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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Zehntes Buch. Siebentes Capitel.
lein in Deutschland die Gemüther vereinigt, sondern sie drang
auch in der Schweiz vor. In Bern und den von dieser
mächtigsten Stadt der Eidgenossenschaft abhängigen Land-
schaften gewannen die lutherischen Ansichten zwischen 1540
und 1546, unter dem Vortritt Simon Sulzers, unbezwei-
felt die Oberhand. Calvin, der nach Genf zurückgekommen
war, und dort seine große Laufbahn begann, ward noch als
ein Gegner Zwinglis betrachtet. Recht im Gegensatz mit
den Zürchern, welche durch die Behauptung der substanziellen
Gegenwart hauptsächlich verhindert waren sich der Concordie
anzuschließen, 1 bekannte er einst in seiner Confession über
die Eucharistie, welche auch von Butzer unterschrieben wor-
den, die Mittheilung der Substanz des Leibes und Blutes
unsers Herrn. 2 Die räumliche Gegenwart nahm er wohl
nicht an, aber er tadelt die Schweizer daß sie in Bekäm-
pfung derselben zu weit gegangen, und fast aus der Acht
gelassen, wie mit dem Zeichen auch die Wahrheit vereinigt
sey. 3 Wir finden ihn im Jahr 1540 unter den deutschen
Theologen welche die Religionsgespräche besuchen; zu Genf
fuhr er fort diese Meinungen zu bekennen.

Sehr auffallend, wie das Unglück des schmalkaldischen
Bundes im Gebiete der Eidgenossenschaft sogar auf die rein
geistlichen Angelegenheiten zurückwirkte.

Woher es auch rühren mag, wahrscheinlich doch aus

1 Ruchat Histoire de la reformation de Suisse V, 552.
2 "ita ut nos ille (spiritus sanctus) carnis et sanguinis
domini substantia vere ad immortalitatem pascat."
Worte der
confessio fidei quam obtulerunt Farellus, Calvinus, Viretus, cui
subscripserunt Bucerus et Capito.
3 De coena domini, Opera VIII, p. 10. non cogitarunt, ita
signa esse ut veritas cum eis conjuncta sit.

Zehntes Buch. Siebentes Capitel.
lein in Deutſchland die Gemüther vereinigt, ſondern ſie drang
auch in der Schweiz vor. In Bern und den von dieſer
mächtigſten Stadt der Eidgenoſſenſchaft abhängigen Land-
ſchaften gewannen die lutheriſchen Anſichten zwiſchen 1540
und 1546, unter dem Vortritt Simon Sulzers, unbezwei-
felt die Oberhand. Calvin, der nach Genf zurückgekommen
war, und dort ſeine große Laufbahn begann, ward noch als
ein Gegner Zwinglis betrachtet. Recht im Gegenſatz mit
den Zürchern, welche durch die Behauptung der ſubſtanziellen
Gegenwart hauptſächlich verhindert waren ſich der Concordie
anzuſchließen, 1 bekannte er einſt in ſeiner Confeſſion über
die Euchariſtie, welche auch von Butzer unterſchrieben wor-
den, die Mittheilung der Subſtanz des Leibes und Blutes
unſers Herrn. 2 Die räumliche Gegenwart nahm er wohl
nicht an, aber er tadelt die Schweizer daß ſie in Bekäm-
pfung derſelben zu weit gegangen, und faſt aus der Acht
gelaſſen, wie mit dem Zeichen auch die Wahrheit vereinigt
ſey. 3 Wir finden ihn im Jahr 1540 unter den deutſchen
Theologen welche die Religionsgeſpräche beſuchen; zu Genf
fuhr er fort dieſe Meinungen zu bekennen.

Sehr auffallend, wie das Unglück des ſchmalkaldiſchen
Bundes im Gebiete der Eidgenoſſenſchaft ſogar auf die rein
geiſtlichen Angelegenheiten zurückwirkte.

Woher es auch rühren mag, wahrſcheinlich doch aus

1 Ruchat Histoire de la reformation de Suisse V, 552.
2 „ita ut nos ille (spiritus sanctus) carnis et sanguinis
domini substantia vere ad immortalitatem pascat.“
Worte der
confessio fidei quam obtulerunt Farellus, Calvinus, Viretus, cui
subscripserunt Bucerus et Capito.
3 De coena domini, Opera VIII, p. 10. non cogitarunt, ita
signa esse ut veritas cum eis conjuncta sit.
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[452/0464] Zehntes Buch. Siebentes Capitel. lein in Deutſchland die Gemüther vereinigt, ſondern ſie drang auch in der Schweiz vor. In Bern und den von dieſer mächtigſten Stadt der Eidgenoſſenſchaft abhängigen Land- ſchaften gewannen die lutheriſchen Anſichten zwiſchen 1540 und 1546, unter dem Vortritt Simon Sulzers, unbezwei- felt die Oberhand. Calvin, der nach Genf zurückgekommen war, und dort ſeine große Laufbahn begann, ward noch als ein Gegner Zwinglis betrachtet. Recht im Gegenſatz mit den Zürchern, welche durch die Behauptung der ſubſtanziellen Gegenwart hauptſächlich verhindert waren ſich der Concordie anzuſchließen, 1 bekannte er einſt in ſeiner Confeſſion über die Euchariſtie, welche auch von Butzer unterſchrieben wor- den, die Mittheilung der Subſtanz des Leibes und Blutes unſers Herrn. 2 Die räumliche Gegenwart nahm er wohl nicht an, aber er tadelt die Schweizer daß ſie in Bekäm- pfung derſelben zu weit gegangen, und faſt aus der Acht gelaſſen, wie mit dem Zeichen auch die Wahrheit vereinigt ſey. 3 Wir finden ihn im Jahr 1540 unter den deutſchen Theologen welche die Religionsgeſpräche beſuchen; zu Genf fuhr er fort dieſe Meinungen zu bekennen. Sehr auffallend, wie das Unglück des ſchmalkaldiſchen Bundes im Gebiete der Eidgenoſſenſchaft ſogar auf die rein geiſtlichen Angelegenheiten zurückwirkte. Woher es auch rühren mag, wahrſcheinlich doch aus 1 Ruchat Histoire de la reformation de Suisse V, 552. 2 „ita ut nos ille (spiritus sanctus) carnis et sanguinis domini substantia vere ad immortalitatem pascat.“ Worte der confessio fidei quam obtulerunt Farellus, Calvinus, Viretus, cui subscripserunt Bucerus et Capito. 3 De coena domini, Opera VIII, p. 10. non cogitarunt, ita signa esse ut veritas cum eis conjuncta sit.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/464>, abgerufen am 22.11.2024.