Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

7. Cap. Von Wurzel-Gewächsen.
lässet, so komt man um die bunte Art, daß mancher
nicht weis, wie dieses zugehet. So bald als
der Same, welches etwa im halben September
geschiehet, reif wird, mus man ihn zeitig, ehe ihn
die Vögel wegfressen, mit den Stengeln abschnei-
den, und auf einen lüftigen Ort stellen, damit er dür-
re werden kan. Nach weniger Zeit kan man sol-
chen mit einem Prügel ausklopfen und reinigen
lassen.

Jch pflege alle Jahre zur Herbstzeit ein al-
tes Weinfas zu nehmen, und solches von unten
an bis oben hinaus, rings herum in einer Linie,
vol Löcher, einen halben Zol gros, bohren zu las-
sen, doch müssen auch die Löcher unten an dem
Boden nicht vergessen werden, damit das über-
flüßige Wasser dadurch absickern kan. Jn dieses
Faß wird unten auf den Boden Sand geschüttet
bis an die erste Reihe der Löcher, hernach leget
man die Wurzeln in das Fas, so, daß die Herzen
in die gebohrten Löcher kommen. Auf diese Wur-
zeln wird hernach Sand geschüttet bis an die an-
dere Reihe der Löcher, alsdenn leget man aber-
mal, wie jetzo gemeldet worden, Wurzeln hinein,
schüttet wieder Sand darauf, und fähret also damit
fort, bis das Faß ganz vol ist. Hierauf wer-
den sie oben in dem Fasse etwas stark doch ge-
mächlich gegossen. Man wird in kurzer Zeit,
nicht allein wegen der schönen Farben, und be-
sondern Nutzen der Blätter, sondern auch um des
artigen Ansehens willen, seine Freude darüber ha-
ben, indem man beständig den Winter über die

auf-

7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.
laͤſſet, ſo komt man um die bunte Art, daß mancher
nicht weis, wie dieſes zugehet. So bald als
der Same, welches etwa im halben September
geſchiehet, reif wird, mus man ihn zeitig, ehe ihn
die Voͤgel wegfreſſen, mit den Stengeln abſchnei-
den, und auf einen luͤftigen Ort ſtellen, damit er duͤr-
re werden kan. Nach weniger Zeit kan man ſol-
chen mit einem Pruͤgel ausklopfen und reinigen
laſſen.

Jch pflege alle Jahre zur Herbſtzeit ein al-
tes Weinfas zu nehmen, und ſolches von unten
an bis oben hinaus, rings herum in einer Linie,
vol Loͤcher, einen halben Zol gros, bohren zu laſ-
ſen, doch muͤſſen auch die Loͤcher unten an dem
Boden nicht vergeſſen werden, damit das uͤber-
fluͤßige Waſſer dadurch abſickern kan. Jn dieſes
Faß wird unten auf den Boden Sand geſchuͤttet
bis an die erſte Reihe der Loͤcher, hernach leget
man die Wurzeln in das Fas, ſo, daß die Herzen
in die gebohrten Loͤcher kommen. Auf dieſe Wur-
zeln wird hernach Sand geſchuͤttet bis an die an-
dere Reihe der Loͤcher, alsdenn leget man aber-
mal, wie jetzo gemeldet worden, Wurzeln hinein,
ſchuͤttet wieder Sand darauf, und faͤhret alſo damit
fort, bis das Faß ganz vol iſt. Hierauf wer-
den ſie oben in dem Faſſe etwas ſtark doch ge-
maͤchlich gegoſſen. Man wird in kurzer Zeit,
nicht allein wegen der ſchoͤnen Farben, und be-
ſondern Nutzen der Blaͤtter, ſondern auch um des
artigen Anſehens willen, ſeine Freude daruͤber ha-
ben, indem man beſtaͤndig den Winter uͤber die

auf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0186" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">7. Cap. Von Wurzel-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</hi></fw><lb/>
la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;o komt man um die bunte Art, daß mancher<lb/>
nicht weis, wie die&#x017F;es zugehet. So bald als<lb/>
der Same, welches etwa im halben September<lb/>
ge&#x017F;chiehet, reif wird, mus man ihn zeitig, ehe ihn<lb/>
die Vo&#x0364;gel wegfre&#x017F;&#x017F;en, mit den Stengeln ab&#x017F;chnei-<lb/>
den, und auf einen lu&#x0364;ftigen Ort &#x017F;tellen, damit er du&#x0364;r-<lb/>
re werden kan. Nach weniger Zeit kan man &#x017F;ol-<lb/>
chen mit einem Pru&#x0364;gel ausklopfen und reinigen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Jch pflege alle Jahre zur Herb&#x017F;tzeit ein al-<lb/>
tes Weinfas zu nehmen, und &#x017F;olches von unten<lb/>
an bis oben hinaus, rings herum in einer Linie,<lb/>
vol Lo&#x0364;cher, einen halben Zol gros, bohren zu la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, doch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auch die Lo&#x0364;cher unten an dem<lb/>
Boden nicht verge&#x017F;&#x017F;en werden, damit das u&#x0364;ber-<lb/>
flu&#x0364;ßige Wa&#x017F;&#x017F;er dadurch ab&#x017F;ickern kan. Jn die&#x017F;es<lb/>
Faß wird unten auf den Boden Sand ge&#x017F;chu&#x0364;ttet<lb/>
bis an die er&#x017F;te Reihe der Lo&#x0364;cher, hernach leget<lb/>
man die Wurzeln in das Fas, &#x017F;o, daß die Herzen<lb/>
in die gebohrten Lo&#x0364;cher kommen. Auf die&#x017F;e Wur-<lb/>
zeln wird hernach Sand ge&#x017F;chu&#x0364;ttet bis an die an-<lb/>
dere Reihe der Lo&#x0364;cher, alsdenn leget man aber-<lb/>
mal, wie jetzo gemeldet worden, Wurzeln hinein,<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;ttet wieder Sand darauf, und fa&#x0364;hret al&#x017F;o damit<lb/>
fort, bis das Faß ganz vol i&#x017F;t. Hierauf wer-<lb/>
den &#x017F;ie oben in dem Fa&#x017F;&#x017F;e etwas &#x017F;tark doch ge-<lb/>
ma&#x0364;chlich gego&#x017F;&#x017F;en. Man wird in kurzer Zeit,<lb/>
nicht allein wegen der &#x017F;cho&#x0364;nen Farben, und be-<lb/>
&#x017F;ondern Nutzen der Bla&#x0364;tter, &#x017F;ondern auch um des<lb/>
artigen An&#x017F;ehens willen, &#x017F;eine Freude daru&#x0364;ber ha-<lb/>
ben, indem man be&#x017F;ta&#x0364;ndig den Winter u&#x0364;ber die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0186] 7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. laͤſſet, ſo komt man um die bunte Art, daß mancher nicht weis, wie dieſes zugehet. So bald als der Same, welches etwa im halben September geſchiehet, reif wird, mus man ihn zeitig, ehe ihn die Voͤgel wegfreſſen, mit den Stengeln abſchnei- den, und auf einen luͤftigen Ort ſtellen, damit er duͤr- re werden kan. Nach weniger Zeit kan man ſol- chen mit einem Pruͤgel ausklopfen und reinigen laſſen. Jch pflege alle Jahre zur Herbſtzeit ein al- tes Weinfas zu nehmen, und ſolches von unten an bis oben hinaus, rings herum in einer Linie, vol Loͤcher, einen halben Zol gros, bohren zu laſ- ſen, doch muͤſſen auch die Loͤcher unten an dem Boden nicht vergeſſen werden, damit das uͤber- fluͤßige Waſſer dadurch abſickern kan. Jn dieſes Faß wird unten auf den Boden Sand geſchuͤttet bis an die erſte Reihe der Loͤcher, hernach leget man die Wurzeln in das Fas, ſo, daß die Herzen in die gebohrten Loͤcher kommen. Auf dieſe Wur- zeln wird hernach Sand geſchuͤttet bis an die an- dere Reihe der Loͤcher, alsdenn leget man aber- mal, wie jetzo gemeldet worden, Wurzeln hinein, ſchuͤttet wieder Sand darauf, und faͤhret alſo damit fort, bis das Faß ganz vol iſt. Hierauf wer- den ſie oben in dem Faſſe etwas ſtark doch ge- maͤchlich gegoſſen. Man wird in kurzer Zeit, nicht allein wegen der ſchoͤnen Farben, und be- ſondern Nutzen der Blaͤtter, ſondern auch um des artigen Anſehens willen, ſeine Freude daruͤber ha- ben, indem man beſtaͤndig den Winter uͤber die auf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/186
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/186>, abgerufen am 23.11.2024.