur durch das Maaß von Thatkraft und Ener-
gie, oder von Treue und Hingebung, das ihnen beiwohnte,
unterſchieden, wurden ſie in unſerer Epoche dadurch gebil-
det, daß ein Jeder in religiöſer Hinſicht eine Partei zu er-
greifen, ſich ſelbſt zu beſtimmen hatte. Ganz andre Elemente
der Überzeugung, geſchärft durch die Gegenſätze auf die ſie
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dazu kam dann für die Evangeliſch-gläubigen, da der Kai-

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[315/0327] Markgraf Albrecht von Brandenburg. Ehe mit dem Grafen Poppo von Henneberg vermählt und in Schleuſingen wohnhaft, ſelber von Herzog Heinrich in ihrem Witthum beeinträchtigt, vermittelte ein gutes Verneh- men zwiſchen Albrecht und ihrem Sohn. Sich wohl vorſehend, das Gebiet des mächtigen Mo- ritz nicht zu berühren, nahm Albrecht ſeinen Weg am Ge- birg über Arnſtadt, Mansfeld, Halberſtadt; bei Braunſchweig ſtießen 1000 Reiter Erichs zu ihm; in Hannover hatte er mit dieſem ſelbſt die erſte Zuſammenkunft. Sie verſtändig- ten ſich vollkommen. Mit vereinten Kräften und mit Hülfe der Städte brachten ſie ein Heer zuſammen, mit dem ſie un- verzüglich, an Statt Herzog Heinrichs, Herrn im Felde wur- den und Jedermann in Schrecken ſetzten. Die nöthigen Geldmittel wußten ſie ſich auf ihre Weiſe zu verſchaffen. Das Capitel von Halberſtadt hatte dem Markgrafen bei ſei- nem Durchzug eine anſehnliche Summe zahlen müſſen; in Minden erbeutete er 50000 Thaler Brandſchatzungsgelder, welche für Herzog Heinrich aufgebracht waren. Auch politiſch und religiös nahm der ſtürmiſche Kriegs- mann da noch einmal eine ſehr merkwürdige Stellung ein. Während früher die Charactere nahmhafter Deutſchen ſich eigentlich nur durch das Maaß von Thatkraft und Ener- gie, oder von Treue und Hingebung, das ihnen beiwohnte, unterſchieden, wurden ſie in unſerer Epoche dadurch gebil- det, daß ein Jeder in religiöſer Hinſicht eine Partei zu er- greifen, ſich ſelbſt zu beſtimmen hatte. Ganz andre Elemente der Überzeugung, geſchärft durch die Gegenſätze auf die ſie ſtießen, drangen dadurch in das perſönliche Leben ein. Und dazu kam dann für die Evangeliſch-gläubigen, da der Kai-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/327>, abgerufen am 22.11.2024.