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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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welche unter den Pflug gehören.
daß die auf gedüngtem Lande erwachsene Erbsen
nicht so gut kocheten als diejenigen, welche auf ma-
gern Aeckern gebauet würden. Andere hingegen
halten das Wiederspiel.

Wenn die Erbsen sich nicht weich kochen las-
sen, so nehmen unsere Weiber drey bis vier Tage
gestandenes Wasser hierzu, wovon sie weich werden
sollen. Sonsten weiß ich auch, daß das Regen-
Wasser die allerbesten Dienste thut, die Hülsen-
Früchte weich zu kochen, welches auch, wie die Me-
dici
davor halten, sehr gesund seyn sol. Was ich al-
hier von dem Einernden dieser Frucht noch anmer-
ken solte, solches ist albereits in dem vierten
Theile
p. 152. geschehen.

An einigen Orten habe ich gesehen, daß die
Acker-Leute im Früh-Jahre Erbsen in die Brache
bestellet, und solche, wenn sie geblühet und ihre
Schoten angesetzet, wiederum umgepflüget haben.
Wenn nun das Land eine Zeitlang gelegen, und das
Erbs-Stroh in der Erden verfaulet, so ruren sie
das Land, wie in der ordentlichen Brache zu gesche-
hen pfleget. Und dieses sol eine Düngung abge-
ben und guten Nutzen zuwege bringen. Allein ich
kan nicht einsehen, daß dieses zur Besserung
des Landes etwas beytragen solte. Es hält wohl
das Stroh, wenn es in einem festen und schweren
Lande untergeackert worden, die Acker etwas locker
und milde, weiter aber wird es wohl schwerlich zur
Düngung etwas beytragen können. Man bringt
sich auch bey einer solchen vermeinten Klugheit nur
um den Vorrath der Erbsen, da doch solche in der

Haus-
K 2

welche unter den Pflug gehoͤren.
daß die auf geduͤngtem Lande erwachſene Erbſen
nicht ſo gut kocheten als diejenigen, welche auf ma-
gern Aeckern gebauet wuͤrden. Andere hingegen
halten das Wiederſpiel.

Wenn die Erbſen ſich nicht weich kochen laſ-
ſen, ſo nehmen unſere Weiber drey bis vier Tage
geſtandenes Waſſer hierzu, wovon ſie weich werden
ſollen. Sonſten weiß ich auch, daß das Regen-
Waſſer die allerbeſten Dienſte thut, die Huͤlſen-
Fruͤchte weich zu kochen, welches auch, wie die Me-
dici
davor halten, ſehr geſund ſeyn ſol. Was ich al-
hier von dem Einernden dieſer Frucht noch anmer-
ken ſolte, ſolches iſt albereits in dem vierten
Theile
p. 152. geſchehen.

An einigen Orten habe ich geſehen, daß die
Acker-Leute im Fruͤh-Jahre Erbſen in die Brache
beſtellet, und ſolche, wenn ſie gebluͤhet und ihre
Schoten angeſetzet, wiederum umgepfluͤget haben.
Wenn nun das Land eine Zeitlang gelegen, und das
Erbs-Stroh in der Erden verfaulet, ſo ruren ſie
das Land, wie in der ordentlichen Brache zu geſche-
hen pfleget. Und dieſes ſol eine Duͤngung abge-
ben und guten Nutzen zuwege bringen. Allein ich
kan nicht einſehen, daß dieſes zur Beſſerung
des Landes etwas beytragen ſolte. Es haͤlt wohl
das Stroh, wenn es in einem feſten und ſchweren
Lande untergeackert worden, die Acker etwas locker
und milde, weiter aber wird es wohl ſchwerlich zur
Duͤngung etwas beytragen koͤnnen. Man bringt
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um den Vorrath der Erbſen, da doch ſolche in der

Haus-
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[147/0182] welche unter den Pflug gehoͤren. daß die auf geduͤngtem Lande erwachſene Erbſen nicht ſo gut kocheten als diejenigen, welche auf ma- gern Aeckern gebauet wuͤrden. Andere hingegen halten das Wiederſpiel. Wenn die Erbſen ſich nicht weich kochen laſ- ſen, ſo nehmen unſere Weiber drey bis vier Tage geſtandenes Waſſer hierzu, wovon ſie weich werden ſollen. Sonſten weiß ich auch, daß das Regen- Waſſer die allerbeſten Dienſte thut, die Huͤlſen- Fruͤchte weich zu kochen, welches auch, wie die Me- dici davor halten, ſehr geſund ſeyn ſol. Was ich al- hier von dem Einernden dieſer Frucht noch anmer- ken ſolte, ſolches iſt albereits in dem vierten Theile p. 152. geſchehen. An einigen Orten habe ich geſehen, daß die Acker-Leute im Fruͤh-Jahre Erbſen in die Brache beſtellet, und ſolche, wenn ſie gebluͤhet und ihre Schoten angeſetzet, wiederum umgepfluͤget haben. Wenn nun das Land eine Zeitlang gelegen, und das Erbs-Stroh in der Erden verfaulet, ſo ruren ſie das Land, wie in der ordentlichen Brache zu geſche- hen pfleget. Und dieſes ſol eine Duͤngung abge- ben und guten Nutzen zuwege bringen. Allein ich kan nicht einſehen, daß dieſes zur Beſſerung des Landes etwas beytragen ſolte. Es haͤlt wohl das Stroh, wenn es in einem feſten und ſchweren Lande untergeackert worden, die Acker etwas locker und milde, weiter aber wird es wohl ſchwerlich zur Duͤngung etwas beytragen koͤnnen. Man bringt ſich auch bey einer ſolchen vermeinten Klugheit nur um den Vorrath der Erbſen, da doch ſolche in der Haus- K 2

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/182>, abgerufen am 24.11.2024.