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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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6. Cap. Von allerhand
die Erde durchweiche, und die Pflanzen willig
aus derselben heraus gehen, auch wohl etwas Er-
de an den Wurzeln hangen bleibe, daß sie desto
eher bekleiben können. Die Pflanzen dürfen bey
dem stecken auch nicht blos auf den Acker hingeleget
werden, sondern man muß sie mit Kleidern oder mit
einem Tuche bedecken, daß die Sonne sie nicht so
sehr austrockenen und welk machen kan. Ei-
nige arme Kohl-Gärtner machen auch Löcher ne-
ben die Pflanzen, füllen selbige mit frischem Mist
aus, und bedecken solchen wieder mit der Erde,
welches sie Stuffen nennen. Diese Arbeit neh-
men sie um deßwillen vor, weil der Mist hier gar
sehr theuer ist, massen ein dreyspänniges Fuder auf
1 Rthlr. 16. Gr. mit dem Fuhrlohne zu stehen komt,
womit sie auf diese Art viel weiter kommen können,
als wenn das Land ordentlich gedünget wird. Drey
Wochen nach Michaelis pflegen wir mehrentheils
die Kraut-Häupter auszuziehen, welche zum Ver-
kauf nicht consumiret worden. Unterweilen läs-
set man es auch bis Simon Juda im Felde ste-
hen. Doch erinnere ich mich auch, daß das Kraut
schon 3 Wochen nach Michael erfroren ist, und
wenn dasselbige nach einigen Wochen durch die
gelinde Witterung wieder aufgethauet worden, so
hat es so arg, ja fast noch ärger als ein Luder ge-
stunken, daß man sich nicht getrauet hat auf das
Feld zu gehen. So bald man das Kraut nach
Hause geschaffet, wird ein Haupt um das andere
reihenweise mit den Wurzeln in die Erde geleget,
wobey man es bewenden lässet, bis man vermu-

thet,

6. Cap. Von allerhand
die Erde durchweiche, und die Pflanzen willig
aus derſelben heraus gehen, auch wohl etwas Er-
de an den Wurzeln hangen bleibe, daß ſie deſto
eher bekleiben koͤnnen. Die Pflanzen duͤrfen bey
dem ſtecken auch nicht blos auf den Acker hingeleget
werden, ſondern man muß ſie mit Kleidern oder mit
einem Tuche bedecken, daß die Sonne ſie nicht ſo
ſehr austrockenen und welk machen kan. Ei-
nige arme Kohl-Gaͤrtner machen auch Loͤcher ne-
ben die Pflanzen, fuͤllen ſelbige mit friſchem Miſt
aus, und bedecken ſolchen wieder mit der Erde,
welches ſie Stuffen nennen. Dieſe Arbeit neh-
men ſie um deßwillen vor, weil der Miſt hier gar
ſehr theuer iſt, maſſen ein dreyſpaͤnniges Fuder auf
1 Rthlr. 16. Gr. mit dem Fuhrlohne zu ſtehen komt,
womit ſie auf dieſe Art viel weiter kommen koͤnnen,
als wenn das Land ordentlich geduͤnget wird. Drey
Wochen nach Michaelis pflegen wir mehrentheils
die Kraut-Haͤupter auszuziehen, welche zum Ver-
kauf nicht conſumiret worden. Unterweilen laͤſ-
ſet man es auch bis Simon Juda im Felde ſte-
hen. Doch erinnere ich mich auch, daß das Kraut
ſchon 3 Wochen nach Michael erfroren iſt, und
wenn daſſelbige nach einigen Wochen durch die
gelinde Witterung wieder aufgethauet worden, ſo
hat es ſo arg, ja faſt noch aͤrger als ein Luder ge-
ſtunken, daß man ſich nicht getrauet hat auf das
Feld zu gehen. So bald man das Kraut nach
Hauſe geſchaffet, wird ein Haupt um das andere
reihenweiſe mit den Wurzeln in die Erde geleget,
wobey man es bewenden laͤſſet, bis man vermu-

thet,
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[90/0096] 6. Cap. Von allerhand die Erde durchweiche, und die Pflanzen willig aus derſelben heraus gehen, auch wohl etwas Er- de an den Wurzeln hangen bleibe, daß ſie deſto eher bekleiben koͤnnen. Die Pflanzen duͤrfen bey dem ſtecken auch nicht blos auf den Acker hingeleget werden, ſondern man muß ſie mit Kleidern oder mit einem Tuche bedecken, daß die Sonne ſie nicht ſo ſehr austrockenen und welk machen kan. Ei- nige arme Kohl-Gaͤrtner machen auch Loͤcher ne- ben die Pflanzen, fuͤllen ſelbige mit friſchem Miſt aus, und bedecken ſolchen wieder mit der Erde, welches ſie Stuffen nennen. Dieſe Arbeit neh- men ſie um deßwillen vor, weil der Miſt hier gar ſehr theuer iſt, maſſen ein dreyſpaͤnniges Fuder auf 1 Rthlr. 16. Gr. mit dem Fuhrlohne zu ſtehen komt, womit ſie auf dieſe Art viel weiter kommen koͤnnen, als wenn das Land ordentlich geduͤnget wird. Drey Wochen nach Michaelis pflegen wir mehrentheils die Kraut-Haͤupter auszuziehen, welche zum Ver- kauf nicht conſumiret worden. Unterweilen laͤſ- ſet man es auch bis Simon Juda im Felde ſte- hen. Doch erinnere ich mich auch, daß das Kraut ſchon 3 Wochen nach Michael erfroren iſt, und wenn daſſelbige nach einigen Wochen durch die gelinde Witterung wieder aufgethauet worden, ſo hat es ſo arg, ja faſt noch aͤrger als ein Luder ge- ſtunken, daß man ſich nicht getrauet hat auf das Feld zu gehen. So bald man das Kraut nach Hauſe geſchaffet, wird ein Haupt um das andere reihenweiſe mit den Wurzeln in die Erde geleget, wobey man es bewenden laͤſſet, bis man vermu- thet,

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/96>, abgerufen am 26.05.2024.