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Reeves, William Pember: Das politische Wahlrecht der Frauen in Australien. Übers. v. Romulus Grazer [i. e. Romulus Katscher]. Leipzig, 1904 (= Sozialer Fortschritt, Bd. 15/16).

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stimmen zu dürfen, wenn ihre Wohnungen über drei engl. Meilen von einer
Wahlbude entfernt oder wenn sie durch ihren Gesundheitszustand am per-
sönlichen Erscheinen verhindert wären. Die Wahlrechtpartei nahm lieber die
beiden unverlangten Begünstigungen an, um nur nicht die Früchte ihres
Sieges aufzugeben, und der Konflikt endete damit, dass den Frauen die
politischen Rechte in ihrer vollständigsten Gestaltung eingeräumt wurden.

Die Bill wurde am 18. Dezember 1894 morgens angenommen. Sie war
jedoch der Genehmigung Ihrer Majestät vorbehalten und musste zu diesem
Behufe nach England übersendet werden. Die Genehmigung wurde in
Adelaide durch eine Kabelbotschaft am 9. Februar 1895 verkündet, die Zu-
stimmungsurkunde traf aber erst am 17. März ein. Es lag jedoch kein
Grund zur Eile oder Besorgnis vor, wie dies in Neuseeland der Fall gewesen,
denn die allgemeinen Wahlen sollten erst am 25. April 1896 stattfinden. Es
blieb daher Zeit genug für die Anlegung der Wählerlisten und diese Arbeit
wurde so gründlich durchgeführt, dass von kaum mehr als 80000 Frauen des
Staates nahezu drei Viertel unverzüglich eingetragen wurden. Der Wahlakt
selbst ging in derselben gemütlichen, geordneten Weise vor sich und bot fast
die gleichen Szenen, wie sie sich siebzehn Monate vorher in Neuseeland ab-
gespielt hatten. Das Resultat vermehrte nicht - wie in der Inselkolonie -
die Majorität der Progressisten, verminderte sie aber auch nicht merklich.
Weder bei dieser Wahl, noch drei Jahre später - 1899 - machten die
Frauen besonderen Gebrauch von dem Rechte der schriftlichen Abstimmung,
wie man geglaubt hatte. Die folgenden Ziffern zeigen das Verhältnis der
beiden Geschlechter, die bei den zwei allgemeinen Wahlen in den Listen ein-
getragen waren und abgestimmt hatten.

All-
gemeine
Wahl
Registrierte WählerAbgestimmt haben
MännerFrauenGesamtsummeMännerFrauenInsgesamt
18967797259044137781516683935593348
18998369868695152393549723843893410

Aus diesen Ziffern ist ersichtlich, dass im ersten Jahre das Verhältnis
der Abstimmenden bei 137781 eingetragenen Wählern 66:30 % erreichte
und dass die Frauen von ihrem Rechte ausgedehnten Gebrauch machten.
1899 war das Verhältnis bei beiden Geschlechtern ein niedrigeres, doch war
der Niedergang bei den Frauen ein beträchtlicherer als bei den Männern.
Aber selbst damals erreichte die Anzahl der von Frauen abgegebenen Stimmen
eine bedeutende Höhe, indem sie weit mehr als die Hälfte der Eintragungen
ergab. Bei keiner der beiden Wahlen war eine Frau als Parlaments-
kandidatin aufgetreten. Immerhin wurde Miss Spence annimiert, Südaustralien
in der Bundesversammlung von 1897 zu vertreten und sie erhielt bei der im
März desselben Jahres stattgehabten Wahl 7000 Stimmen - eine Ziffer,
welche einer sehr beachtenswerten Minorität entspricht.

Die Annahme des Frauenwahlrechtes im Parlamente von Westaustralien
im Juli 1899 war eine unerwartete und die Umstände, unter welchen sie er-
folgte, einigermassen sonderbar. Die Bevölkerungsstatistik Westaustraliens
wies ein seltsames Verhältnis der beiden Geschlechter auf. Die Flut der

stimmen zu dürfen, wenn ihre Wohnungen über drei engl. Meilen von einer
Wahlbude entfernt oder wenn sie durch ihren Gesundheitszustand am per-
sönlichen Erscheinen verhindert wären. Die Wahlrechtpartei nahm lieber die
beiden unverlangten Begünstigungen an, um nur nicht die Früchte ihres
Sieges aufzugeben, und der Konflikt endete damit, dass den Frauen die
politischen Rechte in ihrer vollständigsten Gestaltung eingeräumt wurden.

Die Bill wurde am 18. Dezember 1894 morgens angenommen. Sie war
jedoch der Genehmigung Ihrer Majestät vorbehalten und musste zu diesem
Behufe nach England übersendet werden. Die Genehmigung wurde in
Adelaide durch eine Kabelbotschaft am 9. Februar 1895 verkündet, die Zu-
stimmungsurkunde traf aber erst am 17. März ein. Es lag jedoch kein
Grund zur Eile oder Besorgnis vor, wie dies in Neuseeland der Fall gewesen,
denn die allgemeinen Wahlen sollten erst am 25. April 1896 stattfinden. Es
blieb daher Zeit genug für die Anlegung der Wählerlisten und diese Arbeit
wurde so gründlich durchgeführt, dass von kaum mehr als 80000 Frauen des
Staates nahezu drei Viertel unverzüglich eingetragen wurden. Der Wahlakt
selbst ging in derselben gemütlichen, geordneten Weise vor sich und bot fast
die gleichen Szenen, wie sie sich siebzehn Monate vorher in Neuseeland ab-
gespielt hatten. Das Resultat vermehrte nicht – wie in der Inselkolonie –
die Majorität der Progressisten, verminderte sie aber auch nicht merklich.
Weder bei dieser Wahl, noch drei Jahre später – 1899 – machten die
Frauen besonderen Gebrauch von dem Rechte der schriftlichen Abstimmung,
wie man geglaubt hatte. Die folgenden Ziffern zeigen das Verhältnis der
beiden Geschlechter, die bei den zwei allgemeinen Wahlen in den Listen ein-
getragen waren und abgestimmt hatten.

All-
gemeine
Wahl
Registrierte WählerAbgestimmt haben
MännerFrauenGesamtsummeMännerFrauenInsgesamt
18967797259044137781516683935593348
18998369868695152393549723843893410

Aus diesen Ziffern ist ersichtlich, dass im ersten Jahre das Verhältnis
der Abstimmenden bei 137781 eingetragenen Wählern 66:30 % erreichte
und dass die Frauen von ihrem Rechte ausgedehnten Gebrauch machten.
1899 war das Verhältnis bei beiden Geschlechtern ein niedrigeres, doch war
der Niedergang bei den Frauen ein beträchtlicherer als bei den Männern.
Aber selbst damals erreichte die Anzahl der von Frauen abgegebenen Stimmen
eine bedeutende Höhe, indem sie weit mehr als die Hälfte der Eintragungen
ergab. Bei keiner der beiden Wahlen war eine Frau als Parlaments-
kandidatin aufgetreten. Immerhin wurde Miss Spence annimiert, Südaustralien
in der Bundesversammlung von 1897 zu vertreten und sie erhielt bei der im
März desselben Jahres stattgehabten Wahl 7000 Stimmen – eine Ziffer,
welche einer sehr beachtenswerten Minorität entspricht.

Die Annahme des Frauenwahlrechtes im Parlamente von Westaustralien
im Juli 1899 war eine unerwartete und die Umstände, unter welchen sie er-
folgte, einigermassen sonderbar. Die Bevölkerungsstatistik Westaustraliens
wies ein seltsames Verhältnis der beiden Geschlechter auf. Die Flut der

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[21/0023] stimmen zu dürfen, wenn ihre Wohnungen über drei engl. Meilen von einer Wahlbude entfernt oder wenn sie durch ihren Gesundheitszustand am per- sönlichen Erscheinen verhindert wären. Die Wahlrechtpartei nahm lieber die beiden unverlangten Begünstigungen an, um nur nicht die Früchte ihres Sieges aufzugeben, und der Konflikt endete damit, dass den Frauen die politischen Rechte in ihrer vollständigsten Gestaltung eingeräumt wurden. Die Bill wurde am 18. Dezember 1894 morgens angenommen. Sie war jedoch der Genehmigung Ihrer Majestät vorbehalten und musste zu diesem Behufe nach England übersendet werden. Die Genehmigung wurde in Adelaide durch eine Kabelbotschaft am 9. Februar 1895 verkündet, die Zu- stimmungsurkunde traf aber erst am 17. März ein. Es lag jedoch kein Grund zur Eile oder Besorgnis vor, wie dies in Neuseeland der Fall gewesen, denn die allgemeinen Wahlen sollten erst am 25. April 1896 stattfinden. Es blieb daher Zeit genug für die Anlegung der Wählerlisten und diese Arbeit wurde so gründlich durchgeführt, dass von kaum mehr als 80000 Frauen des Staates nahezu drei Viertel unverzüglich eingetragen wurden. Der Wahlakt selbst ging in derselben gemütlichen, geordneten Weise vor sich und bot fast die gleichen Szenen, wie sie sich siebzehn Monate vorher in Neuseeland ab- gespielt hatten. Das Resultat vermehrte nicht – wie in der Inselkolonie – die Majorität der Progressisten, verminderte sie aber auch nicht merklich. Weder bei dieser Wahl, noch drei Jahre später – 1899 – machten die Frauen besonderen Gebrauch von dem Rechte der schriftlichen Abstimmung, wie man geglaubt hatte. Die folgenden Ziffern zeigen das Verhältnis der beiden Geschlechter, die bei den zwei allgemeinen Wahlen in den Listen ein- getragen waren und abgestimmt hatten. All- gemeine Wahl Registrierte Wähler Abgestimmt haben Männer Frauen Gesamtsumme Männer Frauen Insgesamt 1896 77972 59044 137781 51668 39355 93348 1899 83698 68695 152393 54972 38438 93410 Aus diesen Ziffern ist ersichtlich, dass im ersten Jahre das Verhältnis der Abstimmenden bei 137781 eingetragenen Wählern 66:30 % erreichte und dass die Frauen von ihrem Rechte ausgedehnten Gebrauch machten. 1899 war das Verhältnis bei beiden Geschlechtern ein niedrigeres, doch war der Niedergang bei den Frauen ein beträchtlicherer als bei den Männern. Aber selbst damals erreichte die Anzahl der von Frauen abgegebenen Stimmen eine bedeutende Höhe, indem sie weit mehr als die Hälfte der Eintragungen ergab. Bei keiner der beiden Wahlen war eine Frau als Parlaments- kandidatin aufgetreten. Immerhin wurde Miss Spence annimiert, Südaustralien in der Bundesversammlung von 1897 zu vertreten und sie erhielt bei der im März desselben Jahres stattgehabten Wahl 7000 Stimmen – eine Ziffer, welche einer sehr beachtenswerten Minorität entspricht. Die Annahme des Frauenwahlrechtes im Parlamente von Westaustralien im Juli 1899 war eine unerwartete und die Umstände, unter welchen sie er- folgte, einigermassen sonderbar. Die Bevölkerungsstatistik Westaustraliens wies ein seltsames Verhältnis der beiden Geschlechter auf. Die Flut der  

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Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-12-06T12:34:34Z)

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Zitationshilfe: Reeves, William Pember: Das politische Wahlrecht der Frauen in Australien. Übers. v. Romulus Grazer [i. e. Romulus Katscher]. Leipzig, 1904 (= Sozialer Fortschritt, Bd. 15/16), S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reeves_wahlrecht_1904/23>, abgerufen am 21.11.2024.